Getrieben: Thriller (German Edition)
nutzlosen Müll eher zufällig auf eine Mail an Massoud Haq, in der sich Balfour und Haq auf eine Zeit und einen Ort zur Übergabe des Sprengkopfs verständigten. Natürlich war die Atombombe in der E-Mail mit keinem Wort erwähnt worden. Stattdessen ging es nur um einen angeblichen, harmlos wirkenden »Teppichverkauf«. Doch diese Mail zusammen mit den Anfragen bei einer Gruppe pakistanischer Atomphysiker, die nach Blenheim kommen sollten, um sich dort »ein Objekt« anzusehen, »das Ihre Expertise erfordert«, war alles, womit Connor arbeiten konnte. Zu seiner großen Enttäuschung hatte er in Balfours Unterlagen keinerlei Fotos oder andere konkrete Beweise für die Existenz der Bombe gefunden.
Connor musterte Peter Erskine, der mit vor der Brust verschränkten Armen und finsterem Gesichtsausdruck, was seine jugendlichen Gesichtszüge unvorteilhaft alt aussehen ließ, neben ihm stand. »Sehen Sie, Pete, wir haben es geschafft. Das hohe Risiko, das wir eingegangen sind, hat sich am Ende bezahlt gemacht. Wenn wir uns an den Dienstweg gehalten hätten, wäre die Atombombe schon längst am Times Square gelandet, und ganz New York City hätte sich in ein verkohltes Schlachtfeld verwandelt.«
»Das muss man Ihnen lassen, Frank«, stimmte Erskine zu. »Ihr Spielchen scheint tatsächlich aufzugehen.«
»Von wegen Spielchen. Die ganze Operation war von Anfang bis Ende durchorganisiert und bis ins kleinste Detail geplant. Niemand außer uns hätte das hier fertiggebracht.«
»Wenn Sie meinen.«
»Genau das meine ich, Peter. Und nicht nur das.«
Ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden, stand Connor auf. Er hätte Erskine nur zu gerne mit seinem falschen Spiel konfrontiert, genau hier, vor all seinen Kollegen, doch leider hatte er nach wie vor keine eindeutigen Beweise gegen ihn in der Hand. Die Aufstellungen der NSA hatten außer Erskines Hang zu stündlichen Anrufen bei seiner Frau zu Hause und im Verteidigungsministerium nichts ergeben. Nicht eine einzige verdächtige Telefonnummer. Keine Anrufe ins Ausland bei unbekannten Personen oder Organisationen. Die Rückmeldung vom FinCEN über Erskines finanzielle Transaktionen stand allerdings noch aus. Obwohl Connor felsenfest davon überzeugt war, dass Erskine der Verräter war, stand er nach wie vor ohne Beweise da, mit denen er seine Anschuldigungen hätte untermauern können.
Plötzlich kam Bewegung in eine kleine Gruppe, die an der Tür der Einsatzzentrale stand. Connors Assistentin, Lorena, redete aufgeregt mit drei Männern. Zwei der Männer hatte Connor noch nie zuvor gesehen. Der dritte war Thomas Sharp, Nationaler Sicherheitsberater und der ehemalige stellvertretende Direktor von Division.
Sharp drängte sich an Lorena vorbei und bahnte sich einen Weg durch die gaffende Menge bis zu Connor. »Dieses Mal sind Sie zu weit gegangen«, fuhr er ihn mit lauter Stimme an, sodass alle Umstehenden es hören konnten. »Seit einer Stunde habe ich das CENTCOM am Hals, das verflucht gerne wissen möchte, weshalb Sie mich bei dieser Operation außen vor gelassen haben. Dachten Sie ernsthaft, dass das CENTCOM mich nicht über Ihren Alleingang informieren würde?«
»Um ehrlich zu sein, Tom, das interessiert mich einen feuchten Dreck. Wenn ich Wert auf Ihre Meinung gelegt hätte, hätte ich mich bei Ihnen gemeldet.«
Sharp überging die Beleidigung, wie es von einem Vollprofi wie ihm nicht anders zu erwarten war. Groß, schlank und gewieft, brachte er sowohl äußerlich als auch charakterlich alle Eigenschaften mit, die ein Mann in seiner Position idealerweise haben sollte. »Glücklicherweise«, fuhr er mit kühler, siegessicherer Gelassenheit fort, »handelt Mr. Erskine sehr viel umsichtiger.«
»Mr. Erskine?« Connor warf Erskine einen ungläubigen Blick zu, doch der vermied es, ihm in die Augen zu schauen. »Peter hat Sie angerufen?«
Sharp baute sich direkt vor ihm auf und holte zum Vernichtungsschlag aus. »Sie hatten Grund zu der Annahme, dass Ashok Balfour Armitraj im Besitz einer Atombombe ist, und dazu noch einer amerikanischen, und hielten es nicht für nötig, mich oder irgendjemand anderen davon in Kenntnis zu setzen? Sind Sie noch ganz bei Verstand?«
»Es war eine Situation, die sofortiges Handeln erforderte. Ich habe weder Sie noch die Kollegen im Pentagon informiert, weil ich genau wusste, dass Sie die Sache in den Sand setzen würden.«
»Seit wann wussten Sie darüber Bescheid?«
»Ein paar Tage. Höchstens eine Woche.«
»Laut Mr. Erskine wohl eher
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