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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Frau Sykowa lacht schon im voraus, weil sie weiß, wie ihr Jan gleich, nach dem starken Regen, bei Ansichtigwerden der kleinen Wasserläufe aus dem Häuschen geraten wird.
    Echte Flußbetten aber wünscht er sich sommerlich ausgetrocknet. Nur ein kleines Rinnsal hier und da soll zwischen den Schotterinseln sichtbar sein. Warum das eine so und das andere so, kann er nicht erklären, nicht sich selbst, erst recht nicht seiner Frau.
    Es ist das Glück.
Das Verhalten der Menschen
    Auch für Ilse ist etwas unerklärlich, nämlich das Verhalten der Menschen um sie herum. Sie spürt, daß sie lauter verkehrte Bewegungen macht. Nun hat sie beschlossen, die Leute, so gut sie irgend kann, einfach in allem nachzuahmen, egal, wie ihr zumute ist und wie wenig ihr deren Benehmen verständlich.
    So könnte es klappen.
Rätsel
    Warum hat man den Karolinasittich trotz seines langen Schwanzes und des Köpfchens in funkelndem Orangerot ausgerottet, was besonders leicht war, weil sich diese Vögel, wenn man einen ihrer Art geschossen hatte, in Scharen über ihm versammelten?
Der Jako
    Samstagabend. Manchmal erzählt Herr Brück seinem treuen, fast blinden Rex Geschichten aus der Jugend. Heute beispielsweise diese: »Als ich elf war, hatte ich einen Freund mit einem Jako, einem Graupapagei. Die Deckflügel waren vornehm grau, ihre Spitzen schwarz, darunter sah das wunderbare Rot des Schwanzes hervor. Der Jako stammt aus Afrika, ist über 30 cm lang und sehr gelehrig. Ich glaube, nur wegen dieses schönen Tieres bin ich der Freund des Jungen geworden. Und weißt du, Rex, was das Merkwürdige ist? Ich kann mich nicht im geringsten an den Burschen erinnern, nicht an den Namen, nicht an sein Aussehen. Nur an den Jako, an den in allen Einzelheiten noch heute.«
    Herr Brück beobachtet währenddessen seinen Hund genau. Täuscht er sich, oder lächelt Rex geschmeichelt vor sich hin? Er täuscht sich nicht. Rex Brück legt ihm schmunzelnd die dicke Pfote aufs Knie. »Gestern«, erzählt er daraufhin dem Tier, »habe ich mit einem sehr grobschlächtigen Mann, er wirkte im Gesicht sehr grobschlächtig, meine ich, ein bißchen über seinen Hund gesprochen, eine französische Bulldogge, vier Monate alt und sehr schüchtern. Am Ende hob der ländliche Wirt mit beiden Händen den Kopf des Kleinen an und sagte: ›Sehen Sie nur das Gesichtchen! Ist es nicht wunderschön?‹ Und, Rex? Er war dem Mann, einem Gastwirt und Metzger in weißem Kittel unter der Joppe, wie aus dem Gesicht geschnitten!«
Das Meer und die Lerche
    Sonntagmorgen. Hannes Keller, der Komponist, der leider noch auf seinen Durchbruch warten muß, deshalb kärglich lebt und es bisher ohne große Verbitterung tut, hat vor einer Stunde, nach einer gewissermaßen durchkämpften Nacht, seine Lieblingsidee ad acta gelegt.
    Er wollte das Gedicht The sea and the skylark von Gerard Manley Hopkins vertonen. »On ear and ear two noises …« Rechts hört das Ohr die steigende Flut des Meeres, links das rückhaltlose Verströmen des Lerchengesangs.
    Mein Gott, daß er so viel Zeit brauchte, um zu begreifen, daß dem zu Herzen gehenden Wohlklang der Gedichtlaute keine Note hinzuzufügen ist! Als er, Hans Keller, loslegen wollte, hatte der Dichter doch bereits alles aufs Unübertrefflichste besorgt: »With a flood or a fall, low lull-off or all roar … In crisps of curl off wild winch whirl …«
    Immerhin war Kellers letzte Anstrengung so groß, daß er sich nun fallenlassen darf, nach äußerster Mühe lerchengleich in die Ackerfurche zurück.
Frau Wäns
    »Die Frau ist wirklich nicht mehr jung«, erzählt Elsa ihrem heimlich aufseufzenden Freund in der Nacht, während sie beschwichtigend ausprobiert, welche Fingerkuppe am besten in seinen Bauchnabel paßt, »aber die Tochter macht einen älteren Eindruck als die Mutter. Diese kleine Frau Wäns geht wahrhaftig jeden Tag los zum einsamen Marschieren durch die Heide- und Moorlandschaft da draußen. Irgendwas stimmt dabei nicht. Sie benutzt dauernd die Wörter ›entzückend‹ und ›reizend‹, wenn sie über Menschen spricht. Ich habe das Gefühl, sie würde viel lieber ›Scheusal‹ und ›Ungeheuer‹ sagen. Vielleicht möchte sie sich vorstellen, sie wäre ein guter statt ein boshafter Mensch?«
Englische Rosengärten
    In der zweiten Junihälfte wird alles vorbei sein. Dann haben sich die Wellen um Frau Gadows Yogazirkel gelegt. Schon jetzt ist die Polizei zu dem Schluß gekommen, daß der Yogalehrer und Esoterikmeister seine Schülerinnen

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