Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
angeht?«, fragte Alvarez.
»Nichts«, erwiderte Sam.
Sie hatten bereits die Speisenkarten der Restaurants in der Gegend überprüft; in zweien gab es Stroganoff und Lachs, aber keinen weißen Fisch. Nur zwei Lokale in Coral Gables hatten sowohl Gulasch als auch diverse Fischgerichte auf der Speisekarte: eines in Coral Gables, ein anderes in Indian Creek - von der geographischen Lage her der etwas wahrscheinlichere Kandidat. Sam und Martinez hatten beide Restaurants aufgesucht und sich die Unterlagen aushändigen lassen, aus denen die Tischreservierungen hervorgingen. Doch beide hatten das Gefühl, dass es nichts bringen würde.
»Obwohl wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts ausschließen können«, erklärte Sam. »Was ist mit den Nachbarn? Habt ihr da etwas in Erfahrung bringen können?«
»Null«, sagte Mary Cutter.
Keiner der Nachbarn hatte einen Lebensmittellieferanten gesehen; allerdings war es wegen der Bäume, die den Blick versperrten, schwierig, den Gehweg oder die Haustür der Opfer zu beobachten.
»Null in Eastermans Architektenbüro«, meldete Martinez.
»Überall null.« Beth fuhr sich mit den Fingern durch das kurze rote Haar.
Jeder, mit dem sie sich unterhalten hatten, schien schockiert zu sein - Kollegen, Freunde, Nachbarn -, aber niemand hatte auch nur den Hauch einer Vorstellung, wo das junge Ehepaar sich vor seiner Entführung aufgehalten hatte.
»Also gut«, sagte Sam, um das Ganze wieder etwas in Schwung zu bringen. »Lasst uns die Liste mit den Leuten durchgehen, mit denen wir uns noch unterhalten müssen.«
»Oder noch einmal unterhalten müssen«, fügte Alvarez hinzu.
Alle Nachbarn, sämtliche Kollegen, Mayumi Santos sowie die Kusine, zu der sie gefahren war, um bei ihr die entscheidenden vierundzwanzig Stunden zu verbringen.
»Vielleicht auch ihre Freunde«, regte Sam an.
»Bestimmt sogar«, erwiderte Cutter.
»Alles okay mit dir?«, erkundigte Sam sich bei Martinez, als sie wieder in ihrem Büro waren; seine Erkältung hatte sich inzwischen verzogen, aber er fragte sich, ob er seinen Partner angesteckt hatte.
»Mir geht's gut«, erwiderte Martinez.
»Du wirkst nervös.«
»Ein bisschen vielleicht. Hast du kurz Zeit zum Reden, bevor wir uns auf den Weg machen?«
»Ich kann mir die Zeit nehmen«, antwortete Sam.
»Es geht um etwas Persönliches.«
»Das dachte ich mir schon.« Sam wurde bang ums Herz. »Probleme mit Jessica?«
Martinez ließ den Blick durch das Großraumbüro des Dezernats schweifen, um zu sehen, wer in Hörweite war.
Niemand außer Beth Riley und zwei anderen Kollegen am anderen Ende.
Drei Ohrenpaare zu viel.
»Könnten wir hier abhauen?«, fragte Martinez. »Irgendwo einen Kaffee trinken?«
Sie gingen schnellen Schrittes die Washington Avenue hinunter zu Markie's, einem ihrer Lieblingsläden, und setzten sich dort ganz nach hinten. Martinez trank einen amerikanischen Kaffee, Sam eine Tasse Englischen Frühstückstee.
»Also, was ist los?«, fragte er nach ein paar Augenblicken des Schweigens. »Was hast du mir zu sagen?«
Der Coffeeshop war beinahe leer. Vorn waren nur zwei Frauen und Markie selbst, die hinter der Theke an ihrem Laptop arbeitete.
»Möglicherweise eine Menge«, antwortete Martinez.
»Worauf wartest du dann?«
»Es geht darum, dass ich ...« Martinez trank einen Schluck Kaffee, verbrühte sich prompt den Mund und fluchte.
»Was ist, Al?«, rief Markie. »Brauchst du Wasser?«
»Alles in Ordnung, danke«, rief Martinez zurück und wartete dann noch einen Moment, bis er sagte: »Ich werde Jessica bitten, mich zu heiraten.«
»Machst du Witze?«, entfuhr es Sam. »Mann, das ist ja fantastisch!«
»Wenn sie Ja sagt, ist es fantastisch.«
»Warum sollte sie nicht Ja sagen?«
»Warum sollte sie? Das ist die Frage.« Martinez sank auf dem Stuhl zusammen. »Ich bin kein Ölgemälde, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, und ich habe lausige Zukunftsaussichten.« Er schüttelte den Kopf. »Frauen gehen aus mit Polizisten, und sie schlafen mit ihnen, aber sie wollen sie nicht heiraten. Das ist eine altbekannte Tatsache.«
»Grace hat mich geheiratet.«
»Du bist ein attraktiver schwarzer Junge. Ich bin ein zu kurz geratener Kubaner mittleren Alters.«
Sam lachte. »Nun hör aber auf.«
»Jessica ist eine wunderschöne junge Frau - sie könnte jeden haben.«
»Aber sie will dich«, erwiderte Sam.
»Vielleicht«, meinte Martinez. »Vielleicht aber auch nicht.«
»Wann hast du vor, sie zu fragen?«
»Heute Abend«,
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