Gewagter Einsatz
blau angelaufen und längst tot."
Dann schwieg er. Es gab nichts zu sagen. Nichts, das ihr den Frust nehmen würde, ihren Zorn auf ihn auslöschen könnte. Zorn, den er verdient hatte.
Ihm blieb nur noch, sich auf Kane zu konzentrieren. Zudem musste er die Menschen finden, die möglicherweise dem Mörder bei der Flucht geholfen hatten. Und die wussten, wo er sich jetzt befand. Nur daran durfte er jetzt denken.
„Bleib hier." Er drückte die Wagentür auf und stieg aus. Auf der einen Seite des Tors befand sich eine Gegensprechanlage mit Telefonhörer. Interessant. Hanson hatte offenbar nicht nur eine Schwäche für teure Anzüge, sondern neigte auch dazu, sein Haus übertrieben abzusichern. Trent nahm den Hörer und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. Eine Lampe schaltete sich ein und beleuchtete sein Gesicht für die Überwachungskamera.
„Wer ist da?" quäkte eine weibliche Stimme an seinem Ohr.
„FBI, Ma'am", erwiderte Trent. „Ich muss ein paar Worte mit Mr. Hanson sprechen. Es geht um den Ausbruch im Gefängnis von Grantsville."
Schweigen war die Antwort, so drückend wie die Nachtluft. Schließlich erklang die Stimme wieder. „Woher soll ich wissen, dass Sie wirklich vom FBI sind?"
Trent hielt seine Dienstmarke vor die Kameralinse. „Ich bin Special Agent Trent Burnell, Ma'am."
„Es ist noch jemand bei Ihnen. Wer ist das?"
Er warf einen Blick über die Schulter. Risa kam heran, weiter ins Blickfeld der Kamera.
Ein leichter Lavendelduft hing in der Luft.
Er war mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen und hatte nicht mitbekommen, dass sie ausgestiegen war. Aber nun war ihm ihre Anwesenheit bewusst. Viel zu stark bewusst. Trent unterdrückte ein Stöhnen. Er hätte wissen müssen, dass sie nicht im Wagen bleiben würde.
„Professor Risa Madseri", zwang er sich zu sagen und zuckte kaum merklich zusammen.
„Sie unterstützt mich in diesem Fall."
Auch wenn er nicht in Risas Richtung schaute, wusste er, dass sie lächelte. Zweifelsohne gefiel ihr seine Erklärung.
„Es tut mir Leid." Die dünne Frauenstimme holte ihn in die Gegenwart zurück. „Paul ist nicht zu Hause."
„Wissen Sie, wann er zurück sein wird?"
„Nein."
Trent runzelte die Stirn. Wusste sie es nicht, oder wollte sie es nicht sagen? „Spreche ich mit Mrs. Hanson?"
Schweigen.
„Ma'am?"
„Ja.“
„Dürfen wir hereinkommen und uns mit Ihnen unterhalten?"
„Nein, ich..." Bebend holte sie Luft. „Ich möchte lieber niemanden hereinlassen. Nicht, solange Paul fort ist."
„Es handelt sich um eine äußerst dringende Angelegenheit, Mrs. Hanson. Ich muss wirklich mit Ihnen reden."
„Ich habe nicht gern Besucher im Haus, wenn Paul nicht da ist. Er wird morgen wieder in seinem Büro sein. Dort können Sie mit ihm sprechen. Bitte."
Trent überlegte, was er tun sollte. Er musterte den stacheldrahtgekrönten Zaun, die zugezogenen Gardinen vor den Fenstern. Wenn er noch einen Grund gebraucht hätte, sich von Risa fern zu halten, die Hochzeit abzusagen, dann hatte er ihn hier. Er würde nicht wollen, dass sie ihr Leben lang in Furcht lebte, weil er sich mit dem Bösen und Gemeinen abgeben musste. So wie Mrs. Hanson.
„Ist alles in Ordnung, Mrs. Hanson?"
„In Ordnung? Ja, natürlich. Ich möchte Sie nur nicht gern hereinlassen. Es gibt so viele schlechte Menschen."
Risa trat näher an ihn heran, die Stirn gerunzelt. Er ahnte, was sie dachte, da sie nur einen Teil des Gesprächs mitbekommen hatte. Trent wandte ihr den Rücken zu. Sie sollte sich nicht noch mehr Sorgen machen. „Wenn Sie mich hereinlassen, kann ich das Haus für Sie durchsuchen, damit Sie sich sicherer fühlen."
„Nein. Das ist nicht nötig. Mir geht es gut. Ich will nur niemanden im Haus haben, wenn Paul nicht da ist. Bitte."
Ihre Beharrlichkeit weckte seinen Argwohn. Hatte Mrs. Hanson grundsätzlich Angst? Oder fürchtete sie jemand Bestimmten? Vielleicht Dryden Kane? Er griff in seine Jacke und löste die Sicherung des Schulterhalfters.
Risa, die hinter ihm stand, sog hörbar die Luft ein.
Trent zwang sich, nicht darauf zu achten, sondern suchte Haus und Umgebung mit den Augen ab. „Ist jemand bei Ihnen im Haus, Mrs. Hanson?"
„Was? Nein. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, ich bin allein. Deswegen möchte ich Sie auch nicht hereinlassen. Ich kenne Sie nicht. Sie können irgendwer sein."
Trent zwang sich zur Geduld und suchte immer noch nach etwas Verdächtigem, etwas, das nicht stimmte. „Ich bin Special Agent des FBI, Ma'am. Ich habe
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