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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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vollständig machen würde. Umgeben von rostroten Hügelketten, die sich bis zum Horizont zogen, boten die Baracke und die eintönige Landschaft um sie herum einen ziemlich trostlosen Anblick.
    Drinnen herrschte eine geschäftige, aber relativ entspannte Atmosphäre. Beide Parteien kannten sich seit Jahren von zahllosen Transaktionen wie dieser, und obwohl beide ihr grundlegendes Misstrauen noch immer nicht ganz abgelegt hatten, zollten sie einander inzwischen doch einen gewissen Respekt. Schließlich waren ihre Geschäfte so profitabel, dass ein paar professionelle Zugeständnisse durchaus akzeptabel waren. Und um ganz sicherzugehen, hatten beide Verhandlungspartner jeweils eine Armee von fünfzig bis an die Zähne bewaffneten Männern mitgebracht.
    Sultan Haqs Geschäftspartner war ein Mann namens Boris. Er war der Anführer der Islamischen Bewegung Usbekistan, einer Organisation, die ebenso wie Haq und die Taliban unbedingt ihr Land von der Herrschaft der verhassten Despoten befreien wollte. Die beiden Männer saßen sich an einem niedrigen, runden Tisch mit einem kunstvoll verzierten Kupfertablett in der Mitte gegenüber, auf dem Tee und Gebäck für sie bereitstanden. Boris war wie immer salopp mit einem verschwitzten T-Shirt und einer Lederjacke über seinem ausladenden Bauch gekleidet. Haq trug seine beste Robe und hatte für diesen besonderen Anlass einen extradicken Lidstrich unter den Augen aufgetragen. Auf seinem Rücken hing das Kentucky-Jagdgewehr, das ihn und andere stets daran erinnern sollte, dass er vor allem ein Krieger und erst an zweiter Stelle Geschäftsmann war.
    »Ich kann Ihnen einen Kilopreis von sechstausend Dollar anbieten«, sagte Boris. »Mehr ist im Moment bei aller Liebe nicht drin, mein Freund. Der Markt ist gesättigt, und Ihr Land hat die Produktion fast verdoppelt. Ein klassischer Fall von Angebot und Nachfrage.«
    Haq verzog keine Miene. Eine schwarz gekleidete Sphinx. Sechstausend Dollar waren nur sechzig Prozent des Erlöses, den er im Vorjahr hatte rausschlagen können. Das Angebot von Boris war zwar niedrig, aber eine Beleidigung war es nicht. Im vergangenen Jahr war die Produktion von Rohopium geradezu explodiert. Trotz der amerikanischen Invasion wurden in Afghanistan inzwischen 6100 Tonnen Opium hergestellt, eine solch gigantische Menge, dass damit das Angebot auf dem Weltmarkt den Konsum um ein Drittel überstieg. Andererseits wusste Haq genau, dass Boris einen Markt mit wachsender Nachfrage bediente und seine Morphinpaste bis auf das letzte Gramm dringend benötigte. Für gewöhnlich schickte Boris die Paste zunächst an seine privaten Labore weiter, um sie dort zu Heroin Nr. 4 verarbeiten zu lassen. Anschließend wurde der Stoff nach Russland geschmuggelt, wo der Drogenkonsum in astronomische Höhen geschnellt war.
    »Neuntausend«, sagte Haq nach einer längeren Bedenkpause.
    Boris zog die Stirn kraus und strich sich mit einer Hand, an der die Nägel bis aufs Blut abgekaut waren, über die unrasierten Wangen. »Siebentausend.«
    »Achttausend«, entgegnete Haq und streckte ihm die Hand entgegen.
    Boris schlug ein. »Achttausend.«
    Damit war der Handel besiegelt.
    Boris schnippte laut mit den Fingern, und ein junger Mann mit einem Blackberry trat ein. Innerhalb kürzester Zeit wurden zweiunddreißig Millionen Dollar auf Haqs Konto bei einer Bank in Kabul überwiesen, die von seiner Familie kontrolliert wurde. Nach zehn Minuten waren alle Formalitäten erledigt.
    Haq trat vor die Baracke, um zu telefonieren. »Hallo, Bruder.«
    »Wie ist es gelaufen?«, antwortete die tiefe, vertraute Stimme.
    Haq nannte ihm das Ergebnis der Verhandlung mit Boris. »Ist das genug?«, fragte er.
    »Wenn wir unsere Stammesbrüder ausbezahlt haben, bleiben uns noch zwölf Millionen. Das dürfte mehr als genug sein.«
    »Gut, das zu hören«, entgegnete Sultan Haq. »Alles so weit vorbereitet?«
    »In zwei Tagen können wir das Geschäft abschließen.«
    »Und was ist mit dem Rest?«
    »Unser Freund hat sich um alles gekümmert. Du kannst direkt von Pakistan aus gleich weiter zum Zielort reisen. Bist du bereit?«
    »So bereit, wie ein Mann nur sein kann, der in die Haut des Feindes schlüpft.«
    »Mit deinen Sprachkenntnissen kannst du dich unauffällig unter sie mischen. Keiner wird merken, dass sich in ihrer Mitte eine Viper eingeschlichen hat.«
    »Es gibt vieles, das die Amerikaner nicht merken.«
    »Hast du dich schon für ein Zielobjekt entschieden?«
    Haq ließ den Blick über die

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