Gesucht - Ein Lord zum heiraten
zu verbringen, mit denen sie nicht verwandt sind. Die beiden beten sie an. Du könntest es schlechter treffen.“
„Eigentlich bin ich gar nicht auf der Suche nach einer Gattin.“
„Jetzt bist du es.“ Giles lachte, als er Brandts Gesichtsausdruck sah. „Wenn Marguerite etwas dazu zu sagen hat.“
Brandt ritt den Weg entlang, der über die Klippen nach Waverly führte. Unter ihm lag der Strand und dahinter die funkelnde See, doch er schenkte der Landschaft keine Beachtung. Stattdessen ging ihm der Gedanke an Kinder nicht aus dem Kopf. Seine Kinder. In Waverly.
Er musste verrückt sein. Gewiss hatten Julian und Emma ihn nicht so sehr bezaubern können, dass er plötzlich eigenen Nachwuchs haben wollte. Wenn er je über Kinder nachgedacht hatte, dann waren sie stets gesichtslos gewesen.
Nun waren sie das nicht mehr. Sie hatten rundliche Wangen und pummelige Händchen. Und ihr Lächeln rührte sein Herz. Obwohl er spürte, dass Waverly das Richtige für ihn war, schien dort irgendetwas zu fehlen, als ob es noch etwas gäbe, das er sich wünschte. Jetzt wusste er, was es war. Dasselbe, was Justin und Giles hatten: warmherzige, liebevolle Familien.
Nicht so wie seine eigene Familie, mit einer Mutter, die niemals lächelte, und dem kalten, strengen Vater, der bei den kleinsten Verstößen zornig wurde. Brandt konnte sich kaum an eine Zeit erinnern, in der seine Mutter nicht krank gewesen war, und obwohl sie nie die Stimme erhoben und nie vor anderen geweint hatte, stand für ihn fest, dass sie furchtbar unglücklich gewesen sein musste. Und sein Vater hatte sich ihm gegenüber nie wie ein Vater verhalten. Nur in Justins Familie war ihm Wärme zuteil geworden.
Er war oft bei den Westmores gewesen. Die Duchess hatte ihm die gleiche Liebe und Herzlichkeit entgegengebracht wie ihrem eigenen Sohn. Sie hatte ihm stets zugehört, wenn er etwas auf dem Herzen hatte, und war sich nicht zu schade gewesen, sich auf den Boden zu hocken und mit ihnen zu spielen. Der Duke war zwar zurückhaltender, aber genauso freundlich gewesen.
Brandt hatte Justin beneidet. Er tat es noch immer.
Doch selbst wenn er eine Gattin haben wollte, er konnte sich keine leisten. Es war ihm zwar gelungen, einen Teil des Vermögens zu retten, das sein Vater vergeudet hatte, aber die Ausgaben für all die Reparaturen und Verbesserungen auf dem Grundbesitz, die sein Vater vorzunehmen versäumt hatte, waren immens hoch gewesen. Einen Teil hatte er für ein gewagtes Unternehmen aufs Spiel gesetzt, das gegenwärtig erfolglos zu sein schien. Aber immerhin besaß er Waverly, das Anwesen, das er haben wollte, seit er es zum ersten Mal gesehen hatte.
Er wollte nicht des Geldes wegen heiraten oder eine Vernunftehe eingehen. Oder für den Erben sorgen, den seine Großtante Lady Farrows in keinem Brief unerwähnt ließ. Er würde keinen Nachwuchs in die Welt setzen, es sei denn, er heiratete eine Frau, die Kinder ebenso anbetete, wie Marguerite oder Belle es taten.
Eine Frau wie Chloe.
Er verwünschte Marguerite, weil sie ihm diesen Gedanken in den Kopf gesetzt hatte. Chloe passte nicht zu ihm. Sie war zu unschuldig, zu gut.
Und er besaß den gleichen Charakter wie sein Vater. Er hatte beweisen wollen, dass er anders war. Mit seinem zügellosen Leben in London hatte er sich zu überzeugen versucht, dass er alle Fleischeslüste kosten konnte, die die Hauptstadt zu bieten hatte. Vergnügungen, die sein kalter, leidenschaftsloser Vater verurteilte. Ironischerweise hatte er erkennen müssen, dass er aus dem gleichen Holz geschnitzt war wie sein Vater.
Brandt erreichte die baufälligen Stallungen, saß ab und übergab sein Pferd einem Stallburschen. Statt sich zum Haus zu begeben, schlug er den Weg ein, der zur Küste führte. Am Rand der Klippen blieb er stehen. Plötzlich bemerkte er auf den flachen Felsen im Watt zwei Kinder und eine Frau, die er ohne Schwierigkeiten erkannte: Es waren Lord Will Haversham und seine Schwester Lady Caroline – und Lady Chloe.
Er fluchte leise. Seiner Berechnung nach musste die Flut bald kommen. Er hoffte, Chloe war so vernünftig, die Felsen vorher zu verlassen. Rasch eilte er zu den unebenen Steinstufen, die zum Strand hinunterführten.
„Guck mal, Chloe!“, rief William. Chloe hob ihre Röcke an und lief vorsichtig über die Felsen. Als sie den Tümpel erreicht hatte, vor dem der Junge kniete, ging sie neben ihm in die Hocke. „Was hast du entdeckt?“
„Einen Seestern! Ist er nicht großartig?“
„Das ist
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