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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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gut werden würde. Sie klammerte sich an dieses Gefühl und schloss es in ihrem Herzen ein. Doch als sie die Augen wieder öffnete, verschwand es und ließ nur brennende Fragen zurück.
    Wie konntest du mich nur verlassen, Mom? Wer war mein Vater? Hat er dir etwas bedeutet?
    Auf diese Fragen würde sie wohl nie eine Antwort bekommen; stattdessen würde sie nur einen tiefen Schmerz empfinden, der sie ewig gefangen hielt.
    Mit einem lauten Klicken ging die Bühnenbeleuchtung aus, und dann erlosch auch das Saallicht. Plötzlich wurde Aria in eine so vollkommene Finsternis getaucht, dass sie fast das Gleichgewicht verlor. Ihre empfindlichen Ohren waren bis aufs Äußerste gespitzt, damit ihnen auch nicht das kleinste Geräusch entging.
    »Was soll das, Hess?«, fragte sie verärgert. »Ich kann nichts sehen.«
    Ein Scheinwerfer durchschnitt die Finsternis und blendete sie. Aria hielt sich die Hand vor die Augen, um sie vor dem hellen Licht abzuschirmen, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Sie konnte nur den leeren Orchestergraben und die Sitzreihen dahinter erkennen. Hoch oben funkelten die unzähligen Kristalle des riesigen Kronleuchters.
    »Ein bisschen theatralisch für Ihre Verhältnisse, oder, Hess? Werden Sie
Das Phantom der Oper
für mich geben?« Aus einer plötzlichen Laune heraus sang sie ein paar Zeilen von »Mehr will ich nicht von dir«. Eigentlich hatte sie nur ein wenig trällern wollen, aber der Text wühlte sie auf. Unwillkürlich musste sie an Perry denken und daran, wie sie für
ihn
gesungen hatte.
    Die Art und Weise, wie der Saal die Kraft und die Modulation ihrer Stimme verstärkte, hatte ihr gefehlt. Diese Bühne hatte für sie stets mehr bedeutet als nur ein paar Bretter, auf denen man stand. Sie war lebendig – Schultern, die sie trugen und in die Höhe hoben.
    Als sie ihr Lied schließlich beendete, musste sie ihre Emotionen mit einem Lächeln kaschieren. »Kein Applaus? Sie sind schwer zufriedenzustellen.«
    Die Stille dauerte zu lange an. Aria stellte sich gerade den kleinen Marmortisch und die zarten, mit Kaffee gefüllten Tassen vor – beides fehlte zum ersten Mal –, als eine arrogante Stimme die Stille durchbrach.
    »Schön, dich wiederzusehen, Aria. Ist schon eine ganze Weile her.«
    Soren.
    Ungefähr vier Reihen von der Bühne entfernt sah sie eine schemenhafte Gestalt, deren Silhouette sich vor der Dunkelheit abzeichnete. Aria wippte auf den Fußballen vor und zurück und atmete gleichmäßig, während die Bilder vor ihrem inneren Auge auftauchten: Soren, der sie jagte, während um sie herum das Feuer tobte, der sie auf den Boden drückte und ihr die Kehle zuhielt.
    Das hier waren die Welten, beruhigte sie sich.
Besser als die Realität
. Keine Schmerzen. Keine Gefahren. Hier konnte er ihr nichts tun.
    »Wo ist dein Vater?«
    »Beschäftigt.«
    »Und deshalb hat er
dich
geschickt?«
    »Nein.«
    »Du hast sein Passwort gehackt.«
    »Hacken ist eine Tätigkeit, für die man ein Beil braucht. Das hier war nur ein kleiner Schnitt mit einem Skalpell. Deiner Mutter hätte dieser Vergleich gefallen. Hier hast du dich immer mit ihr getroffen, stimmt’s? Ich dachte, es würde dir gefallen, noch einmal herzukommen.«
    Seine Stimme klang belustigt, und das machte Aria rasend. »Was willst du, Soren?«
    »Eine ganze Menge. Aber gerade jetzt will ich dich sehen.«
    Sie sehen? Das bezweifelte sie. Er meinte wohl eher, sich an ihr rächen. Wahrscheinlich gab er ihr die Schuld an dem, was an jenem Abend in Ag 6 passiert war. Sie hatte nicht vor, hier herumzustehen, bis sie es herausfand. Aria bemühte sich, die Opern-Welt zu verlassen.
    »Das funktioniert nicht«, teilte Soren ihr im selben Augenblick mit, als eine entsprechende Mitteilung auf ihrem Bildschirm erschien. »Trotzdem, netter Versuch. Übrigens gefällt mir der Song. Sehr berührend. Du hast mich schon immer in Erstaunen versetzt, Aria. Wirklich. Sing noch etwas. Ich mag diese Geschichte. Es gibt eine Horror-Welt nach ihrer Vorlage.«
    »Ich singe nicht für dich. Mach das Licht wieder an.«
    »Dieser Typ ist verunstaltet, stimmt’s? Das Phantom, meine ich«, fuhr Soren fort und ignorierte sie einfach. »Er trägt doch die Maske, um zu verbergen, wie abscheulich er aussieht.«
    Es gab noch einen anderen Weg aus den Welten. Aria richtete ihre Konzentration auf die Realität und legte die Finger um das Smarteye. Sie wusste, welche Schmerzen es verursachen würde, es vorzeitig zu entfernen. Ein brutales Brennen hinter den Augen, das sich

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