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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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geteilt und die er geliebt hatte, seine Gefühle erwiderte. Und unter dem Strich war das für ihn das Einzige, was zählte.
    Jonathan beobachtete Graves, der steif wie ein Brett hinter dem Lenkrad saß. Das ist der Feind, dachte er mit einer abgrundtiefen Verachtung, die ihn verstörte.
    Er würde Emma nicht den Hunden zum Fraß vorwerfen.
    Andererseits wollte er unter keinen Umständen für den Rest seines Lebens in einem britischen Gefängnis versauern. Er würde nicht den Märtyrer spielen.
    Nicht einmal für Emma.
 
    Um Punkt sechs bog der Rover auf die Zufahrtsstraße zum Dorchester Hotel ein und hielt direkt vor dem Eingang. Ein Polizist in Zivil öffnete die Tür und wartete, bis Jonathan ausstieg. Weitere Polizisten warteten in der Lobby und bildeten eine Art Spalier bis zum Fahrstuhl. Graves ging voran. Kate Ford folgte ihm auf dem Fuße.
    »Das ist ja ein beeindruckendes Empfangskomitee«, bemerkte Jonathan. »Wohin sollte ich denn Ihrer Meinung nach von hier aus gehen?«
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich. Graves packte Jonathan am Arm und führte ihn hinein. »Sie gehen genau dorthin, wo wir Sie hinschicken«, sagte er.
    Vor seinem Hotelzimmer wartete ein weiterer Polizist in Zivil. Als er Graves erblickte, nahm er Haltung an und grüßte respektvoll mit »Guten Abend, Sir!«
    In Jonathans Suite ging es zu wie in einem Bienenstock. Die Durchsuchung der Räume war offensichtlich abgeschlossen, und die Beamten gaben sich große Mühe, alles wieder an seinen Platz zu räumen. Graves entließ die Kollegen und schloss die Zimmertür hinter ihnen. Jonathan öffnete den Kleiderschrank und sah, dass seine Sachen ordentlicher verstaut waren als zuvor.
    »Haben Sie etwas Interessantes gefunden?«, fragte er über die Schulter.
    »Gehen Sie unter die Dusche, und ziehen Sie sich etwas Sauberes an«, schnauzte Graves ihn an. »Sie haben zehn Minuten.«
    »Wo gehen wir denn hin?«
    »Das werden Sie schon sehen.«
    »Ich dachte, ich soll Ihnen bei der Suche nach Emma helfen.«
    »Oh, das werden Sie ganz gewiss. Und jetzt tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe.«
    Jonathan ging ins Bad, schloss die Tür und stellte die Dusche an. Heißer Wasserdampf verteilte sich im Raum. Er zog das Hemd aus und starrte unschlüssig auf die Fußfessel. Dann öffnete er die Badezimmertür und trat in den Raum, wo Graves und Kate Ford standen und hitzig miteinander diskutierten.
    »Was ist denn?«, fragte Graves und blickte zu Jonathan hinüber.
    Jonathan deutete auf die Fußfessel. »Ist das Ding wasserdicht?«
    Graves schüttelte den Kopf und kam zu ihm herüber. »Sie werden wohl in Zukunft das eine Bein aus der Dusche herausstrecken müssen.« Er kramte in seiner Tasche nach dem Schlüssel, kniete sich hin und öffnete die Fessel. »Mir wurde gesagt, dass die Haut mit dem Stahl zusammenwächst, wenn Sie die Fessel längere Zeit tragen. Am Ende muss die Fessel operativ entfernt werden. Haben Sie so was schon mal gehört?«
    »Nein.«
    Graves stand auf, die Fessel in der Hand. »Das ist das letzte Mal, dass ich Ihnen das Ding abnehme, bis wir Ihre Frau haben. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja. Danke.« Jonathan wollte die Tür wieder hinter sich zumachen, überlegte es sich dann aber anders. »Colonel Graves, warum sind Sie eigentlich so sicher, dass Emma noch in England ist?«
    Graves tauschte einen Blick mit Ford. »Alles zu seiner Zeit, Dr. Ransom. Und jetzt beeilen Sie sich.«

24.
 
    »Emma Ransom ist unsere Hauptverdächtige im Mordfall Russell«, sagte Kate Ford. »Wir haben eindeutige Beweise, dass sie am Tatort war. Niemand sonst hätte ins Apartment kommen können. Das ist ein Fall für die Mordkommission.«
    »Inzwischen ist es ein Fall für die Terrorabwehr, DCI Ford«, entgegnete Graves. »Ausländische Besucher wurden getötet, darunter etliche hochrangige Diplomaten. Die Russen schäumen vor Wut und wollen Taten sehen. Igor Iwanow ist einer der Hauptanwärter auf den Präsidentenstuhl bei der Wahl in zwei Jahren. Sollte er den Anschlag nicht überleben, werden die Beziehungen zwischen unseren beiden Nationen für viele Jahre darunter leiden. Das hier ist kein einfacher Mordfall. Es handelt sich um einen internationalen Zwischenfall.«
    »Schön und gut, aber das Morddezernat muss in die Ermittlungen mit einbezogen werden.«
    »Völlig unmöglich. Wenn Ihnen das nicht passt, wenden Sie sich an den Premierminister. Das Krisenkabinett berät sich gerade. Da die Bombe in unmittelbarer Nachbarschaft von Whitehall gezündet

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