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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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vorbei in das Zimmer. Er sah das Bett. Die zurückgeschlagene Decke. Schaute auf den Nachttisch, konnte den geschnitzten Falken jedoch nirgends entdecken. Auch Arias Beutel nicht. Und sie selbst auch nicht.
    »Roar ist ebenfalls weg«, teilte Twig ihm mit. Er und Gren standen in der Tür und beobachteten ihn.
    Cinder schob sich zwischen sie, wobei seine Mütze auf den Boden fiel. »Ich habe sie gesehen. Ich soll dir sagen, dass sie Liv und die Blaue Stille suchen wollen.«
    Perry stand reglos da, während die Wahrheit zu ihm durchdrang. In seinen Ohren rauschte das Blut unerträglich laut.
    Sie hatte ihn verlassen.
    Er konnte die beiden aufspüren. Ihr Vorsprung betrug nur ein paar Stunden. Wenn er sich beeilte, würde er sie einholen, aber er war wie gelähmt.
    Die Schulter voran, bahnte Reef sich einen Weg in das Zimmer. Er sah sich um und fluchte. »Tut mir leid, Perry.«
    Diese unerwarteten und aufrichtigen Worte rissen Perry aus seiner Trance. Ein Schmerz bohrte sich durch die Starre. Doch Perry drängte ihn mit aller Kraft zurück, bis er ihn begraben hatte und die Starre zurückkehrte.
    Er ging zur Tür und hob Cinders Mütze auf.
    »Die hast du fallen lassen«, sagte er und reichte sie ihm.
    Dann marschierte er nach draußen, trat auf die Lichtung und wanderte ziellos umher.

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Aria
| Kapitel Sechzehn
    »Hier. Nimm einen Schluck Wasser.«
    Aria schüttelte den Kopf und schob den Trinkschlauch fort. Sie holte mehrfach tief Luft durch die Nase, bis der Übelkeitsanfall vorüberging. Das Gras bewegte sich in Wellen vor ihren Augen, und sie blinzelte so lange, bis es aufhörte. Nie hätte sie gedacht, dass es ihr noch schlechter gehen könnte als vor wenigen Stunden, aber das Gift floss noch immer durch ihre Adern, und ihr Körper rebellierte gegen jede Bewegung.
    »Es wird bald besser werden«, beruhigte Roar sie. »Wenn das Gift deinen Blutkreislauf verlassen hat.«
    »Er wird mich hassen.«
    »Nein, das wird er nicht.«
    Aria richtete sich auf und presste ihren Arm fest an den Körper. Sie standen auf einem Hügel oberhalb des Tals, das zum Gebiet der Tiden gehörte. Mehr als alles andere wünschte sie sich, Perry in ihre Richtung kommen zu sehen.
    An diesem Morgen war sie von dem Geschrei des Stammes auf der Lichtung aufgewacht. Die Tiden spalteten sich auf: Einige Menschen verließen das Dorf, beschimpften Perry und gaben ihr anzügliche Namen. Panisch hatte sie Vales Zimmer verlassen; sie wollte so schnell wie möglich fort, bevor Perry alles verlor. Sie hatte Roar mit gepacktem Beutel vorgefunden. Liv war bei den Hörnern, und auch er wollte fortgehen. Zusammen hatten sie unbemerkt verschwinden können. Während Dutzende von Menschen aus dem Dorf strömten, hatten sie sich in die andere Richtung davongeschlichen.
    Aria wünschte, sie hätte Perry noch einmal sehen können. Aber sie kannte ihn: Er hätte es nicht zugelassen, dass sie ohne ihn aufbrach. Doch mit dieser Entscheidung hätte er die Tiden verloren, und das musste sie verhindern.
    »Wir müssen weiter, Roar.« Wenn sie sich nicht wieder auf den Weg machten, würde sie ihre Meinung womöglich noch ändern.
    Den ganzen Nachmittag setzte sie wie benommen einen Fuß vor den anderen. Ihre Beine zitterten, und ihr Arm brannte unter dem Verband.
Es ist besser so
, sagte sie sich wieder und wieder.
Perry wird es verstehen
.
    In der Nacht suchten sie Schutz unter einer Eiche, während das Rauschen eines gleichmäßigen Regens sie wie eine Decke umhüllte. Roar bot ihr etwas zu essen an, aber sie bekam nichts hinunter. Er allerdings auch nicht, wie sie feststellte.
    Schließlich rückte er neben sie. »Lass mal sehen.«
    Aria biss sich auf die Lippe, als Roar ihr den Verband abnahm. Die Haut an ihrem Oberarm war rot und geschwollen, von getrocknetem Blut überkrustet und mit Tinte beschmiert. Es war die hässlichste Tätowierung, die sie je gesehen hatte.
    »Wer hat das getan?«, fragte sie. Ihre Stimme bebte vor Zorn.
    »Ein Mann namens Gray. Er trägt keine Zeichnung und war schon immer eifersüchtig auf uns.«
    Vor Arias innerem Auge erschien ein Gesicht. Gray … Das musste der untersetzte Mann sein, der ihr während des Äthersturms im Wald begegnet war, als sie River gefunden hatte. »Ein Maulwurf sollte tätowiert werden, und das konnte er nicht ertragen«, sagte Aria. »Das konnte er nicht zulassen.«
    Roar rieb sich den Nacken und nickte. »Ja, darauf läuft es hinaus.«
    Vorsichtig berührte Aria die verschorfte Haut an ihrem Arm. »Eine

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