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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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richtig liebgewonnen. Und mir graut bei dem Gedanken, daß ich ihn nun bald wieder hergeben muß.“
    „Wenn es wirklich Ihr Ernst ist, dann… dann wäre es natürlich…“
    „Gut“, sagte Astrid. „Ich behalte ihn also, bis ich von Ihnen höre. Es eilt nicht. Lassen Sie sich Zeit, und werden Sie erst wieder ganz gesund!“
    Auf dem Korridor erklangen Schritte. Astrid und Trahne blickten einander erschrocken an und wagten kaum zu atmen. Astrid hatte plötzlich das Gefühl, als wären sie und Trahne gute Kameraden, als wären sie zwei Kinder, die gemeinsam einen Streich ausgeheckt hatten und nun in Angst schwebten, es würde alles herauskommen.
    Die Schritte gingen vorüber. Sie atmeten erleichtert auf und mußten lachen.
    „Ich glaube, wir müssen gehen“, sagte Astrid. „Das heißt: Wir müssen versuchen, uns unbemerkt aus dem Staube zu machen. Wenn wir einer gestrengen Oberschwester begegnen, falle ich vor Schreck in Ohnmacht. Ich habe einen riesigen Respekt vor allem, was eine weiße Haube und eine weiße Schürze trägt. Gar nicht zu reden von Oberärzten mit Brillen!“
    Trahne lächelte.
    „Ist nur halb so schlimm“, sagte er. „Die Schwestern und die Ärzte sind auch bloß Menschen, und die, mit denen ich es zu tun hatte, waren wirklich reizend. Sie nennen mich übrigens nur ,Timian’ – kein Wunder, wo ich soviel dummes Zeug geredet habe, als die Schubladen meines Gehirns so arg in Unordnung geraten waren. Und die Oberschwester ist nicht die Spur gefährlich. Im Gegenteil. Sie hat mir ihren ganz besonderen Schutz angedeihen lassen, so daß ich das Einzelzimmer habe behalten dürfen, obwohl ich schon längst für den Saal reif war.“
    Jetzt war es auf dem Korridor ganz still. Astrid reichte ihm die Hand: „Recht gute Besserung!“
    Sie erhielt einen kräftigen Händedruck.
    „Vielen, vielen Dank, Fräulein Liberg. Sie… Sie…“ Er saß rettungslos fest. Aber er versuchte es noch einmal:
    „Sie haben so unendlich viel für mich getan, daß… daß ich wirklich nicht weiß, wie ich es je wiedergutmachen kann…“
    „Was reden Sie da!“ sagte Astrid. „Was ich getan habe, ist wahrhaftig nicht des Aufhebens wert. Ich habe Freude an Ihrem Hund, und das ist alles. Komm nun, Timian!“
    Timian hatte die ganze Zeit über still dagesessen. Er hatte den Kopf auf den Bettrand gelegt, und Trahnes Hand ruhte auf seinem Nacken. Nach der ersten stürmischen Wiedersehensfreude war er vor lauter Glückseligkeit ganz andächtig gewesen. Er hörte wohl, daß Astrid mit ihm sprach, aber er reagierte auf keine andere Weise, als daß er mit dem rechten Ohr ein bißchen wedelte.
    „Timian“, sagte Trahne. „Du sollst mit der Dame gehen. Hörst du es? Paß gut auf Fräulein Liberg auf!“
    „Sie müssen Astrid sagen“, erklärte sie. „Timian kennt mich nur als Astrid. Etwas anderes versteht er nicht.“
    In Trahnes Augen trat ein eigentümlicher bläulicher Glanz.
    „Timian“, sagte er. „Geh mit Astrid. Paß gut auf Astrid auf!“
    Timian stand auf, blickte von einem zum andern und schien unschlüssig zu sein. Dann ging er zu Astrid, und sie machte die Leine fest. „Braves Hundchen“, lobte sie ihn. „Bald kommst du wieder nach Hause zum Herrle.“
    „Sie müssen Jörgen sagen“, sagte Trahne. „Timian kennt mich nur als Jörgen.“
    An diesem Abend erhielt Timian den herrlichsten Knochen mit viel Fleisch daran, den er je in seinem Leben erhalten hatte. Frau Liberg bekam einen ziemlichen Schreck, als sie merkte, daß der Knochen verschwunden war, der für die Suppe des nächsten Tages bestimmt war.
    Astrid ging summend durch die Zimmer. Ihre Augen waren blank, die Wangen rot, und sie mußte unablässig Timian streicheln.
    Plötzlich merkte sie, daß der Blick ihrer Mutter auf ihr ruhte.
    „Was ist, Mutti?“ fragte sie.
    „Mich dünkt“, sagte Frau Liberg nachdenklich, „du bist ja ein ganz neuer Mensch…“

Trinken Sie eine Tasse Kaffee mit mir
     
     
    Astrid sah auf die Uhr.
    Halb zwei. Sie mußte sich beeilen. Um drei kam ein Kunde.
    „Puh, Timian!“ seufzte sie. „Dich mitzunehmen, wenn man Besorgungen macht!“
    Wieder hatte sie Timians bittendem Blick nicht widerstehen können. Und jetzt hatte sie das zweifelhafte Vergnügen, mit Timian im Schlepptau von Geschäft zu Geschäft zu gehen. Timian war ein äußerst wißbegieriger Hund. Alles und jedes mußte beschnuppert werden, gar nicht zu reden von seiner Begeisterung für Laternenpfähle, denen er regelmäßig seinen Besuch

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