Gestrandet
Janeway.
»Wenn Yashar noch jemanden entführen möchte, so
konzentriert er seine Bemühungen vermutlich auf Sie, Captain.
In dem Fall brauchen wir eine Möglichkeit, Sie und Kes zu lokalisieren. Deshalb schlage ich vor, Sie mit einem subdermalen modifizierten radioaktiven Isotop auszustatten.
Dann können wir Ihren Aufenthaltsort feststellen, falls wir voneinander getrennt werden.«
»Und dann haben wir auch die Möglichkeit, Kes zu finden, wenn ein zweiter Befreiungsversuch notwendig werden
sollte«, fügte Janeway hinzu. »Ausgezeichnet, Tuvok. Solche listigen Ideen erwarte ich von Ihnen.« Tuvok wölbte eine Braue. »Natürlich ist Ihr Vorschlag auch sehr logisch«, fügte sie hinzu, wobei ihre Lippen ein Lächeln andeuteten. Der Vulkanier antwortete nicht, aber die Braue kam wieder nach unten.
»Ich verstehe das nicht ganz«, gestand Paris, als sie den Turbolift betraten.
»Krankenstation«, wies Janeway den Computer der
Transportkapsel an. Dann wandte sie sich dem Piloten zu.
»Der Doktor wird mir ein Isotop unter die Haut pflanzen, und davon geht ein ganz bestimmtes radioaktives Signal aus. Es entspricht einem üblichen Starfleet-Muster, damit wir es leicht erkennen können. Wohin auch immer ich gehe – es bleibt eine Spur zurück.«
Paris nickte langsam. »Wie bei den Brotkrumen von Hänsel und Gretel.«
»Genau.« Janeway lächelte, während Tuvok sie und den Piloten mit ausdrucksloser Miene musterte.
»Manchmal fällt es mir wirklich schwer, menschliches Verhalten zu verstehen«, sagte der Vulkanier, und Janeway glaubte fast, so etwas wie Verdruß in seiner Stimme zu hören.
Paris und sie schmunzelten, doch auf dem Weg zum
Shuttlehangar verblaßte ihr Lächeln. Mit den Sensoren ließen sich keine Daten gewinnen, und das bedeutete: Niemand von ihnen wußte, was sie auf der Oberfläche von Mischkara erwartete.
Kapitel 5
Als das Shuttle in den Ionensturm geriet, fragte sich Janeway kurz, ob sie Torres, Paris, Bokk, Neelix, Tuvok und sich selbst in den Tod schickte. Das kleine Schiff wurde wie das Spielzeug eines Riesen hin und her geworfen. Für einige Sekunden, die ihm wie Jahre vorkamen, fühlte sich der Pilot Paris den Gewalten hilflos ausgeliefert. Dann gelang es ihm zusammen mit Janeway, die Fluglage des Shuttles zu
stabilisieren und es tiefer zu steuern, in Richtung Atmosphäre, beziehungsweise dem, was unter den vagen Schlieren des Verzerrungsfelds davon übriggeblieben war.
Die Erschütterungen wurden schwächer und hörten dann ganz auf. Janeway holte tief Luft, als sie merkte, daß sie den Atem angehalten hatte. Einige Strähnen ihres langen Haars hatten sich unter der Spange gelöst und klebten im
schweißfeuchten Gesicht. Die Stelle am Arm, wo der Doktor das radioaktive Isotop implantiert hatte, juckte sehr, doch sie widerstand der Versuchung, sich dort zu kratzen.
Sie sah zu Tom, der ähnlich mitgenommen wirkte wie sie selbst, und fragte ihn stumm, ob er das Shuttle unter Kontrolle hatte. Er schien ihre Gedanken zu erraten und nickte.
Janeway nahm sich einige Sekunden Zeit, um das Haar in Ordnung zu bringen und den Schweiß von der Stirn zu
wischen. Sie wollte ruhig und selbstsicher wirken, wenn sie mit Aren verhandelte.
Das Schlimmste war überstanden, und sie nutzte die
Gelegenheit, sich einen besseren Eindruck von Mischkara zu verschaffen.
Es war kein sehr freundlicher Planet. Der Ionensturm filterte einen großen Teil des Lichts, das die Welt von der gelben Sonne erhielt, und daher herrschte überall mattes Grau. Das Land unter ihnen war noch zu weit entfernt, um Einzelheiten erkennen zu können, aber alles sah sehr öde aus. Das braune, felsige Gelände präsentierte keine Pflanzen oder andere Lebensformen.
»Meine Güte, was für ein gräßlicher Ort«, kommentierte Fähnrich Bokk. Der Bolianer sah aus dem Fenster, und Abscheu zeigte sich in seinem blauen Gesicht.
»Arme Kes«, sagte Neelix leise. »In einer solchen Einöde gefangen zu sein, in der Gewalt eines schrecklichen
Mannes…« Er sprach nicht weiter.
Janeway wandte sich ihm zu, während Paris den Landeanflug fortsetzte. »Ich kann Ihre Empfindungen verstehen«, betonte sie, und ihre Worte galten nicht nur dem Talaxianer. »Aber wir dürfen unseren Emotionen auf keinen Fall nachgeben. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Tuvok und mir. Wenn Aren merkt, daß wir wütend sind, glaubt er sich bestimmt im Vorteil. Haben Sie verstanden?«
Die übrigen Mitglieder des Einsatzkommandos nickten ernst.
Janeway
Weitere Kostenlose Bücher