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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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fragte nach dem Namen des Besitzers und erfuhr, daß er weder Hansen noch Jensen hieß, sondern Trahne – Polizeikommissar Trahne. Er hatte am Samstag gegen eins ein Taxi genommen (um pünktlich Timian abzuholen, dachte Astrid), und das Taxi war mit einer Straßenbahn zusammengestoßen. Trahne hatte eine schwere Gehirnerschütterung davongetragen und das Bewußtsein verloren. Nein, gefährlich war es wohl nicht, aber er mußte Ruhe haben, und nun hatte er sich seit beinahe achtundvierzig Stunden unruhig herumgewälzt und von dem Hunde phantasiert. Kein Wunder, daß er immer nervöser geworden war, die Temperatur war auch weiter gestiegen.
    „Wollen Sie ihm bitte einen Gruß ausrichten?“ sagte Astrid. „Ich wünsche ihm gute Besserung, und ich würde den Hund solange bei mir behalten, wenn er keine Familie hat, die sich Timian annehmen kann.“
    „Eine Familie hat er hier wohl nicht“, erklärte Schwester Jenny. „Als er bewußtlos eingeliefert worden war, riefen wir bei der Polizei an und erkundigten uns. Er scheint ganz allein in der Stadt zu sein.“
    „Glauben Sie, es wird ihn beruhigen, wenn ich ihn besuche und mit ihm spreche?“ fragte Astrid. Und in demselben Augenblick wunderte sie sich über sich selbst. Sie empfand plötzlich tiefes Mitleid mit dem jungen Mann, der ein so schönes Lächeln hatte und so an seinem Hunde hing.
    „Das wäre großartig“, sagte Schwester Jenny. „Riesig nett von Ihnen. Er liegt auf Nummer sechzehn in der zweiten Etage. Besuchszeit ist zwischen zwei und halb vier.“
    „Schönen Dank für den Anruf, Schwester. Und sagen Sie Herrn Trahne also bitte, er brauche sich um Timian nicht zu sorgen.“
    Sie lächelte, als sie den Hörer auflegte. Wie dumm sie gewesen war! Sie hätte doch wissen müssen, daß dieser Mann seinen Hund nicht freiwillig im Stich gelassen hatte! Sie erinnerte sich noch genau an alles. Wie ruhig und warm hatte seine Stimme doch geklungen, als er sich von Timian verabschiedet hatte! Und sie wußte auch, was es bedeutet, wenn ein Tier so vergnügt und vertrauensvoll war wie der kleine Timian. Es bedeutet, daß es gut behandelt wurde.
    Astrid hatte an diesem Vormittag nur einen einzigen Hund zu trimmen: einen guterzogenen Airedaleterrier, der wenig Mühe machte. Als sie mit ihm fertig war, setzte sie Timian in den Auslauf, ließ aber das Fenster zu ihrem Arbeitsraum offen. Sie gab ihm Hundekuchen und Wasser und machte sich dann auf den Weg zum Krankenhaus. Unterwegs kaufte sie drei weiße Rosen; und bald darauf war sie am Ziel.
    Zu ihrer Verwunderung war Nummer sechzehn ein Einzelzimmer. Die Erklärung erhielt sie später: „Der Patient war nachts so unruhig, daß wir ihn isolieren mußten, damit die anderen Kranken schlafen können“, sagte Schwester Jenny. Der Kopf auf dem Kissen wandte sich herum, als die Tür aufging, und die Wangen des Kranken röteten sich leicht.
    Das Mitleid mit dem einsamen jungen Menschen verlieh Astrid Sicherheit und weckte ein Gefühl der Mütterlichkeit. Sie wollte Timians „Papa“ so gern eine Freude machen. Sie legte die drei Rosen auf den Nachttisch.
    „Das ist ein Gruß von Timian“, sagte sie lächelnd. „Ich hoffe, Sie finden es nicht zudringlich, daß ich gekommen bin. Aber ich wollte Ihnen gern selbst sagen, daß es Timian gutgeht.“ Trahne errötete noch mehr. Dann sagte er mit schwacher Stimme:
    „Es… es ist gar zu freundlich von Ihnen… Fräulein… Fräulein…“ Er blickte sie hilflos an. „Denken Sie! Jetzt habe ich Ihren Namen vergessen. Ich weiß nur, daß Sie Hunde trimmen…“
    „Liberg“, half Astrid ihm. „Astrid Liberg. Sie dürfen glauben: Timian und ich sind sehr gute Freunde geworden.“
    „Was mögen Sie eigentlich von mir gedacht haben, als ich ihn nicht abholte?“ sagte Trahne.
    „Zuerst konnte ich es nicht begreifen“, gestand Astrid. „Aber dann kam mir der Verdacht, es müsse Ihnen etwas zugestoßen sein. Und da ich Ihren Namen nicht verstanden hatte, wußte ich gar nicht, was ich tun sollte.“
    „Es ist nur gut, daß Schwester Jenny soviel Grütze im Kopf hatte“, sagte Trahne, und ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. „Sie hatte Ihre Anzeige in der Zeitung gesehen, und da ich soviel von Timian und Trimmen phantasiert hatte, kam sie auf den Gedanken…“
    „Sie Ärmster!“ sagte Astrid. „Ich kann mir wohl denken, wie nervös Sie waren. Sie hängen wohl sehr an Timian?“ Trahnes Augen leuchteten auf.
    „Ja“, sagte er. „Timian wurde als

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