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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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bin es doch, der erstens der Trost für Sabine und zweitens Hans selbst fehlt. Ich bin es doch, die sich, im Gegensatz zu ihr, unter keinen Umständen verraten darf.
    Sabine fixiert die Lücke, die er hinterläßt, jetzt, wo er offiziell hierher gehört. Früher zählten die köstlichen Stunden, in denen er bei uns saß. Inzwischen starren wir beide auf die schwarze Leere zwischen den Aufenthalten, auf das Garnichts zwischen seinem unbefangenen Ab- und Auftreten. Gottlob macht ihm Sabine, das gutmütige Schwergewicht, bis heute keine Vorwürfe. Auch ist ihre Freude über sein Wiederkommen jedesmal so groß, daß sie ihn nicht mit Trauermiene empfängt, sondern bloß die Treppe zum Schlafzimmer rauf- und runterstürmt, was ihr die bei Hans so beliebten rosigen Wangen verschafft.
    Aber wenn das erst kommt, das erpresserische Klagen! Dann wird er sich, ich weiß es, schütteln.
    Um nicht in Grübeleien zu verfallen, redet sie die ganze Zeit über ihn. Bei allem, was passiert, findet sie einen Grund, ihn herauszustreichen. Damit zwingt sie ihn im Geiste herbei und muß keine Angst haben, er könnte einfach nicht zurückkehren. Es gibt sicher auf der ganzen Welt kein Wort, keinen Gegenstand, bei dem Sabine es nicht schaffen würde, schließlich doch noch bei ihrem Mann zu landen. Und hat sie endlich das ausgesparte Zauberwort ›Hans‹ gesagt, weht so ein süßes Vorfrühlingslichtüber ihr derbes Gesicht, daß ich sie unter einem Vorwand fest in den Arm nehmen muß.
    »Er hat es doch von vornherein angekündigt«, habe ich schon öfter gesagt, »du weiß doch, daß er die Freiheit braucht.« »Ich bin nicht schön genug, nicht mal hübsch«, antwortete sie dann in tiefem Gram. Deshalb ertrage ich auch, ohne mich zu beschweren, einen Vorwurf, der mich verletzt. Kürzlich ist es aus ihr in ihrer ständigen Erregtheit hervorgebrochen. Sie glaubt, und es ist natürlich ein Rettungsanker für sie, deshalb setzte ich mich nicht zur Wehr, ihnen wäre, ohne mein leichtsinniges Wandern und den Überfall, die geplante Hochzeitsreise nach Wien zustattengekommen und damit ein günstigerer Einstand in die Ehe gewährt worden. Die Schuldige bin also im Grunde ich!
    Sabine ahnt ja nicht, wie sehr ich mir wünsche, daß Hans mich nur in ihrer Gegenwart duzt, aber dann, in den wenigen Momenten, wo wir allein sind, wie früher »Frau Wäns« zu mir sagt. Und schon beginnt es wieder, das Zittern vom ersten Abend, von dem keiner, keiner weiß und nie wissen darf.
    Ach, aber auch herrje, die Traurigkeit ihres Verliebtseins! Soll man bewundern, wie die ohne die geringste Abschürfung andauert, so viele Wochen schon? Wie das Mädchen sich so gar nicht gewöhnt und beruhigt in ihrer Angst, ihn zu verlieren, so kein bißchen seiner sicher ist, so ganz ohne Friedlichkeit, selbst wenn sie neben ihm sitzt, selbst wenn wir beiden Frauen ihn einzwängen zwischen uns im Küchenwinkel, so daß er auf keinen Fall aufspringen kann, um uns in einem plötzlichen Einfall zu verlassen!
    Sabine nimmt ab und blüht gleichzeitig auf. So muß es bei der Liebe wohl sein. Aber in einer Ehe? Wie ist das auszuhalten. Ich sehe doch, wie oft sie grimmig vor dem Spiegel steht. Hans möchte ihr klarmachen, daß sie diese Dinge maßlos überschätzt, aber das gelingt selbst ihm nicht. Ist es ein Fehler oder eine Liebhabertugend, wenn er ihr so gar kein Vertrauen einflößt? Denneins ist mir klar. Sie liebt ihn gerade wegen der ständigen Aufregung derart verzehrend. Nur darf der Kummer nicht das Glück übersteigen. Er ist für sie das unverdiente Geschenk ihres Lebens, sie denkt an nichts anderes mehr. Und ich?
    Heute nachmittag waren Hans und ich allein. Schon wollte ich ihn sachte mahnen, Sabine wieder einmal für ihre schönen Augen zu loben. Er verzeiht mir bisher solche kleinen Signale. Da legte er den Kopf weit in den Nacken, ich konnte den Blick nicht wenden von der männlichen Kehle, die vollkommen preisgegeben war. »Luise«, sagte er, »Luise! Etwas ist mir unklar, es quält mich beinahe, auch wenn alles ja längst gottlob in weiter Ferne liegt. Ich spreche von dem häßlichen Eskimomädchen, dieser, wie hieß sie noch, Annegret? Böse Annette? Gut, Anada, so ungefähr wohl. Bedeutet es nicht: tückische Frau? Was ich mich also frage, rückblickend, meine ich, versteht sich, Luise: Wäre es wohl ganz anders ausgegangen, nämlich mit einem glücklichen Ende, wenn ich ihr die Burg Elz gezeigt hätte, ja, die Burg Elz, wenn ich dort mit ihr hingefahren und sie

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