Gestrandet
ja. Dort sind sie weit verbreitet.«
»Warum ist das Ihrer Meinung nach hier nicht der Fall?«
Lernen. Kes wollte immer lernen. Mit plötzlichem Kummer dachte Janeway an einen möglichen Grund dafür: Vielleicht versuchte die Ocampa, ihre neun kurzen Jahre mit den Erfahrungen von einem Dutzend Leben zu füllen.
»Bisher sind wir hier noch keiner Organisation begegnet, die sich mit der Föderation vergleichen ließe. Raumstationen haben eigentlich nur dann einen Sinn, wenn sie von mehreren Welten gebaut und verwaltet werden. Nun, Oase befindet sich mitten in einer Ansammlung von Planeten der Klasse M.
Administrator Yashars Ausführungen deuten darauf hin, daß dort reger Betrieb herrscht. Wenn das stimmt, bekommen wir vielleicht Gelegenheit, Sternkarten zu kaufen.«
Sie brachten eine Ecke hinter sich, und Janeway nickte einem jungen Fähnrich zu, der ihnen entgegenkam. Er sah abgespannt aus, fand sie. Vielleicht eignete sich Oase auch für einen Landurlaub – Yashar hatte eine solche Möglichkeit angedeutet.
Natürlich hing alles davon ab, was die Landegruppe vorfand.
»Ich interessiere mich vor allem für das Treibhaus, das der Administrator erwähnte«, sagte Kes und unterbrach Janeways Überlegungen.
»Sie haben bisher nicht viele gesehen«, stellte Janeway fest.
»Nun, eigentlich sind solche Einrichtungen an Bord einer Raumstation logisch. Etwas Grünes und Lebendiges in einer kalten, sterilen Umgebung. Denkbar wäre auch eine besondere Bedeutung für die lokale Kultur. Viele Zivilisationen haben heilige Haine oder etwas in der Art.« Sie sah zu Kes, und in ihren Augen funkelte es. »Wie zum Beispiel Ihr Garten.«
Kes erkannte den Humor in der Bemerkung und lachte.
Wenige Sekunden später betraten sie den Transporterraum, wo die anderen Mitglieder der Landegruppe – B’Elanna Torres, Tom Paris und Neelix – ungeduldig warteten.
Janeway lächelte noch immer, als sie auf die
Transferplattform trat. »Energie.«
Die Rematerialisierung war noch nicht ganz abgeschlossen, als Janeway bereits die Stimme ihres Gastgebers hörte.
»Ich möchte Sie als erster an Bord von Oase willkommen heißen, Captain Janeway.«
Die Kommandantin drehte sich zum Stationsadministrator Aren Yashar um. Er verneigte sich tief, und die Landegruppe folgte seinem Beispiel.
Janeway hatte von Bord des Schiffes aus ein Kom-Gespräch mit Yashar geführt, doch sie zog in jedem Fall einen persönlichen Kontakt vor. Viel konnte verhandelt und vereinbart werden, ohne daß sich die beteiligten Parteien begegneten, aber Janeway nutzte jede Gelegenheit, um Freund oder Feind persönlich einzuschätzen.
Yashar enttäuschte sie nicht. Der rhulanische Verwalter der Raumstation Oase war groß und elegant, wirkte wie ein Mensch. Langes blauschwarzes Haar reichte ihm ein ganzes Stück über die Schultern hinweg und wies mehrere bunte Zierbänder auf. Die lackierten Fingernägel liefen spitz zu. Erst beim zweiten Blick fiel auf, daß die Brauen dünner waren und höher an der Stirn saßen als bei Menschen. Der größte Unterschied war ebenfalls subtiler Natur: Yashar gehörte zum Volk der Rhulani, und solche Humanoiden hatten
schimmernde Schwimmhäute zwischen den Fingern. Der
Administrator trug einen Umhang aus glänzendem Stoff, stand gerade und hoch aufgerichtet. Trotz der tiefen Verbeugung gewann Janeway den Eindruck, daß er eine gleichberechtigte Person in ihr sah. Das gefiel ihr.
»Vielen Dank für Ihre Einladung, Administrator Yashar.«
Er hob wie abwehrend die Hand, und für einen
Sekundenbruchteil schillerten die Schwimmhäute. »Oh, ich bitte Sie. Nennen Sie mich Aren. Bei meinem Volk gilt die Verwendung des Nachnamens als außerordentlich förmlich oder sogar feindselig. Ich hoffe, in unserer Beziehung wird es weder das eine noch das andere geben.«
Janeway nickte knapp. »Wie Sie wünschen, Aren. Ich möchte Ihnen die Mitglieder der Landegruppe vorstellen. Das ist Lieutenant Paris, unser Pilot. Die Chefingenieurin B’Elanna Torres. Neelix, Koch und Moraloffizier. Und Kes,
medizinische Assistentin und Expertin für Pflanzen aller Art.«
Janeway sah sich um, als ihre Begleiter freundliche Worte an den Administrator richteten. Schon nach wenigen Sekunden verblaßte ihr Lächeln. Bei dem früheren Gespräch mit Aren hatte sie sich eine Raumstation vorgestellt, deren Anlagen mit voller Kapazität arbeiteten. Allerdings: Die Wirklichkeit sah anders aus.
Beim Anflug hatten die Sensoren der Voyager drei angedockte Schiffe
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