Getrieben: Thriller (German Edition)
blockiert.
»Ein Alarmsystem gibt es nicht«, hatte Taylors Auftraggeberin ihm versichert. »Der Tunnel ist Connors Geheimnis und wird von niemandem außer ihm selbst benutzt.«
Dreißig Sekunden brauchte der Ripper, um das doppelt gesicherte Riegelschloss zu knacken. Vollkommen lautlos drehte er den Knauf und öffnete behutsam die Tür. Schritt für Schritt schlich er mit dem Teppichmesser in der Hand über den Parkettfußboden. Langsam schob er die eckige Klinge aus dem Metallgriff. Er würde sich trotz allem an die Anweisungen seiner Auftraggeberin halten. So weit es ihn betraf, fiel Selbstmord durchaus unter die Kategorie ›natürlicher Tod‹. Bei unehrenhaft entlassenen Geheimdienstchefs war Selbstmord keine Seltenheit. Stufe für Stufe stieg er die Treppe zum zweiten Stock hinauf. Je näher er seinem Opfer kam, desto mehr beschleunigte sich sein Herzschlag.
In Gedanken malte der Ripper sich aus, wie viel Blut aus Connors Handgelenk herausschießen würde, wenn er dessen Pulsader fachgerecht aufschlitzte: nicht horizontal, sondern mit einem langen, tiefen Längsschnitt.
72.
Rastlos wie ein zum Tod Verurteilter lief Frank Connor in seinem geheimen Arbeitszimmer auf und ab. Sein Handy war konfisziert und sein Festnetzanschluss gesperrt worden. Außerdem hatten die Techniker noch seinen Internetzugang abgeschaltet, sodass er keinen Zugriff auf die LAN-Verbindung und auch kein WLAN mehr hatte. Selbst das Kabelfernsehen funktionierte nicht mehr, was seine Isolation von der Außenwelt vollkommen machte. Es war fast wie im Gefängnis.
Er goss sich ein Glas Bourbon ein, entledigte sich seines Jacketts und lockerte die Krawatte. Das erste Verhör beim FBI war kurz und schmerzlos verlaufen. Connor hatte sich von Anfang an dafür entschieden, alle Karten offen auf den Tisch zu legen. Stück für Stück hatte er ihnen geschildert, wie die Operation abgelaufen war. Der unautorisierte Versuch, Prinz Raschid mit den manipulierten Patronen zu töten, war der erste, schwerwiegende Anklagepunkt gegen ihn. Neun weitere sollten folgen. Doch der Versuch, die Dinge mit Lügen zu beschönigen, wäre von vornherein aussichtslos gewesen. Wenn Erskine ihnen nicht bereits im Vorfeld alle Einzelheiten der Operation gesteckt hatte, würde er zweifellos nach Connors Verhör zur Sache befragt werden und seine eigene Version der Ereignisse präsentieren. Jeder einzelne Schritt von Connor in den vergangenen sechs Monaten würde genau unter die Lupe genommen, jedes Telefonat, jede E-Mail und jedes Treffen. Er konnte nur hoffen, dass die Delta Force die Reste der Atombombe im Hangar finden würde. Nur handfeste Beweise konnten ihn noch entlasten. Andernfalls war er geliefert. Frank Connor war ein Profi. Er kannte die Spielregeln.
Connor löste ein lockeres Brett im Fußboden und öffnete den geheimen Safe, der darunter verborgen war. Im Safe lagen mehrere nagelneue Blackberrys. Terroristen waren nicht die Einzigen, die auf Nummer sicher gehen wollten, dass die Regierung ihre Telefonate nicht abhören konnte. Connor holte eines der Handys heraus und wählte die Nummer seiner Assistentin Lorena.
»Wurde die Bombe inzwischen gefunden?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Lorena. »Mr. Sharp hat mich, unmittelbar nachdem Sie abgeführt wurden, nach Hause geschickt.«
»Wissen Sie etwas über den Verbleib von Ransom und Danni?«
»Keine Ahnung, Frank.«
»Und was ist mit Haq?«
Lorena begann zu weinen. »Es tut mir so leid«, schluchzte sie. »Ich konnte wirklich nichts mehr für Sie tun.«
Connor beendete das Gespräch. Dann ging er durch den Schrank zurück in sein Schlafzimmer und spähte vorsichtig durch einen Spalt in der Tür. Doch von den Beamten, die ihn bewachen sollten, war weit und breit nichts zu sehen. Zufrieden, dass außer ihm niemand da war, ging Connor zurück ins Arbeitszimmer und wählte die Nummer seines Kollegen beim FinCEN. »Gibt’s Neuigkeiten für mich?«, fragte er leise.
»Die gibt es tatsächlich.«
Connor spürte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel. »Schieß los.«
»Ich habe Erskine überprüft. Er ist sauber.«
»Sagtest du nicht, dass du etwas für mich hast?«
»Immer langsam mit den jungen Pferden. Lass mich doch erst mal ausreden. Wenn bei uns jemand überprüft wird, nehmen wir vorsichtshalber sein gesamtes Umfeld mit unter die Lupe. Also, Erskine hat neben seinem Gehaltskonto auch noch ein Kapitalkonto. Das ist nicht ungewöhnlich. Ich mache das genauso. Doch Erskine hebt von seinem Kapitalkonto
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