Gesucht - Ein Lord zum heiraten
diesem Abend ein ausgesprochen weltmännisches Erscheinungsbild bot. Ihr fiel auf, wie perfekt sein Frack seine breiten Schultern betonte und wie seine Kniehosen und die Seidenstrümpfe sich um seine muskulösen Beine schmiegten. Und dass er trotz all seiner Eleganz beunruhigend männlich und gefährlich aussah.
Ihre Blicke trafen sich, und im selben Moment wusste Chloe, dass Brandt den gleichen Schock empfand wie sie. Verwirrt riss sie sich von seinem Anblick los.
Es verwirrte sie nicht weniger, dass er plötzlich an ihrer Seite erschien, als sie in die angenehme Abendluft hinaustraten. „Sie sollen in meiner Kutsche mitfahren“, sagte er.
„Ich soll?“ Sie blickte ihn an und wünschte, sie wäre etwas größer, damit sie nicht zu ihm hochschauen müsste.
„Belle wird ebenfalls mit uns fahren, damit der Anstand gewahrt bleibt.“ Er sah sie mit lachenden Augen an, in denen keine Spur von Verwirrung mehr zu lesen war. „Ich dachte, Sie würden meine Gesellschaft der von Lord Ralston vorziehen.“
Gewöhnlich zog sie jedermanns Gesellschaft der von Arthur vor, doch bei Brandt war sie sich nicht sicher. Wieder spürte sie dieses beunruhigende Bewusstsein seiner Nähe.
Er half ihr und Belle beim Einsteigen. Als die Kutsche die Auffahrt entlangrumpelte, lenkten die Sorgen, die sie sich wegen ihres Vorhabens machte, Chloe von Brandt ab. Sie würde Sir Preston irgendwohin locken müssen, wo sie alleine waren. Und was sollte sie dann tun? Sie hatte keine Ahnung, wie man es anstellte, einen Mann zu einem Kuss zu ermutigen. Sie würde sich an ihn schmiegen, so wie Serena es getan hatte – doch was sollte sie tun, wenn das nicht zu dem gewünschten Erfolg führte?
„Chloe, Brandt hat dich gefragt, ob du dich auf den Ball freust“, drang Belles Stimme in ihre Gedanken.
Chloe blinzelte. „Den Ball?“
„Den Ball, zu dem wir uns begeben. Oder ist Ihnen das womöglich entfallen?“, fragte Brandt.
„Ich … nein.“
Er beobachtete sie noch immer mit dieser beunruhigenden Eindringlichkeit. „Dann freuen Sie sich also darauf?“
„Ich … ja.“ Gott sei Dank kam die Kutsche in diesem Moment vor dem Eingang von Haversham Hall zum Stehen. Justin eskortierte Belle, und Chloe fand sich an Brandts Arm wieder. Arthur folgte ihnen die Marmorstufen hinauf.
Sobald sie den üppig mit Kübelpflanzen und Blumenbouquets dekorierten Ballsaal betreten hatten, blickte Chloe sich suchend nach Sir Preston um. Als Erstes entdeckte sie Emily, die in ihrem spitzen- und rüschenbesetzten Kleid wie eine verblühte weiße Rose wirkte, dann sah sie Sir Preston.
Er trug einem dunkelblauen Frackrock zu schwarzen Seidenhosen und gab ein angenehmes Erscheinungsbild ab. Ja, sie konnte sich gut vorstellen, die Zukunft an seiner Seite zu verbringen. Er war vielleicht nicht der imposanteste und attraktivste Mann im Ballsaal, aber er besaß eine gewisse Würde.
„Brandt hat dich gerade um den ersten Tanz gebeten, meine Liebe“, drang Belles freundlich amüsierte Stimme in ihre Gedanken.
„Ich … das wäre sehr nett.“ Chloe spürte, dass Brandt sie wachsam beobachtete, wie er es in den letzten Tagen häufig getan hatte, besonders wenn sie in Gesellschaft waren. Aus irgendeinem Grund beunruhigte sie das.
Er hielt ihr seinen Arm hin. „Darf ich bitten?“
„Es wird doch gar nicht getanzt.“
„Ich dachte, wir könnten eine Runde durch den Saal drehen.“ Seine Stimme klang nach wie vor höflich, indes schwang ein Unterton darin, der deutlich besagte, dass er eine Ablehnung nicht akzeptieren würde.
Sie wollte keine Szene machen. Verärgert legte sie ihre Hand in seine Armbeuge. Viel lieber hätte sie sich zu Sir Preston begeben, aber vielleicht sollte sie nichts überstürzen. Der Ball würde nicht vor dem Morgengrauen enden, also hatte sie viel Zeit.
Zwei Stunden später war Chloe sich ihrer Sache nicht mehr so sicher. Sie hatte es nicht einmal geschafft, in Sir Prestons Nähe zu gelangen. Entweder stand er in einer Gruppe von Gentlemen, oder er war nicht im Ballsaal. Plötzlich tat ihr Herz einen Satz. Sir Preston stand alleine neben einer Kübelpalme. Chloe ging los, doch da ergriff Lydia ihren Arm, und gleichzeitig tauchte Brandt neben ihr auf. Er war den ganzen Abend nicht von ihrer Seite gewichen, und sie hätte ihm vorgeworfen, dass er sie verfolgte, wenn sie nicht sicher gewesen wäre, dass er sie dann unweigerlich auslachen würde.
„Chloe“, begann Lydia. Sie bemerkte Brandt, und ihre Augen weiteten sich.
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