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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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»Das hätte ich wirklich zu gern gesehen.«
    Doch Roar schüttelte sich. »Ich bin froh, dass mir das erspart geblieben ist.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du mir die Geschichte noch nicht erzählt hast.«
    »Ich habe sie für den richtigen Moment aufgehoben.«
    Aria lächelte. »Danke, Roar.« Ein paar Minuten lang hatte die Geschichte sie von ihren Sorgen abgelenkt, aber leider kehrten sie nur allzu schnell zurück.
    Vorsichtig zog sie ihren Ärmel hoch. Die Haut rund um die Tätowierung war noch immer gerötet und verkrustet, aber die Schwellung war zurückgegangen. An einigen Stellen sah es so aus, als sei die Tinte
unter
ihrer Haut verschmiert. Einfach grässlich.
    Sie streckte die Hand aus und legte sie auf Roars Unterarm. Aus irgendeinem Grund erschien ihr dies einfacher. Vielleicht brauchte es weniger Mut, zu denken, als ihre Sorgen laut auszusprechen.
    Was, wenn das ein Zeichen war? Vielleicht soll ich gar keine Außenseiterin sein.
    Roar überraschte sie, als er ihre Hand nahm und seine Finger mit ihren verschränkte. »Du bist doch schon eine Außenseiterin. Du fügst dich überall ein. Du siehst es nur noch nicht.«
    Sie schaute auf ihre verschränkten Hände. So was hatte er noch nie zuvor getan.
    Roar warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Es ist einfach merkwürdig, wenn du mir ständig die Hand auf den Arm legst«, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    Ja, aber das hier fühlt sich sehr vertraut an. Findest du nicht? Damit will ich nicht sagen, dass ich meine, wir wären zu vertraut miteinander. Glaube ich zumindest. Roar, manchmal ist es wirklich schwer, sich an das alles zu gewöhnen.
    Roar grinste sie kurz an. »Aria, das ist nicht zu vertraut. Glaub mir, wenn ich mich dir gegenüber
vertraut
verhalten würde, würdest du es merken.«
    Sie verdrehte die Augen
. Beim nächsten Mal, wenn du so was sagst, solltest du mir eine rote Rose zuwerfen und mit wehendem Umhang entschwinden.
    Roar blickte in die andere Richtung, als würde er sich diese Szene vorstellen. »Das könnte ich machen.«
    Danach schwiegen sie wieder eine Weile, und Aria erkannte, dass sie es als sehr beruhigend empfand, auf diese Art mit ihm verbunden zu sein.
    »Gut«, meinte Roar daraufhin. »So soll es auch sein.«
    Sein Lächeln war ermutigend.
Als ich meine Mutter das letzte Mal gesehen habe … Das war wirklich schrecklich
, setzte Aria nach einer Weile an.
Wir haben uns gestritten. Ich habe ihr nur gemeine Dinge an den Kopf geworfen, was ich seitdem ununterbrochen bereue. Ich glaube, das wird mich mein ganzes Leben lang verfolgen. Jedenfalls wollte ich nicht, dass es mit Perry genauso ist. Ich dachte, es wäre leichter, einfach zu gehen
.
    »Und ich nehme an, du hast dich geirrt?«
    Sie nickte.
Weggehen ist niemals leicht
.
    Roar musterte sie lange und eindringlich, den Hauch eines Lächelns in den Augen. »Das ist kein wirres Zeug, Aria. Es ist das, was passiert. Die Wahrheit.« Er drückte ihre Hand und ließ sie dann los. »Bitte verschone mich nie damit.«

    Als Roar eingeschlafen war, holte sie das Smarteye aus ihrem Beutel. Es war Zeit, sich wieder mit Hess in Verbindung zu setzen. Seit Tagen dachte sie daran, wie Talon auf dem Steg gesessen und mit den Beinen gebaumelt hatte. Bei der Erinnerung an Hess’ Drohung krampfte sich ihr der Magen zusammen. Sie wählte sein Icon auf ihrem Smartscreen und bilokalisierte sich. Als sie sah, wo sie sich befand, versteifte sich jeder Muskel in ihrem Körper.
    Die Pariser Oper.
    Aria registrierte verblüfft, dass sie mitten auf der Bühne stand, und nahm die vertraute Pracht des Zuschauerraums in sich auf. Vergoldete Logen umschlossen ein Meer aus Parkettsitzen, die mit purpurrotem Samt bezogen waren. Ihr Blick wanderte nach oben zu dem bunten Fresko an der gewölbten Decke, das von einem gewaltigen, funkelnden Kronleuchter angestrahlt wurde. Schon als kleines Mädchen war sie hierhergekommen, und sie fühlte sich in dieser Welt mehr zu Hause als irgendwo sonst.
    Sie schaute über den Orchestergraben hinweg zu dem Platz direkt vor sich.
    Leer.
    Aria schloss die Augen. Hier hatte sie sich immer mit Lumina getroffen. In ihrer Erinnerung sah sie ihre Mutter in ihrem eleganten, schwarzen Kleid dort sitzen, das dunkle Haar zu einem strengen, makellosen Knoten hochgesteckt. Ihre Lippen umspielte ein sanftes, beruhigendes Lächeln, das Aria sagte:
Alles wird gut
und
Ich glaube an dich
. Genau das spürte sie auch jetzt: eine tiefe innere Ruhe und die Gewissheit, dass alles

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