Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
Ordnung«, meinte sie. »Der Anruf wird zur Mailbox weitergeleitet.« Es läutete noch viermal und hörte dann auf.
»Haben unsere Fragen Sie so aufgewühlt?«, fragte Sam.
»Nein, die Scheußlichkeit dieser Morde«, antwortete Moore. »Und die Tatsache, dass man glaubt, ich könne auf irgendeine Weise damit zu tun haben. Das belastet mich.«
»Es ist eine scheußliche Zeit«, meinte Sam.
»Ganz besonders für die Familien«, fügte Beth hinzu.
»Denken Sie etwa, das wüsste ich nicht?«, erwiderte Moore.
Auf einmal schien sie den Tränen nahe. Aus dem Bauch heraus war Sam geneigt, ihr zu glauben, musste dann aber plötzlich an Jessica Kowalski denken und ermahnte sich, nicht auf die Tränen einer Frau hereinzufallen.
Er sagte Ally Moore, sie seien jetzt fertig. Doch als Moore sie nach draußen zum Empfang begleitete, blieb Beth plötzlich stehen.
»Ich würde mir diese Skizze gern noch einmal ansehen«, sagte sie.
»Warum?«, fragte Moore erstaunt und ungehalten.
»Ich habe nur einen ganz kurzen Blick daraufwerfen können«, erwiderte Beth, »und Detective Becket hat sie überhaupt noch nicht gesehen.«
»Gäbe es irgendeinen Grund, der dagegen spricht?«, fragte Sam.
»Nein, selbstverständlich nicht. Nur ist es eine Privatangelegenheit, wie ich bereits sagte«, entgegnete Moore. »Und offen gesagt, das Ganze ist mir schrecklich peinlich.«
»Dazu besteht kein Grund. Dürften wir noch einmal bei Ihnen zu Hause vorbeischauen?«, fragte Sam. »Nach der Arbeit heute?«
»Nur um uns die Skizze anzusehen«, erklärte Beth. »Achtzehn Uhr?«
»Also gut. Ich werde da sein«, antwortete Moore.
Sam und Beth gingen nach draußen auf die Collins Avenue, auf der zäher Verkehr herrschte.
»Warum hast du gefragt, ob du es dir noch einmal ansehen darfst?«, fragte Sam.
»Eine plötzliche Eingebung«, gab Beth zur Antwort.
»Denen sollte man immer folgen«, meinte Sam.
»Mir geht es dabei gar nicht um das Modell«, sagte Beth. »Mehr um den Hintergrund.«
»Um den Hintergrund?«, fragte Sam verwirrt.
Beth nickte. »Du wirst schon sehen.«
Bei der Nachmittagsbesprechung im Lagerraum kam nichts heraus, was auf Fortschritte hoffen ließ.
Cutter hatte im Hinblick auf die Christous inzwischen alles überprüft, was noch nicht überprüft worden war. Ergebnis: null. Anthony hatte am Morgen noch einmal im Revier angerufen, um sich für ein Gespräch zur Verfügung zu stellen und anzufragen, ob Karen wieder in das Haus auf der Prairie Avenue ziehen könne. Vielleicht stellte sich am Ende ja heraus, dass sie die verrücktesten und kaltblütigsten Serienkiller waren, die man sich vorstellen konnte, aber davon ging niemand aus.
Beatty und Moore schienen ihre einzigen Hoffnungsschimmer zu sein.
Erneut machte sich Pessimismus breit, doch man hoffte nach wie vor, dass die Morde nach einem Muster verübt worden waren und dass der Blutrausch bei drei Paaren enden würde.
»Ich bin nicht sicher, dass es da ein Muster gibt«, seufzte Sam. »Zumindest nicht im Hinblick auf den Zeitablauf.«
»Hast du eine andere Vermutung?«, fragte Joe Duval.
»Eine, von der ich hoffe, dass sie falsch ist«, erwiderte Sam. »Ich habe das Gefühl, dass wir ein Teil des Spielchens sind. Dass unsere Hilflosigkeit beim Täter die gleiche Lust auslöst wie das Leid der Opfer.«
»Du meinst, er geilt sich daran auf, dass wir uns vergeblich abrackern?«, vergewisserte sich Duval. »Dass wir befürchten, es könne weitere Opfer geben?«
Sams Miene war zornig. »Wir wissen doch alle, dass diese Art von Lust süchtig macht.«
»Zu sehr, um es wieder aufgeben zu können«, pflichtete Beth ihm niedergeschlagen bei.
81
Um punkt achtzehn Uhr waren Sam und Beth wieder in Allison Moores Wohnung.
Dieses Mal bot sie ihnen nicht an, Platz zu nehmen, händigte Beth einfach nur das Foto der Skizze aus.
»Sie haben es aus dem Album herausgenommen«, sagte Sam.
»Ja, und?«, erwiderte Moore. »Ist das nicht die Skizze, die Sie sich noch einmal anschauen wollten?«
Sie wurde zunehmend angriffslustig, bemerkte Sam. Entfernte sich immer weiter von der sanften, geradlinigen jungen Frau, die sie ihnen zu Anfang vorgespielt hatte.
»Ja«, erwiderte Beth. »Vielen Dank.«
Sie stellte sich unter die Deckenbeleuchtung, die aus zwei Glühbirnen bestand, die mit einem Deckenventilator verbunden waren, und schaute sich das Foto lange an, bevor sie es an Sam weiterreichte.
Der blickte ebenfalls darauf.
»Und? Ist alles in Ordnung?«, fragte Moore.
»Wir
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