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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ja.«
    »Oh.« Weitere Kiesel folgten. Die Karpfen starrten das Mädchen empört an.
    »Und meine Beine?« fragte Mort.
    »Ja. Tut mir leid.«
    Mort suchte in seinem begrenzten Plauderei-Repertoire und fand nur Leere.
    »Mach dir nichts draus«, sagte er betont höflich. »Eine ordentliche Abmagerungskur brächte alles in Ordnung. Nun, fast alles.«
    »Er ist sehr freundlich«, murmelte Ysabell und überhörte die letzte Bemerkung. »In einer geistesabwesenden Art und Weise.«
    »Er kann wohl kaum dein richtiger Vater sein, oder?«
    »Meine Eltern kamen vor einigen Jahren ums Leben, als sie den Großen Nef überquerten. Ich glaube, damals herrschte recht stürmisches Wetter. Tod fand mich und brachte mich hierher. Ich weiß nicht, was ihn dazu bewegte.«
    »Vielleicht empfand er so etwas wie Mitleid.«
    »Oh, er fühlt nichts. Nie. Woraus ich ihm keineswegs einen Vorwurf mache. Niemand kann über seinen eigenen Schatten springen, und in diesem Zusammenhang sähe sich Tod mit besonderen Problemen konfrontiert: Er wirft überhaupt keinen. Es liegt schlicht und einfach daran, daß ihm die nötigen Voraussetzungen fehlen. Er hat keine – Drüsen oder wie man so etwas nennt. Wahrscheinlich nahm er mich nur deshalb mit, weil meine Lebensuhr noch Sand enthält.«
    Ysabell wandte Mort ein blasses Gesicht zu.
    »Ich lasse nicht zu, daß jemand schlecht über ihn spricht. Er gibt sich Mühe. Er hat nur immer – zuviel zu tun.«
    »Mein Vater war so ähnlich. Ich meine, er ist es noch immer.«
    »Ich nehme an, er hat Drüsen, oder?«
    »Ich glaube schon«, sagte Mort unsicher. »Weißt du, über Drüsen und so habe ich noch nicht viel nachgedacht.«
    Sie starrten auf eine Forelle hinab. Der Fisch starrte zurück.
    »Durch meine Schuld gerät die ganze Geschichte der Zukunft in Gefahr«, sagte Mort.
    »Im Ernst?«
    »Ja. Als er sie zu töten versuchte, habe ich ihn getötet, aber das Schicksal verlangte, daß sie starb und der Herzog zum König gekrönt wurde, doch das Schlimmste ist, das Schlimmste ist, daß er trotz seiner heimtückischen Verdorbenheit die vielen Stadtstaaten vereint und ein großes Reich geschaffen hätte, und die Bücher behaupten, es folge ein Jahrhundert des Friedens und des Wohlstands. Ich meine, man sollte eigentlich eine Schreckensherrschaft oder etwas in der Richtung erwarten, aber allem Anschein nach braucht die Geschichte manchmal solche Leute, und die Prinzessin wäre nur eine bedeutungslose Monarchin. Ich meine, sie ist nicht böse, nein, ganz bestimmt nicht, sie meint es gut, aber sie nimmt einen Platz ein, den die Historie für jemand anders reserviert hat, und jetzt kann alles das, was die Bücher schildern, überhaupt nicht geschehen, und die Geschichte spielt verrückt, und es ist alles meine Schuld.«
    Mort brach ab, schnappte nach Luft und wartete besorgt auf die Antwort.
    »Ich glaube, du hattest recht.«
    »Ach?«
    »Wir hätten Brotkrumen mitbringen sollen«, murmelte Ysabell. »Ich schätze, die Fische finden in ihrem Teich irgendwelche Nahrung. Käfer und so.«
    »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Natürlich. Worüber hast du gerade gesprochen?«
    Mort ließ die Schultern hängen. »Oh, es ist nicht weiter wichtig. Es spielt überhaupt keine Rolle. Nein, nicht die geringste. Zumindest nicht für uns. Nur für den Rest des Universums.«
    Ysabell seufzte und stand auf.
    »Ich nehme an, es wird jetzt Zeit für dich«, sagte sie. »Ich bin froh, daß wir die Sache mit dem Heiraten geklärt haben. Das Gespräch mit dir war recht nett.«
    »Wir könnten eine Art Haß-Haß-Beziehung knüpfen«, schlug Mort vor.
    »Normalerweise bekomme ich kaum Gelegenheit, mich mit Leuten zu unterhalten, die bei Vaters Arbeit eine Rolle spielen.« Ysabell ging einen Schritt, zögerte und schien darauf zu warten, daß Mort irgendeine Antwort gab.
    »Nun, das kann ich gut verstehen«, sagte er, als ihm nichts anderes einfiel.
    »Vermutlich mußt du bald los.«
    »Ja. Bald.« Mort runzelte die Stirn und spürte, daß ihre Unterhaltung aus den seichten Gewässern schwamm und über einer unauslotbaren Tiefe schwebte.
    Plötzlich vernahm er ein seltsames Geräusch.
    Mit einem Anflug von Heimweh erinnerte er sich an den Hof zu Hause. Während der strengen Winter in den Spitzhornbergen hielt seine Familie an Kälte und Entbehrungen gewöhnte Tharga -Kühe vor dem Haus, und im Verlauf der Monate wurde ab und zu Stroh verteilt. Nach der Schneeschmelze hatte sich auf dem Hof eine sechzig oder siebzig Zentimeter hohe

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