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Gesucht wird Charity

Gesucht wird Charity

Titel: Gesucht wird Charity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mich eine ganze Weile anstarrte. »Mr. Holman «, sagte sie ruhig, »Sie sind entweder seelisch krank
oder der größte Sadist, den ich je in meinem ganzen beruflichen Leben getroffen
habe.«
    »Es ist eine lausige Wahl, aber
wenn ich es mir recht überlege, ziehe ich den Sadisten vor«, sagte ich.
    Dann fiel mir plötzlich die
Zigarette ein, die ich noch zwischen den Fingern hielt; ich steckte sie in den
Mund und zündete sie an. Als ich Daniela wieder anblickte, hatte sie nach wie
vor denselben ungläubigen Ausdruck in den Augen.
    »Ich kann wirklich verstehen,
warum Miß Manning sich in einem solchen Schockzustand befand! So wie sie es
darstellte, fragte sie sich, was für ein Ungeheuer es fertigbrächte, in der
Nacht ein Mädchen leidenschaftlich zu lieben, um dann am Morgen zu planen, es
umzubringen. Die tatsächlichen Umstände zeigen Sie in keinem wesentlich
besseren Licht, Mr. Holman , finden Sie nicht auch?«
    »Wenn es sich hier um eine
Gruppentherapiesitzung handeln sollte, die auf meinen sadistischen Neigungen
basiert«, sagte ich, »können wir dann nicht die Blonde von draußen hereinrufen,
damit ich ein bißchen tasten kann?« Ihre Augen glitzerten kalt. »Sie wollen
mich bewußt beleidigen, Mr. Holman — ich nehme an,
die vulgäre Ausdrucksweise ist Ihnen angeboren — , und ich frage mich, warum?«
    »Es liegt an der Rotte
gewohnheitsmäßiger Lügner, mit denen ich in letzter Zeit zu tun gehabt habe«,
sagte ich. »Alle diese Lügner kennen Sie, und deshalb frage ich mich, ob Sie
nicht auch zu ihnen gehören?«
    »Noch eine gewohnheitsmäßige
Lügnerin?« sagte sie mit dünner Stimme.
    »Sind Sie eine?« fragte ich
höflich.
    Die Fingerspitzen ihrer rechten
Hand trommelten ein paar Sekunden lang auf die Schreibtischplatte. »Ich glaube,
das einfachste wäre, wenn Sie mir erzählen würden, weshalb Sie hier sind«,
sagte sie abrupt. »Und ich werde mein Bestes tun, um mir ein paar handfeste
Lügen als Antworten für Sie auszudenken.«
    Das reichte mir, aber
gründlich! Ich kämpfte verzweifelt einen Augenblick mit mir selbst und brach dann
in hilfloses Gelächter aus. Ihr Gesicht entspannte sich plötzlich, und sie
begann ebenfalls zu lachen.
    »Na gut, Mr. Holman «, sagte sie schließlich. »Wollen wir mal anfangen,
diesmal vielleicht ohne gegenseitige Beleidigungen?«
    »Klingt großartig«, pflichtete
ich bei.
    »Aber bevor wir das tun...« sie
deutete auf die Wand unmittelbar neben mir. »Sehen Sie dort die Reihe
eindrucksvoller Lederbände?«
    »Klar«, sagte ich. »Die
Gestalttheorie in zwanzig populärwissenschaftlichen Ausgaben?«
    »Attrappen. Dahinter ist die
Bar. Sie brauchen doch sicher ebensosehr einen Drink
wie ich? Würden Sie sie uns bitte eingießen? Ein Wodka Martini auf Eis für
mich, bitte.«
    Ich stieß sachte mit der Hand
gegen die Bücherreihe, und sie verschwand diskret, um durch eine prachtvolle Bar
ersetzt zu werden, komplett, mit einer eigenen kleinen Kühlanlage ausgestattet.
Nachdem ich die Drinks eingegossen hatte, stellte ich ihr Glas auf die
lederbezogene Schreibtischplatte.
    »Danke.« Sie nippte an ihrem
Wodka Martini. »Wo fängt die Geschichte an, Mr. Holman ?«
    »Bei Charity Raymond«, sagte ich.
    »Ihre Mutter und ihr Vater
gehören zu diesen gewohnheitsmäßigen Lügnern, von denen Sie vorhin gesprochen
haben?«
    Ich nickte. »Und außerdem seine
derzeitige Frau, Claudia Deane, und deren Privatsekretärin, Sarah Manning.«
    »Ihre Mutter — Mary Rochester,
wie sie sich jetzt selbst nennt — war hier eine Weile lang Patientin. Das
wissen Sie vermutlich? Sie war es, die Charity überredete, zur Therapie hierherzukommen.«
    »Warum ist sie vor zwei Tagen
davongelaufen?« fragte ich.
    Sie zuckte erneut die
Schultern. »Keine Ahnung. Das geschieht bei einer ganzen Reihe von Patienten.
Sie kommen zu dem Schluß, daß ihnen die Behandlung mißfällt ,
oder sie fühlen sich durch das irritiert, was sich ihnen von ihrem wahren
Selbst enthüllt hat.« Ihre Finger trommelten wieder kurz auf die
Schreibtischplatte. »Es besteht für Sie gar kein Zweifel daran, daß dieser
Johnny Legarto ermordet worden ist?«
    »Nein, nicht der geringste«,
sagte ich.
    »Warum haben Sie dann nicht die
Polizei informiert, Mr. Holman ?« sagte sie in
scharfem Ton.
    Ich trank einen Schluck meines
eigenen Wodka Martini und wünschte, ich hätte auf diese Frage eine vernünftige
Antwort gewußt. Daniela wartete geduldig, mit unbewegtem Körper und Gesicht,
und die Zeit schien zum

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