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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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sagte: »Halten Sie bitte einen Augenblick still.«
    Jonathan wappnete sich. Er lockerte die Schultern und spürte, wie seine Fingerspitzen zu zucken begannen.
    Singhs Hand verschwand in einer Seitentasche seines Gewandes. Als er sie wieder herauszog, hielt er eine Nelke in den Fingern, die der an Balfours Anzug aufs Haar glich. Er befestigte sie am Revers von Jonathans Anzug. »Entschuldigen Sie bitte. Lord Balfour bat mich darum, Ihnen das hier gleich bei der Ankunft zu überreichen.«
    »Eine Nelke«, fügte Balfour hinzu und kam mit großen Schritten auf Jonathan zu, wobei er Singh aus kalten Augen anblickte. »Das Symbol von Blenheim.« Er schüttelte Jonathan die Hand. »Willkommen in meinem bescheidenen Heim, Dr. Revy, und nennen Sie mich bitte Ash. Vergessen Sie diesen Mr.-Armitraj-Blödsinn. Das ist der Name, der auf den Haftbefehlen der Polizei steht. Ich dachte, diesen formellen Quatsch hätten wir hinter uns.«
    »Uns Schweizern fällt es schwer, auf Formalitäten zu verzichten«, erwiderte Jonathan und wunderte sich, dass er überhaupt noch ein Wort über die Lippen brachte.
    »Noch ein Grund mehr, weshalb ich Ihr Land so verehre.« Balfour griff nach Jonathans Arm und geleitete ihn zum Eingang. »Hier entlang, bitte. Ich möchte Ihnen gerne den OP-Saal zeigen. Er ist genau nach Ihren Vorgaben eingerichtet worden. Es macht Ihnen doch sicher nichts aus, wenn wir sofort loslegen?«
    »Natürlich nicht«, versicherte Jonathan. »Aber ich stehe Ihnen doch volle zwei Wochen zur Verfügung.«
    »Der Zeitplan hat sich leider etwas geändert. Wir müssen die OP vorziehen.«
    »Überhaupt kein Problem. In ein paar Tagen können wir anfangen.«
    »Ein paar Tage sind noch zu lang, Dr. Revy. Ich möchte, dass Sie mich schon morgen Abend operieren.«
    »Unmöglich«, widersprach Jonathan entschieden. »Ich operiere nur am Vormittag, weil ich dann frisch und ausgeruht bin. Außerdem müssen Sie bei der OP nüchtern sein. Zwölf Stunden bevor Sie anästhesiert werden, dürfen Sie nichts mehr zu sich nehmen.« Am liebsten hätte Jonathan mit dem Fuß aufgestampft, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, aber die Schottersteine eigneten sich nicht besonders gut für so eine Geste, und Jonathan wollte auch nicht zu melodramatisch werden. »Ferner«, fügte er ein wenig freundlicher hinzu, »brauchen wir etwas Zeit für ein Blutbild und die Voruntersuchungen.«
    »Das Labor hat die Ergebnisse der Blutanalyse schon wieder zurückgeschickt«, informierte ihn Balfour. »Sie finden alles in Ihrem Zimmer.«
    »Tatsächlich?« Jonathan wusste nichts von einem vorgezogenen Bluttest. In einer der letzten E-Mails, die Revy und Balfour ausgetauscht hatten, hatte er gelesen, dass Ersterer direkt nach seiner Ankunft in Blenheim ein Blutbild vom Hausherrn erstellen wollte. »Ausgezeichnet, ja, ja, ja«, sagte Jonathan und ahmte dabei Revys sprachliche Eigenheiten nach. »Schließlich können wir es uns nicht leisten, Zeit zu vertrödeln, nicht wahr?«
    Jonathan ließ sich von Balfour durch den Portikus ins Foyer führen. Als die schwere Holztür hinter ihm ins Schloss fiel, blieb sein Blick an dem ersten bewaffneten Mann auf der großen Galerie hängen, und ihm wurde klar, dass er soeben ein Hochsicherheitsgefängnis betreten hatte.

52.
    Vor der Besichtigung des OP-Saals gab es eine kurze Führung über das Anwesen.
    Balfour lief ein paar Schritte voran durch die langen Flure des Haupthauses und ließ wie ein zerstreuter Professor hier und da ein paar Anmerkungen zu den Zimmern und
    Einrichtungsgegenständen fallen. Da war die Bibliothek, deren Bücher angeblich alle vom Anwesen des Duke of Bedford in Woburn Abbey stammten. Da war das Wohnzimmer mit einem von Sargent gemalten Porträt und einem Landschaftsgemälde von Constable. Da war das Arbeitszimmer mit, wenn man Balfours Worten Glauben schenken konnte, dem Originalschreibtisch von Winston Churchill aus seinem Büro in Whitehall, an dem dieser seine »Nothing to offer but blood, toil, tears, and sweat«-Rede zu Beginn des Zweiten Weltkrieges geschrieben hatte.
    Balfour ist ein geradezu zwanghafter Lügner, hatte Connor Jonathan gewarnt, und die meisten seiner Lügenmärchen sind leicht zu durchschauen. Aber hüten Sie sich davor, ihn damit zu konfrontieren. Balfour hat sich eine Fantasiewelt zurechtgelegt, und er mag es ganz und gar nicht, wenn andere seine Illusionen zu zerstören versuchen.
    Während der Führung durch das Haus wies Balfour Jonathan auf die Bereiche hin, die

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