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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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    Ragnar wandte dem Sumpf den Rücken zu und ließ den Blick über Allman und das Schaf gleiten. Beide waren gerade dabei, sich hustend und Schlamm spuckend wieder auf die Beine zu kämpfen. Arnbjorn und Bjarney wischten sich den Speichel von den Lippen. Das Schaf stand einen Moment lang unsicher schwankend da und galoppierte schließlich blökend zu seinen Artgenossen zurück.
    »Du hast das zweite einfach versinken lassen?«, schnauzte Ragnar Allman an und grinste ihm augenzwinkernd zu, als der Fremde empört die Schultern aufrichtete und sich anschickte, den Gothi zu verfluchen. Allman entspannte sich und erwiderte das Grinsen.
    Ragnar wirbelte zu Thorir herum, der mit hängenden Schultern hilflos die Hände rang. »Es war nicht meine Schuld!«, stieß er trotzig hervor.
    »Du!«, bellte Ragnar. »Dafür wirst du für den Rest deines Lebens Brennholz sammeln! Wie viele Schafe hast du jetzt schon auf dem Gewissen? Ich werde sie dir von deinen Essensrationen abziehen! Selbst Yngi ist ein besserer verdammter Schafhirte als du! Musstest du dir von einem unerfahrenen Neuling zeigen lassen, wie man es richtig macht?«
    Er verstummte kurz, um nach Luft zu schnappen, als er sah, wie sich Bjarneys Augen weiteten.
    Bjarney öffnete den Mund, und im selben Moment spürte Ragnar, wie irgendetwas gegen seinen Rücken prallte. Die Welt kippte seitlich weg. Ein Geräusch wie das Heulen einer Kettensäge erfüllte seine Ohren. Die Krallen eines Snolpelzes bohrten sich wie glühende Nägel durch Ragnars Kleidung in seinen Rücken. Als er den Kopf in den Nacken legte und zu schreien versuchte, erblickte er das Hinterteil des Snolpelzes, der ihn fortzuschleifen versuchte.
    Trotz der grausamen Schmerzen, die in seinem Rücken tobten, wandte er sich verzweifelt hin und her, und plötzlich sah er einen blau-weißen Feuerball auf sich zu hüp fen. Die Feuerkugel knisterte und verströmte einen durch dringenden Ozongeruch.
    Im letzten Moment änderte sie ihre Richtung, rollte in den Sumpf und versank langsam blubbernd und Blasen schlagend im Morast, aus dem Dampffontänen in die Höhe schossen.
    Einen Moment lang hörte Ragnar noch Schreie hinter seinem Rücken aufklingen, untermalt von dem kettensägenartigen Heulen des fliehenden Snolpelzes, dann versank er in einem Meer aus Schwärze.
    Die Welt um ihn herum schwankte wie wild, als er erwachte. »Bleib ruhig liegen, Papa«, drang Arnbjorns Stimme an seine Ohren. »Wir sind gleich zu Hause. Wir haben eine Bahre aus dem Zelt des Schäfers gemacht. Bjarney und ich schaffen dich nach Hause.«
    »Was ist … mit den anderen?«, flüsterte Ragnar. Sein Rücken fühlte sich an, als wäre er mit glühenden Nadeln durchbohrt worden.
    »Alles in Ordnung«, erwiderte Arnbjorn. »Der Snolpelz ist verschwunden, bevor wir auf ihn schießen konnten. Die anderen Männer treiben die letzten verstreuten Schafe zusammen.«
    Ragnars Proteste, dass er die Arbeit beaufsichtigen müsste, verhallten ungehört. Seine Leute bestanden darauf, ihn direkt nach der Heimkehr ins Bett zu stecken, wo er der Fürsorge der Frauen hilflos ausgeliefert war.
    Als er am Nachmittag wieder auf die Füße kam, erwartete Allman ihn an der Hintertür.
    »Ich möchte nach Süden gehen und mich auf die Suche nach der Winter Song machen, sofern sie überhaupt exis tiert«, eröffnete der Fremde ihm nach einigen dürren Höf lichkeitsfloskeln. »Wenn ja, müsste sie über einen Notrufsender verfügen. Vielleicht kann ich ihn aktivieren. Ich habe während der letzten Tage eine Menge Nachforschungen angestellt und glaube, die Gegend entdeckt zu haben, wo das Schiff liegen müsste. Ich bin überzeugt, dass die Geschichte von der Winter Song keine reine Erfindung ist.«
    »Du hast also andere Leute vom Orakel ferngehalten?«
    »Ganz und gar nicht. Ich habe es nur benutzt, wenn es frei war und ich die mir aufgetragenen Aufgaben erledigt hatte.«
    Ragnars Rücken schmerzte höllisch, und er hatte das Gefühl, als steckten die Krallen des Snolpelzes noch immer in seinem Fleisch. Später dachte er immer wieder, dass wahrscheinlich nicht so viele Männer hätten sterben müssen, wenn Allman nur etwas geduldiger gewesen wäre. Vielleicht hätten sich die Dinge dann ganz anders entwickelt.
    Vielleicht … Aber er hatte furchtbare Schmerzen, und bildete sich dieser dämliche Bastard etwa tatsächlich ein, er hätte alle seine Schulden beglichen, nur weil er ein einziges Schaf aus dem Sumpf gezogen hatte? »So, hast du das?«,

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