Getrieben: Thriller (German Edition)
nachmittags, morgen, bestenfalls«, sagte Connor. »Aber egal. Natürlich fragen auch die Vereinigten Stabschefs noch einmal bei der Air Force nach, denen endlich klar wird, dass sie aus dieser Sache nicht so einfach wieder rauskommen. Sie werden um etwas Zeit für eine interne Ermittlung bitten, was wiederum bedeutet, dass sie fieberhaft nach einem Verantwortlichen suchen, der seinen Kopf hinhalten muss, wenn der Verlust der Bombe publik wird. Schließlich merken sie, dass in der Sache zu viele Leute mit drinstecken, und deshalb werden sie versuchen, sich mit der Aussage herauszureden, dass an der ganzen Sache ›eventuell etwas dran sein könnte‹, dass aber, ›falls wirklich eine solche Bombe verloren gegangen ist, sie garantiert von niemandem gefunden, geschweige denn geborgen werden kann‹. Bis dahin ist noch ein Tag ins Land gegangen.
Nach diesem Teileingeständnis der Air Force werden die Stabschefs ein Krisentreffen im Lagezentrum des Weißen Hauses einberufen. Ich werde ins Oval Office zitiert und gefragt, wie um alles in der Welt ich an diese Information gekommen bin. Also werde ich dem Präsidenten alles über Emma und Prinz Raschid erzählen müssen und darüber, dass der Abgeordnete Grant den Verlust der Bombe eingeräumt hat. Anschließend werden wir uns gemeinsam die Satellitenbilder ansehen, und jemand wird wissen wollen, wie es mir gelungen ist, einen KH-14-Satelliten ohne schriftliche Genehmigung umzuprogrammieren. Und nachdem der ganze Mist endlich abgehakt ist, muss ich zum krönenden Abschluss noch Emma identifizieren und vor versammelter Mannschaft zugeben, dass eine meiner Agentinnen offensichtlich den Verstand verloren hat und im Auftrag des Feinds ein Team auf den Berg bringt, das es auf den Atomsprengkopf abgesehen hat.«
Nach diesem Monolog öffnete Connor den obersten Kragenknopf und lockerte seine angespannten Nackenmuskeln. Sein Puls raste, und seine Wangen fühlten sich rot und heiß an. »Frühestens in vier Tagen wird der Präsident eine militärische Suchaktion anordnen und ein SEAL-Team auf den Berg schicken. Die werden dort aber nichts mehr finden, weil Emma bereits den Sprengkopf entfernt und, wenn sie klug ist – und das ist sie, weiß Gott –, den Rest des Marschflugkörpers in die Luft gejagt hat. Danach wird mich der Präsident erneut ins Weiße Haus beordern, um mich höchstpersönlich zu feuern und einen endgültigen Schlussstrich unter das Kapitel Division zu ziehen.«
»So würde es im schlimmsten Fall für uns laufen«, räumte Erskine ein.
»Nein«, schimpfte Connor. »Im schlimmsten Fall bekommt Balfour den Atomsprengkopf in die Finger, der nach all den Jahren zu allem Überfluss noch immer voll funktionstüchtig ist, und er verkauft eine Atombombe mit einer Sprengkraft von hundertfünfzig Kilotonnen an eine Gruppe blutrünstiger Terroristen, denen in der Vorfreude, sie sofort einzusetzen, schon der Sabber aus dem Mund tropft.« Connor sackte auf seinem Stuhl zusammen. »Wissen Sie, es ist mir sogar egal, wenn der Präsident mich feuert, solange er nur vorher einen Militärschlag anordnet, um zu verhindern, dass Balfour diese Bombe in die Finger kriegt. Sie ist dort oben, Pete. In diesem Moment ist Emma irgendwo dort oben auf dem Berg, um die Bombe zu holen.«
»Verraten Sie mir eines: Warum arbeitet Emma ausgerechnet für Balfour?«
Connor hievte sich schwerfällig aus dem Stuhl und ging um den Tisch herum zu einem riesengroßen Fenster, das fast die gesamte Länge einer Wand einnahm. Durch die Scheibe konnte er sieben Männer und Frauen sehen, die immer noch emsig an der Arbeit waren. Connor legte einen kleinen Schalter um, und die Glasfront wurde undurchsichtig. Über die Schulter sah er Erskine an. »Mit einem Wort gesagt: Rache.«
»Wofür?«
»Haben Sie sich nicht auch gefragt, wie Raschid über die manipulierte Waffe Bescheid wissen konnte?«
»Er hatte keine Ahnung. Erst als die letzte Kugel einen seiner Männer tötete, hat er wahrscheinlich Verdacht geschöpft. Wir wissen doch, dass er paranoid ist. Dazu hat er ja auch allen Grund.«
»Vielleicht«, erwiderte Connor leise. »Vielleicht aber auch nicht. Haben Sie denn auch eine Erklärung dafür, wie Raschid wissen konnte, dass Emma eine Doppelagentin ist und für uns arbeitet? Der FSB liegt mir deswegen ständig in den Ohren. Sie haben gedroht, die gesamte Operation an die Presse durchsickern zu lassen, wenn wir nicht umgehend zwei ihrer Agenten aus der Haft entlassen.«
Erskine schob seine
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