Getrieben: Thriller (German Edition)
ihn schildern, werde ich ihn wohl kaum übersehen können.«
»Er ist Balfours Mann fürs Grobe, und er wird Sie im Auge behalten. Nehmen Sie sich vor ihm in Acht.« Connor warf Jonathan einen warnenden Blick zu und fuhr dann fort: »Obendrein steht Balfour ein persönlicher Harem von acht bis zwölf Mädchen zur Verfügung, die alle sechs Monate ausgetauscht werden. Soweit ich informiert bin, kommen die Mädchen aus Russland, England und einige sogar aus Amerika. Wenn er Ihnen eines der Mädchen anbietet, nehmen Sie sein Angebot dankend an. Revy ist Junggeselle, und Balfour hat sich ein paar Mal bei ihm nach seinen persönlichen Vorlieben erkundigt.«
»Was denn für Vorlieben?«
»Ob er auf blonde, brünette oder rothaarige Mädchen steht. Die Antwort lautete übrigens: jung, blond, vollbusig und anschmiegsam. Fragen Sie mich nicht nach Details. Ich bin ein alter Mann, dem solche Gespräche schnell peinlich werden.«
Jonathan blickte auf sein Spiegelbild im Fenster oder besser gesagt, auf Revys Spiegelbild. Allmählich fing er an, den Schweizer Chirurgen regelrecht zu verabscheuen. »Haben Sie ihn geschnappt?«, erkundigte er sich bei Connor.
Überrascht blickte Connor vom Tisch auf. »Wen, Revy? Ja, natürlich, den haben wir. Keine Sorge. Von Daeniken hat ihm kein Haar gekrümmt. Der gute Doktor hat’s bequem, in diesem Augenblick wie in der Zukunft.«
Jonathan brachte seine Erleichterung zum Ausdruck, doch im Grunde interessierte ihn das Wohlbefinden des Arztes heute viel weniger als noch vor ein paar Tagen.
»Eine schlechte Nachricht gibt es jedoch«, fuhr Connor fort. »Revys Handy ist bei der Aktion zu Bruch gegangen. Wir haben Ihnen ein neues mit derselben Nummer besorgt, aber die Daten von seiner alten SIM-Karte konnten wir leider nicht retten.«
»Könnte das ein Problem für mich werden?«
»Davon gehen wir nicht aus. Sie dürfen ohnehin mit niemandem mehr Kontakt aufnehmen, sobald Sie in Pakistan ankommen. Balfour wird mit Sicherheit dafür sorgen, dass Sie auf seinem Anwesen keine Anrufe empfangen oder tätigen können, darauf können Sie sich verlassen. Aufgrund der Unannehmlichkeiten, die die indische Regierung ihm bereitet hat, ist er überaus paranoid wegen etwaiger Spitzel.«
»Und wie soll ich Informationen an Sie weiterleiten?«
»Benutzen Sie, wenn möglich, Ihren Laptop, und schicken Sie alles, was Sie finden, an meine sichere Mailadresse. Noch besser wäre es, wenn Sie Balfours Anwesen verlassen und mich anrufen könnten. Für den Fall, dass das nicht geht, versuchen Sie es mit einem netten kleinen Gerät, das Balfours Störsender lahmlegt, sodass Sie telefonieren können. Benutzen Sie es aber nur, wenn Sie auf absolut wichtige Informationen stoßen oder dringend Hilfe brauchen. Eines unserer Teams kann dann etwas vierundzwanzig Stunden später bei Ihnen sein.«
»Für einen Notfall hört sich das aber verdammt lange an. Was ist mit Danni?«
»Wie meinen Sie das?«
»Wird sie mich begleiten?«
»Ich fürchte, nein. Ich habe ihre Dienste schon über Gebühr in Anspruch genommen. Sie muss zurück nach Israel. Dringende Angelegenheit. Wie ich Ihnen schon bei unserem ersten Treffen gesagt habe, werden Sie dort unten ziemlich auf sich allein gestellt sein. Ab einem gewissen Punkt geht es in diesem Geschäft jedem von uns so. Aber Sie können immer noch aussteigen. Ich würde es Ihnen nicht verübeln.«
»Und was ist mit Emma?«
»Über Emma kann ich Ihnen leider keine weiteren Informationen geben, wenn Sie vorhaben auszusteigen.«
»Soll das heißen, dass Sie inzwischen mehr darüber wissen, was mit ihr geschehen ist?«
»Ja.«
Absolute Stille breitete sich im Raum aus. Connor raschelte ausnahmsweise nicht mit den Papieren und klopfte auch nicht mit den Fingern auf den Tisch, um seinen lautstark geäußerten Worten Nachdruck zu verleihen. Der Tisch vor ihnen vibrierte leicht, als vor ihren Augen ein Flugzeug abhob, und Jonathan hatte für einen kurzen Augenblick das Gefühl, er wäre wieder auf der USS Ronald Reagan . »Verraten Sie mir, nach was für Informationen ich bei Balfour suchen soll?«, fragte er, um sich vorsichtig zum Wesentlichen vorzutasten.
»Es geht nach wie vor um eine Waffe und die Identität des Mannes, dem Balfour das Ding verkaufen will.«
Etwas an Connors Tonfall ließ Jonathan aufhorchen. Er klang eine Spur zu sachlich und zurückhaltend. Vielleicht lag es aber auch an dem, was Danni ihm vor ein paar Stunden gesagt hatte: Was wäre, wenn das Leben von
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