Getäuscht - Thriller
Dunkerque. Die Schiffe haben bereits vor neun Uhr heute Morgen alle Häfen angesteuert.«
»Die Fahrt von London nach Dover dauert nicht lange. Wenn ich an Ransoms Stelle wäre, hätte ich mich nicht zu lange dort aufgehalten. Welche Fähre hat heute Morgen zuerst abgelegt?«
»Eine P&O nach Calais um Viertel nach sechs«, sagte Graves. »Die nächste ist um sieben nach Boulogne gefahren. Waren Sie jemals auf so einem Schiff? Es sind ziemliche Riesen, die Hunderte von Lastern und Personenwagen transportieren. Ransom könnte per Anhalter mitgefahren sein. Wer weiß, wohin er als Nächstes will.«
»Ich weiß es«, sagte Kate. »Er versucht, die Frau zu finden.«
Die Fahrt zum Skye Tavern and Inn dauerte zwanzig Minuten. Kate und Graves traten ein, zeigten ihre Dienstmarken an der Rezeption und fragten nach Isabelle Lauren. Sie erfuhren, dass sie sich im Zimmer 33 im dritten Stock aufhielt. Graves bat die Beamten der örtlichen Polizei, die sie begleitet hatten, in der Lobby zu warten, und stieg mit Kate die Treppe zum dritten Stock hinauf.
Es war nicht schwer gewesen, Isabelle Lauren zu finden. Ihre Nummer stand im Telefonbuch. Ihre Mutter nahm den Anruf entgegen und verriet ohne Umschweife, dass Isabelle sich in irgendeinem Winkel verkrochen und die Verantwortung für ihre kleine Tochter ihr überlassen hatte, worüber sie alles andere als erfreut war.
Der zweite Anruf ging an das Finanzamt, das ihnen pflichtbewusst die Sozialversicherungsnummer von Isabelle Lauren nannte und mitteilte, Miss Lauren besäße vier Konten bei großen
Kreditkartenunternehmen. Von einem dieser Unternehmen erhielten sie eine Liste über Isabelles letzte Transaktionen per E-Mail. Darunter fanden sich die Ausgaben für eine kürzlich gekaufte Bahnfahrkarte nach Inverness, die Leihgebühr für einen Mietwagen und eine Zahlung über zweihundert Pfund an ein Hotel mit dem Namen Skye Tavern and Inn. Dort bestätigte man, dass Lauren ein Zimmer gemietet hatte, wo sie sich derzeit einen Film im Kabelfernsehen anschaute.
Fünf Anrufe. Siebenundvierzig Minuten.
Kate klopfte an die Tür und trat einen Schritt zurück. »Polizei«, sagte sie. »Wir würden gerne mit Ihnen sprechen.«
Eine attraktive Frau mit braunem Haar öffnete ihnen. Kate brauchte einen Moment, um in ihr die unscheinbare Frau aus der Videoaufzeichnung wiederzuerkennen. Sie hatte offensichtlich geduscht, sich zurechtgemacht und ihre Brille gegen Kontaktlinsen ausgetauscht. »Ich bin Bella Lauren«, sagte sie. »Würden Sie mir bitte Ihre Ausweise zeigen?«
Kate zeigte ihre Dienstmarke und den Ausweis. »Wir sind aus London hierhergekommen.«
»Ich bin froh, dass Sie von der Polizei sind«, sagte Bella.
»Wen haben Sie denn erwartet?«, fragte Kate.
»Die Gegenseite, könnte man sagen. Kommen Sie bitte herein.«
Kate und Graves traten in das Hotelzimmer. Es war großzügig und stilvoll möbliert und hatte große Fenster, aus denen man einen Blick aufs Meer hatte. Kate setzte sich auf das Sofa neben Bella, während Graves im Zimmer umherging.
»Darf ich fragen, wie Sie mich so schnell gefunden haben?«, wollte Bella wissen.
»Wir waren in Russells Apartment, als Sie ihn zum letzten Mal angerufen haben.«
»Aber Robbie hat mir versichert, dass niemand unsere Anrufe zurückverfolgen kann.«
»Das stimmt«, sagte Kate. »Trotz all unserer Bemühungen konnten wir nicht herausfinden, von welchem Anschluss aus Ihre Nachricht gesendet wurde. Seine Sicherheitsvorkehrungen waren ziemlich ausgeklügelt.«
»Wie haben Sie mich dann gefunden?«
»Ihr Universitätsring«, sagte Kate. »Als wir uns die Bilder genau anschauten, haben wir den Ring mit dem Wappen von Oxford entdeckt. Wir haben Ihr Foto im Jahrbuch gefunden.«
»Und danach? Mit Hilfe meiner Mutter, stimmt's?«
»Ihre Mutter konnte uns nicht weiterhelfen«, sagte Graves. »Aber wenn Sie das nächste Mal untertauchen, sollten Sie nicht so freizügig mit Ihrer Kreditkarte zahlen.«
»Aber diese Daten sind vertraulich. Das Institut darf Ihnen keine Auskünfte geben.«
Graves warf ihr einen Blick zu, der Bände sprach.
»Sind Sie gekommen, um mich zu beschützen?«, fragte sie. »Robbie hat sich nicht selbst umgebracht.«
»Auch wir vermuten, dass Lord Russell ermordet wurde«, bestätigte Kate. »Aber soweit wir wissen, sind Sie nicht in Gefahr. Um ganz sicherzugehen, stellen wir für die nächsten paar Tage Polizeibeamte zu Ihrem Schutz ab, um ...«
Graves fiel ihr ins Wort. »Wir haben eine ziemlich lange
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