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Gesucht wird Charity

Gesucht wird Charity

Titel: Gesucht wird Charity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Stunden
hinausgezögert haben muß.«
    »Du bist verrückt!« Ihre Stimme
klang müde. »Ich bin wahrscheinlich auch blöd. Hier bis zum Hals in stinkendem
Wasser zu stehen und deine stinkenden Lügen mitanzuhören.«
    »Gehen Sie jetzt nicht, Sarah«,
sagte Daniela in freundlich tadelndem Ton. »Das könnte alles verderben.«
    »Tut mir leid«, sagte Sarah
kurz. »Ich habe genug. Ich kann einfach nicht mehr ertragen, vor allem nach
dem, was heute früh passiert ist.«
    »Danny Malone war in einem
nicht weit von hier entfernten Motel untergekommen«, sagte ich. »Als ich ihn
zuletzt sah, erklärte er, er verdufte jetzt, und ihm sei es völlig egal, was
Earl Raymond dazu meine. Mord sei eine Sache für sich, und er fürchte um seine
eigene Haut.«
    »Was für eine phantastische
Einbildungskraft du hast, Rick«, sagte sie eisig. »Als nächstes wirst du mir
weismachen wollen, Danny sei ein Mörder.«
    »Keineswegs«, sagte ich. »Er
kam nur zu spät dahinter, daß er einen Mörder angeheuert hatte.«
    »Earl wird dir schon den Marsch
blasen«, sagte sie wütend. »Ich würde an deiner Stelle gar nicht erst nach Los
Angeles zurückkehren, Rick. Da bist du erledigt!«
    »Bastard!« sagte Charity plötzlich mit wilder Stimme.
    »Sie haben verdammt recht, Rick Holman ist ein Bastard«, pflichtete Sarah bei.
    »Nicht er — Earl!«
    »Earl?« echote Sarah. »Aber er
ist Ihr Vater, Charity !«
    »Er ist trotzdem ein Bastard«,
sagte Charity eigensinnig. »Ich dachte, meine Mutter
sei ein Biest, deshalb rannte ich ihr weg. Die ganze Zeit über habe ich
gewartet, bis ich meinen lieben, berühmten Filmstardaddy wiedersehen konnte,
und dann fand ich heraus, daß er der wirkliche Drecksack war. Hippies!« Ihre
Stimme wurde leiser. »Zuerst dachte ich, alles sei nichts als Blumen und
gegenseitige Liebe, und dann kam ich dahinter, daß sie einen einfach
vergewaltigen, wenn man sie nicht lieben ließ, sobald ihnen gerade danach
zumute war.« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Bis Johnny Legarto kam, heißt das. Er ist nicht so, er ist gar nicht
so. Johnny liebt mich... Ich wollte, ich könnte ihn ebenso lieben, aber ich
kann es nicht... Johnny beschützt mich... Johnny ist mein Bruder...« Ihre
Stimme versiegte.
    »Warum ist Earl ein Bastard, Charity ?« fragte ich leise.
    »Laß sie in Ruhe, ja?« fauchte
Sarah. »Die arme Kleine ist schon aufgeregt genug, du brauchst ihr nicht noch
die Worte in den Mund zu legen.«
    »Rick hat ihr keine Worte in
den Mund gelegt«, sagte Daniela. »Es war Charity , die
der Ansicht war, ihr Vater sei ein Bastard, nicht er.«
    »Ach, zum Teufel damit! Ich
habe das Wasser und Ihre alberne Gruppentherapie bis obenhin satt!« Sarah
wandte sich von uns ab, watete an den Teichrand und stieg hinaus. Einen
flüchtigen Augenblick lang umgab das Mondlicht ihren nackten Körper mit
liebevollem Schimmer, dann hatte sie ihren Bademantel übergezogen und wanderte
den Pfad entlang in Richtung des Sanatoriums zurück.
    Daniela trat näher und legte
den Arm um Charitys Schulter. »Warum ist Ihr Vater
ein Bastard, Charity ?«
    »Bin nicht sicher«, murmelte
das Mädchen. »Ich dachte zuerst, es läge an Mutter — bin weggerannt — , aber
jetzt glaube ich, er ist es, nicht sie. Ich muß es irgendwie rausfinden. Johnny
wird mir helfen.« Ihre Stimme klang wieder verschwommen. »Ich bin so müde...
müde...«
    »Ich glaube, sie hat genug,
Rick«, sagte Daniela. »Gehen Sie zuerst hinaus, und wir treffen uns in meiner
Wohnung, nachdem ich sie ins Bett gesteckt habe.«
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein«, sagte sie energisch.
»Ich schaffe es schon.«
    Ich stieg aus dem Teich und
hatte eben wieder den Bademantel angezogen, als ich Charitys Stimme über das Wasser zu mir herüberdringen hörte, während Daniela ihr half,
dem Rand zuzuwaten .
    »Komisch!« Sie lachte schwach.
»Wenn ich einundzwanzig bin, kriege ich all das Geld und bin reich, und dieser
Bastard wird pleite sein.« Sie lachte erneut schadenfroh. »Warten wir mal ab,
bis der große Filmstar daherkommt und um ein Almosen bittet. Dann spuck ich ihm
ins Auge!«
     
     
     

8
     
    Ich ging zurück zu Danielas
Wohnung, duschte mich schnell, um den von meinem Körper ausgehenden
Schwefelgeruch loszuwerden, und zog mich an. Daniela traf erst eine halbe
Stunde später ein. In der Zwischenzeit hatte ich fünfzehn Seiten eines Buches
über Zen-Buddhismus gelesen, ohne ein Wort verstanden zu haben.
    »Entschuldigung, daß es so
lange gedauert hat, Rick.«

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