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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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Rechten. Jonathan erfuhr, dass es sich um den Rawal-See handelte, eine beliebte Gegend bei den Wohlhabenden und Berühmtheiten und natürlich auch den Berüchtigten des Landes. Sie kamen an einer Reihe stattlicher Villen vorbei, die direkt am Seeufer standen und alle im Mogul-Stil erbaut waren, dem etwas weniger pompösen und schmuddelig grau wirkenden Abklatsch des Taj Mahal. Die Straße führte sie weiter in Richtung Norden. Nach einer Weile verließen sie die Autobahn und kamen auf eine schnurgerade Straße. Im Vorbeifahren entdeckte Jonathan einen hohen Maschendrahtzaun mitten auf den grasbewachsenen Feldern. Die Wagen beschleunigten ihre Fahrt und rasten an einem Wachhäuschen vorbei. Jonathan erhaschte einen Blick auf die mit automatischen Waffen ausgerüsteten Wachposten, die rechts und links an der Straße neben MG-Nestern standen. Ein Stück weiter sah er einen schwarzen Jeep mit einem Maschinengewehr auf der Ladefläche, der querfeldein fuhr. Die Männer im Jeep trugen Safari-Schlapphüte auf dem Kopf. Die Rat Patrol hatte sich aus Nordafrika nach Pakistan zurückgezogen. Sie passierten einen zweiten Zaun, diesmal offensichtlich ein Elektrozaun mit entsprechenden Warnschildern und Stacheldraht. Das hier war kein privates Anwesen, das war ein bewaffnetes Feldlager.
    Der Fahrer des Wagens drückte erneut aufs Gaspedal, und sie preschten über einen Bergkamm. Auf der anderen Seite führte die Straße bergab, und Jonathan hatte einen unverstellten Blick auf Blenheim. Connor hatte ihm Fotos von Balfours Anwesen gezeigt, aber dessen schiere Größe überwältigte Jonathan dennoch. Es war fast schon unheimlich, eine fast identische Kopie des berühmten Anwesens des Duke of Marlborough sechstausend Kilometer von England entfernt präsentiert zu bekommen. Die Wagen rumpelten über eine Holzbrücke und erreichten einen gekiesten Vorplatz. Vor dem Eingangsportal des Haupthauses wurden sie von einem kleinen, schlanken Mann erwartet, der ihnen zuwinkte. Er trug einen weißen Anzug mit einer weißen Krawatte und einer roten Nelke im Knopfloch und strahlte über das ganze Gesicht.
    Lassen Sie sich nicht von seinem harmlosen Äußeren und seiner Freundlichkeit täuschen , hatte Connor ihn gewarnt. In einem Moment schließt er Sie in die Arme und schwört Ihnen Blutsbrüderschaft, und ehe Sie sich’s versehen, befiehlt er Singh, seinem Mann fürs Grobe, Ihnen das Khukuri-Messer an die Kehle zu setzen und sie mit einem einzigen Streich zu durchtrennen. Und dabei wird er Sie die ganze Zeit über anlächeln. Gute Manieren sind für ihn nichts weiter als ein Schutzpanzer. Auf diese Weise wiegt er seine Feinde in Sicherheit und täuscht seine Umwelt über die eigene Vergangenheit hinweg.
    Der Range Rover hielt vor dem Haupteingang. Mr. Singh stieg aus und hielt Jonathan höflich die Tür auf. Balfour machte jedoch keinerlei Anstalten, ihn zu begrüßen. Er winkte nicht mehr, sondern starrte Jonathan unverwandt an. Nur das
    Lächeln blieb wie festgefroren auf seinem Gesicht. Er kennt Revy von einem Foto , schoss es Jonathan durch den Kopf. Er weiß, dass ich nicht Revy bin. Gleich wird er es Singh sagen, und dann bin ich geliefert. Doch anstatt in Panik zu verfallen, wurde Jonathan ganz ruhig, so wie Emma es ihm acht Jahre lang vorgemacht hatte. Was sie konnte, konnte er auch.
    Mit einem Lächeln, das dem seines Gastgebers um nichts nachstand, trat er auf Balfour zu. »Allo, Mr. Armitraj. Schön, Sie zu treffen«, sagte er mit seinem besten französisch-schweizerischen Akzent.
    Doch Balfour bewegte sich noch immer nicht. Er musterte Jonathan mit ernstem Blick, winkte Mr. Singh zu sich und sagte zu diesem etwas in scharfem Ton. Der Sikh warf Jonathan einen Blick zu. Jonathan versuchte, sich seine Beunruhigung nicht anmerken zu lassen. Bei einer etwaigen Enttarnung wäre die gute Nachricht, hatte Connor gesagt, dass Jonathan nicht für viele Jahre in einem pakistanischen Gefängnis verschwinden würde. Die schlechte allerdings wäre, dass Balfour ihn auf der Stelle exekutieren würde. Aus dem Augenwinkel entdeckte Jonathan einen Scharfschützen auf dem Dach, der mit seinem Gewehr auf seine Brust zielte. Balfour rief seinen Bodyguards etwas zu, und die Männer näherten sich Jonathan wie Schakale, die ihre Beute wittern. Das Lächeln in Jonathans Gesicht wurde immer gequälter.
    Nachdem Balfour einen letzten Befehl erteilt hatte, machte Mr. Singh auf dem Absatz kehrt und kam direkt auf Jonathan zu. Er blieb dicht vor ihm stehen und

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