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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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als einen Interessenskonflikt, Herr Helgrimsson …«
    »Mit einer auf dem eigenen Mist gewachsenen Rechtsprechung wirst du hier nicht weiterkommen«, knurrte Ragnar.
    »Völlig richtig«, stimmte ihm Allman zu. »Soweit ich das verstanden habe, sollst du gar nicht als Richter fungieren, sondern lediglich dafür sorgen, dass die Gesetze befolgt werden. Ansprüche gegen irgendwen festzusetzen, ist die Aufgabe eines Gerichts. Habe ich nicht recht?«
    »Vielleicht habe ich mich ja nicht ganz korrekt ausgedrückt«, sagte Ragnar, wobei er seine Worte diesmal besonders sorgfältig wählte. Es war unverkennbar, dass der Mann mit den anderen gesprochen, sich ihre auf Halbwissen beruhenden Ansichten angehört und das Orakel zurate gezogen hatte. Wer auch immer das Sprichwort geprägt hatte, dass Halbwissen gefährlicher als gar kein Wissen war, hatte ein wahres Wort gesprochen. Mögen die Götter uns vor den Menschen bewahren, die ihre eigenen Lehrer gewesen sind! »Du kannst deine Beschwerde selbstverständlich vor einem ordentlichen Gericht vortragen und sie dort verhandeln lassen. Aber das wird noch einige Zeit dauern.«
    »Tut mir leid«, erwiderte Allman in einem Tonfall, der die Floskel Lügen strafte. »Aber ich kann dir mittlerweile nicht mehr über den Weg trauen. Alles, was du sagst, wird eindeutig von deinem eigenen Interesse beherrscht.«
    »Wie kannst du es wagen!« Obwohl Ragnar kaum mehr als flüsterte, ließ der Ausdruck in seinen Augen Allman zurückweichen.
    Trotzdem gab der Fremde nicht klein bei, was entweder ein Beleg für einen Mut war, den Ragnar erst jetzt wahrnahm, oder für seine Verzweiflung. »Ich werde das tun, was alle Gefangenen tun, sobald sie die Chance dazu bekommen: Ich werde dich jetzt einfach verlassen.« Er drehte sich um und trat ins Freie, wo Bera stand, die die beiden Männer mit unverkennbarer Anspannung beobachtete.
    Diese Provokation war mehr, als Ragnar ertragen konnte. Er ergriff ein Nudelholz, das auf dem Tisch lag, und trat in den fallenden Schnee hinaus, um den Undankbaren zur Rede zu stellen. »Du!«, dröhnte er und baute sich zwischen seiner Pflegetochter und ihrem Verführer auf. »Du kehrst jetzt auf der Stelle in die Küche zurück und beendest deine Arbeit!«
    »Oder was?«, fragte Allman, während er sich einfach an ihm vorbeischob.
    »Oder …«, fauchte Ragnar, wobei er das Nudelholz so herumschwang, dass es Allman in einem stumpfen Winkel am Kopf traf und Bera einen schrillen Aufschrei entlockte, »… du wirst meinen Zorn zu spüren bekommen, Junge!«
    Karl sackte wie vom Blitz getroffen zusammen. Bera eilte dem am Boden liegenden Fremden zu Hilfe, und als Ragnar sich umdrehte, entdeckte er Arnbjorn und Thorir, die ihn mit großen Augen anstarrten. »Schnappt euch diesen haarlosen Schurken und sperrt ihn in einen Schuppen, bis ich entschieden habe, wie ich ihn bestrafen werde!«, befahl er ihnen. »Morgen ist das Erntefest. Soll er sich bis dahin in seinem Gefängnis ruhig die Beine in den Bauch stehen und lernen, sich in Geduld zu üben, während wir feiern.«
    Bera öffnete den Mund, doch Ragnar kam ihr zuvor. »Kein Wort, Kind, es sei denn, du möchtest die Wucht meines Zorns kennenlernen. So wie er sie jetzt kennenlernen wird!«

9 Karl
    9 0 KARL
    »Wie geht es deinem Kopf?«, erkundigte sich Arnbjorn, während er Karl ein Tablett mit einem kleinen Laib Brot, einer Schüssel wässrigem Eintopf und einem Becher Bier reichte.
    Karl blinzelte in das helle Licht, das in den Schup pen fiel. »Besser, danke. Gestern war mir ziemlich schlecht, aber eine Gehirnerschütterung vergeht nach rund einem Tag.« Er berührte vorsichtig die Stelle an seinem Kopf, wo Ragnar ihn getroffen hatte. Die Beule fühlte sich bereits weniger weich als am Vortag an und war auf die Größe eines Hühnereis zusammengeschrumpft.
    Arnbjorn, der vor der Tür wartete, nickte. Sein blondes Haar flatterte in einem Windstoß. »Papa hat ein furchtbares Temperament, und du hast im falschen Moment etwas von ihm verlangt … Obwohl er auch unter anderen Umständen kaum zugestimmt hätte. Wenn er erst einmal etwas beschlossen hat, ist daran nicht mehr zu rütteln.« Er zuckte die Achseln, als handelte es sich bei der Meinung seines Vaters um ein Naturereignis wie das Wetter oder die Schwerkraft.
    »Du scheinst weder sein aufbrausendes Temperament noch sein Aussehen geerbt zu haben«, sagte Karl.
    »Ich komme in beiderlei Hinsicht mehr nach Mama.« Arnbjorn grinste. »Aber ich habe den Verstand meines

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