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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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so nett wäre und die Krone holen könnte…«
    Hinter ihnen klickte es leise, als ein Sicherungsbügel zurückschnappte.
    »Der Zauberer wird jetzt die Hände heben; so daß ich sie deutlich sehen kann«, sagte der Herzog.
    Schneidgut stand wie in Zeitlupe auf und drehte sich um. Sechs Männer leisteten dem Verschwörer von Sto Helit sowohl Gesellschaft als auch moralische Unterstützung – Männer, deren einzige Lebensaufgabe darin zu bestehen scheint, hinter Leuten wie dem Herzog zu stehen. In ihren breiten Händen hielten sie entsicherte Armbrüste, die den unangenehmen Eindruck erweckten, als könnten sie jeden Augenblick häßlich spitze Bolzen davonschleudern.
    Die Prinzessin erhob sich und machte Anstalten, sich auf ihren Onkel zu stürzen. Schneidgut hielt sie gerade noch fest.
    »Nein«, sagte er leise. »Dieser Kerl gehört nicht zu den Leuten, die dich in einem tiefen Keller fesseln und den Mäusen gerade genug Zeit geben würden, die Stricke zu zernagen, bevor die Flut kommt. Er ist vielmehr ein Exemplar jener Gattung Mensch, die konsequentes Handeln vorzieht. Mit anderen Worten: Er wäre sicher bereit, dich auf der Stelle zu töten.«
    Der Herzog verneigte sich.
    »Aus deinem Mund sprechen wahrhaft die Götter«, erwiderte er. »Die Sache liegt auf der Hand, nicht wahr? Die arme Prinzessin wurde von dem wildgewordenen Elefanten zu Tode getrampelt. Wirklich bedauerlich. Das Volk wird dich beweinen. Was hältst du davon, wenn ich als neuer König eine offizielle Trauerwoche anordne?«
    »Das ist doch absurd!« platzte es aus Keli heraus. Tränen quollen ihr in die Augen. »Die Geladenen haben alles gesehen!«
    Schneidgut schüttelte den Kopf und beobachtete, wie sich die Soldaten einen Weg durch die verwirrte, verblüffte Menge bahnten.
    »Nein«, widersprach er. »Du wärst erstaunt, wenn du wüßtest, was sie alles übersehen haben. Insbesondere dann, wenn sie erfahren, daß man auch im eigenen Bett auf tragische Weise von einem Elefanten zertrampelt werden, daß so etwas ansteckend wirken kann.«
    Der Herzog lachte leise vor sich hin.
    »Für einen Zauberer bist du bemerkenswert intelligent«, entgegnete er. »Nun, ich schlage nur eine Verbannung vor…«
    »Damit kommst du nicht durch«, sagte Schneidgut. Er dachte kurz nach und fügte hinzu: »Das heißt, wahrscheinlich kommst du damit durch, aber anschließend hast du bestimmt ein schlechtes Gewissen, und wenn du im Sterben liegst, wirst du dir wünschen…«
    Er unterbrach sich und riß die Augen auf.
    Der Herzog drehte den Kopf einige Zentimeter weit, um seinem Blick zu folgen.
    »Was ist los, Zauberer? Was hast du gesehen?«
    »Ich habe mich geirrt«, entfuhr es Schneidgut fast schrill. »Du kommst nicht damit durch. Du wirst nicht einmal hier sein. Gleich ist dies alles überhaupt nicht geschehen…«
    »Achtet auf seine Hände!« brummte der Herzog. »Schießt sofort, wenn er auch nur den kleinen Finger rührt.«
    Verwundert wandte er sich um. Es schien kein Trick zu sein: Der Zauberer hatte aufrichtig geklungen. Es hieß auch, Magier könnten Dinge sehen, die für die Augen von gewöhnlichen Menschen verborgen blieben…
    »Es spielt überhaupt keine Rolle, ob du mich umbringst oder nicht«, stieß Schneidgut hervor. »Morgen wache ich nämlich in meinem Bett auf, und dann ist alles nur ein übler Traum gewesen. Vielleicht nicht einmal das. Es kommt direkt durch die Wand!«
     
    Nächtliche Dunkelheit rollte über die Scheibenwelt. Die Finsternis war natürlich immer gegenwärtig, lauerte in Ritzen und Spalten, in Höhlen und Kellern und tiefen Gewölben. Doch wenn das träge Licht der Sonne folgte, schwollen die Teiche und Seen der Nacht an und vereinten sich miteinander.
    Das Licht der Scheibenwelt wird von einem starken magischen Feld gebremst. Das Licht der Scheibenwelt hat nichts mit normalem Licht gemein. Es ist gewissermaßen in die Jahre gekommen, hat eine Menge gesehen und neigt nicht mehr dazu, irgend etwas zu überstürzen. Es weiß: Ganz gleich, wie sehr ich mich auch beeile – die Dunkelheit ist immer zuerst da. Deshalb läßt es alles ruhig angehen.
    Mitternachtsschwärze glitt wie eine samtene Fledermaus über die Landschaft. Binky war schneller als sie und folgte ihr als ein winziger Funken inmitten undurchdringlicher Schatten. Funken stoben von den Hufen, bildeten kleine Flammen. Unter dem schweißfeuchtem, glänzenden Fell vibrierten dicke schlangenartige Muskelstränge.
    Die beiden Gestalten auf dem Rücken des Hengstes

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