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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Feuchtigkeit, vielleicht sind sie diejenigen, die mit ihren Stimmen (die ungeahnte Fernen erreichen und ausmessen, wenn sie sich wie verrückt geworden aus den hinfälligen Federkörperchen drängen), die mit ihren Stimmen verdeutlichen, wie das Echo, wie der Hall das Häufchen Materie weit übersteigt?
    Um so herzlicher lacht er über die eifersüchtige Klassifizierung der Gattungen in verschiedene Spezies und Subspezies. Was für ein verbissener Ordnungswahn! Macht die Natur nicht, was sie will, und schert sich durchaus nicht um das lächerliche Menschenwerk ehrgeiziger Einteilungen?
    Allerdings, gesteht sich Brück verschämt ein, freut er sich im Zoo heimlich über das Unnatürliche und segnet es. Sind sie, seine Freunde, hier nicht alle paradiesisch geschützt und gerettet vor der Wildnis? Und hatte Linné mit seiner Systematik nicht rechthaberisch, sondern bewundernd Gottes Schöpfung gliedern wollen?
Babs hat eine Erleuchtung
    Die Fotografin Babs Roeland, die insgeheim immer eingeschnappt ist, wenn man ihre Werke nicht als Kunstprodukte anerkennt, staunt. Das hätte sie nie gedacht! Ihr Vermieter läßt in Schwarzarbeit von einem Kurden die rostigen Altbaubalkons seines Hausesrenovieren. Ein paar Samstage lang studiert sie, wie der junge Mann, der Abfolge und Konstruktion seiner Arbeit sicher im Kopf verwahrt und präsent hat, an kniffligen Stellen, von unbeirrbarem, auch spielerischem Perfektionswunsch um der Sache selbst willen getrieben, frei experimentiert. Durch ihre Entdeckung ist sie ganz außer sich.
    Zum Glück besinnt sie sich im letzten Moment und gibt dem schönen Mann ein ordentliches Trinkgeld mit auf den Weg statt des Geständnisses, daß sie ihn für einen Künstler hält: »Goran, Sie sind ja ein Künstler, denken Sie nur, ein richtiger Künstler!«
Klein-Fritzle
    Je stärker die Auflösung der Empfindungen, der Interessen zunimmt, desto entschiedener müssen meine äußeren Aktionen und Verlautbarungen erscheinen, energisch verfaßte Briefe an die Außenwelt gewissermaßen, sagt sich Herr Fritzle an diesem Montag.
    Ob der »Irrenarzt«, der regelmäßig sein Marathontraining und die tägliche Ara-Pflege absolviert, und der »Kerkermeister« schon wissen, wie das neuerdings relevante Globalprofil der einzelnen Staaten als Frage- und Antwortspiel aussieht?
    Wie viele Einwohner und Internetbenutzer?
    Wie hoch der Altersdurchschnitt der Bevölkerung und die Arbeitslosenquote?
    Wie viele Einwohner unterhalb der Armutsgrenze?
    Da liegt der Sprengstoff! Diese Zahlen werden es sein, die uns wie Fetzen um die Ohren fliegen!
    Aber fehlt denn nicht irgend etwas Wichtiges, war da nicht noch etwas Bedeutungsvolles, ein wesentlicher Faktor vielleicht? »Ach, ihr meine Hochstammrosen!« flüstert Fritzle und wundert sich, daß der letzte Sonntag schon wieder eine Woche her ist. Dann sagt er zu seiner eigenen Überraschung: »Vielleicht robbendie Wissenschaftler durch die Jahrhunderte mit ihren Forschungsprojekten ganz allmählich auf die Unendlichkeit zu, bis sie die irgendwann erreichen und mit ihr verschmelzen im Feuer der Erkenntnis. Aber warum dann davor das neckische Versteckspiel? Damit die Figuren und Ornamente unserer menschlichen Entwicklung entstehen?«
    Ach Fritzle, Fritzle aus dem Ratzeburger Goldachter, kleinwinziger Zentunkel!
Brenzlige Verwechslungen
    In Wirklichkeit aber, wird Herrn und Frau Sykowa mit der Zeit klar, wissen sie beide, weiß einer vom anderen sehr wohl um die voreinander verschwiegenen Anfechtungen der Dunkelheit in der Nacht. Deshalb verständigen sie sich nicht darüber.
    Wer sich jedoch in irgendeiner Sache an Jan Sykowa wendet, wird immer eine Antwort erhalten. Manchmal erteilt er Ortsunkundigen eine Auskunft, noch bevor die suchenden Fremden überhaupt den Mund aufgetan haben. Er liest ihnen ihr Problem von den Augen ab. Nur zu gut weiß Jan um das hilflose Tapern in einer noch nie besuchten Stadt. Auch ihn kostet es ja jedesmal Überwindung, kurz entschlossen jemanden um Rat zu fragen. Ist das nicht immer ein Risiko? Oft sind die Anleitungen Gutwilliger nicht die besten, und Jan, noch verwirrter als vorher, muß sich doppelt versichern lassen, daß er alles begriffen hat. Dann geht er los und hört nicht selten den Ruf »Nein, nein, dahin nicht!« Wenn er sich umdreht, sieht er die Leute unter freundlichem Kopfschütteln in die entgegengesetzte Richtung weisen. Sobald er um die Ecke gebogen ist, bittet er den Nächstbesten um weitere Hilfe. Bisher ging es nach dieser

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