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Gestrandet

Gestrandet

Titel: Gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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drehte sich zum Fenster um und sah voraus das Ziel ihres Flugs.
    Als Kind hatte sie einmal ein altes Schneeglas zum
    Geburtstag bekommen. Sie war sehr davon fasziniert gewesen und schüttelte es immer wieder, um zu beobachten, wie sich das Glas mit weißen Flocken füllte, die dann langsam auf eine kleine Hütte und winzige Bäume sanken. Doch eines Tages war sie unvorsichtig und stellte das Glas zu nah an der Tischkante ab. Als sie später mit ihrem Hund Bramble spielte, stieß sie gegen den Tisch, wodurch die Glaskugel über die Kante rutschte, auf den Boden fiel und zerbrach. Mit kleinen
    ›Schneeflocken‹ gefülltes Wasser spritzte fort, und das Glas blieb mit einem gräßlichen Loch auf der Seite liegen, während der Rest seines Zaubers wie das Blut eines Sterbenden dahintropfte.
    Ein ähnliches Bild bot sich Janeway jetzt dar.
    Die Kuppel eines Habitats ragte in den Himmel. Einst mochte sie Hunderte oder gar Tausende von Siedlern vor der
    feindlichen Umwelt dieses Planeten geschützt haben. Doch als sie sich der Kuppel näherten, sah Janeway, daß sie an mehreren Stellen geborsten war und niemanden mehr schützen konnte. Hatte jemand oder etwas versucht, in das Habitat hineinzugelangen oder es zu verlassen? War es zu einem tragischen Unglück gekommen? Vielleicht erhielt Janeway nie Antwort auf diese Fragen, und deshalb verdrängte sie sie aus ihrem Bewußtsein, konzentrierte sich statt dessen darauf, Paris zu helfen, als er das Shuttle durch ein großes Loch in der Kuppel steuerte.
    Aus den Augenwinkeln sah Janeway Überreste der einstigen Zivilisationsenklave: verfallene Gebäude, leere Straßen, Felder, auf denen kein Getreide mehr wuchs. Die Landefläche hingegen, der sich das kleine Schiff nun näherte, wirkte seltsam neu und bunt zwischen den Ruinen.
    Paris betätigte einige Schaltflächen, und das Shuttle sank langsam dem Boden entgegen, setzte ohne einen Ruck auf.
    Janeway atmete noch einmal tief durch, sah ihre Begleiter der Reihe nach an und sammelte innere Kraft.
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Nur wenige Sekunden nach der Landung hämmerte jemand an die Außenhülle. »Das Empfangskomitee«, sagte Tom Paris. Er berührte einen Schalter, woraufhin die Luke aufschwang. Eine Rampe fuhr aus und neigte sich dem Boden entgegen.
    Sieben Bewaffnete aus unterschiedlichen
    Humanoidenvölkern warteten draußen. Sie richteten ihre Strahler auf die Landegruppe.
    »Bitte steigen Sie aus«, sagte einer von ihnen so schroff, daß die Worte zu einem Befehl wurden.
    Janeway kam der Aufforderung nach und bedeutete den
    anderen mit einem knappen Nicken, ihrem Beispiel zu folgen.
    Sie verließen das Shuttle ebenfalls, schritten über die Rampe und betraten das Landefeld. Die Kommandantin der Voyager rechnete damit, daß man sie sondierte oder vielleicht sogar durchsuchte, aber fünf der Wächter blieben einfach nur ruhig stehen, während die beiden anderen im Shuttle verschwanden.
    »Sonst befindet sich niemand an Bord«, meldete kurze Zeit später einer von ihnen. »Wir haben uns gründlich umgesehen.«
    Ein hochgewachsener und auffallend dünner Humanoide
    nickte. »Gut«, sagte die Gestalt, bei der es sich offenbar um eine Frau handelte – der in Janeways Insignienkommunikator integrierte Translator gab der Stimme jedenfalls einen weiblichen Klang. »Bitte folgen Sie uns, Captain Janeway. Der Commander erwartet Sie.«
    Daraufhin drehte sie sich um und ging mit langen Schritten in Richtung Habitatzentrum. Janeway und ihre Begleiter setzten sich ebenfalls in Bewegung. Gelegentlich mußten sie laufen, um nicht den Anschluß zu verlieren. Die Wächter umringten sie die ganze Zeit über. Zwar richteten sie jetzt nicht mehr ihre Waffen auf die Besucher, aber finstere Gesichter vermittelten eine klare Botschaft: Wir raten euch dringend davon ab, einen Fluchtversuch zu unternehmen.
    Angesichts der Größe der Humanoiden sah Janeway nicht viel von ihrer Umgebung. Ihre Eindrücke beschränkten sich erneut auf vor langer Zeit verlassene Gebäude und Straßen voller Schutt. Nach einigen Minuten merkte sie, daß sie durch das schnelle Gehen fast außer Atem geriet, was sie für einen wichtigen Hinweis hielt. Die Luft ist atembar, ja, aber sie enthält nur wenig Sauerstoff. Wir sollten uns nicht zu lange an diesem Ort aufhalten.
    Ihr schneller Marsch brachte sie schließlich zu einem hohen Gebäude, das alle anderen überragte. Es schien ebenso alt zu sein wie die anderen, befand sich aber in einem besseren Zustand. Einer

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