Gewagter Einsatz
überleben."
„Dann ist es auch nicht mehr als reines Überleben. Leben kann man so etwas nicht nennen.
In keinster Weise."
Schweigend sah Trent sie an. Ein Leben, das mit dem Bösen verseucht war, war kein richtiges Leben. Risa wusste nicht, wie Recht sie hatte.
Und er würde alles tun, damit sie es nie erfuhr.
„Bereit?"
Risa nickte Trent zu. Immer noch hielt sie den Blick auf die moderne Villa zwischen den dichten Bäumen vor ihnen gerichtet und unterdrückte einen Schauer. Sie fühlte sich gar nicht bereit. Kein bisschen. Sie wollte Farrentina Hamilton nicht kennen lernen und nicht erfahren, was für ein Mensch diese Frau war, die sich selbst in erotischen Posen fotografierte und diese Aufnahmen an einen Serienkiller schickte. Aber wenn Farrentina Hamilton wusste, wo Kane sich befand, wollte sie es erfahren. Und auch wenn die Polizisten, die ihr Anwesen beobachteten, nirgendwo eine Spur von Kane bemerkt hatten, wollte sie nicht draußen herumsitzen und warten.
Mit ausgreifenden Schritten marschierte Trent den gewundenen Weg entlang.
Unweigerlich wurde ihr Blick von seiner Gestalt angezogen. Sehnsüchtig schaute sie auf seine breiten Schultern in dem gut geschnittenen Anzug, die langen, kräftigen Beine. Erst als sie fürchten musste, über ihre eigenen Füße zu stolpern, hielt sie den Blick auf die Platten gesenkt. Es half nichts. Sie spürte immer noch jeden Schritt, den er tat, jede Nuance seiner Bewegung. Es war, als würde ihr Körper sich im Gleichklang mit seinem bewegen.
Als wären sie zwei Teile eines Ganzen.
Welch eine Ironie. Risa schüttelte den Kopf. Sie durfte sich diesen unerfüllbaren Träumen nicht hingeben. Auch nicht dem Schmerz über den Verlust.
Hart presste sie die Zähne zusammen und vertrieb Trent aus ihren Gedanken. Sie hatte Wichtigeres zu tun. Farrentina Hamilton zu befragen, Dixie zu finden, alles zu tun, was dabei helfen konnte.
Nun standen sie vor dem Eingang. Trent drückte auf den Klingelknopf. Ein hoher Ton hallte durchs Haus.
„Charmant", murmelte Trent vor sich hin.
Unter anderen Umständen hätte Risa gelächelt und ihren Senf dazugegeben. Jetzt erstarben ihr die Worte auf den Lippen.
„Ich werde die Fragen stellen, Rees. Verstanden?"
„Jawohl, Sir", erwiderte sie sarkastisch, war im Grunde jedoch erleichtert. Duane kannte sie und wusste, dass sie einen gewissen Einfluss auf ihn hatte. Farrentina hingegen hatte sie noch nie getroffen. Und sie wollte sie auch nicht näher kennen lernen.
Nach einer Minute blinkte über ihren Köpfen ein Licht auf, und Farrentina selbst öffnete die massive Eingangstür.
Sie sah älter aus als auf den Fotos. Ausgeprägte Falten umgaben Augen und Mund. Ihre Augen blickten, als hätten sie schon zu viel gesehen. „Da haben wir also den oberschlaue n Bullen und die Schwägerin. Was verschafft mir das zweifelhafte Vergnügen?" Sie hatte eine sanfte, rauchige Stimme, und ihr flapsiger Kommentar wirkte daher so unpassend wie Flüche aus dem Mund einer Vierjährigen.
Offensichtlich hatte sie über Kane bereits von ihnen gehört. Risa erstarrte, schaute hinüber zu den dicht stehenden Bäumen und wieder zum Haus. War Kane vielleicht hier? Konnte es sein, dass Farrentina ihn versteckte?
„Ich brauche Antworten auf ein paar Fragen", erwiderte Trent ruhig.
Farrentina machte eine einladende Handbewegung. Dabei klingelten die kleinen Glöckchen an ihrem roten Seidenmorgenmantel, den sie übergeworfen hatte wie der Matador seinen Umhang. „Na schön, kommen Sie herein, wenn es sein muss. Ich bin sicher, ihr zwei seid weitaus interessanter als die anderen Cops, mit denen ich bislang gesprochen habe."
Schwungvoll drehte sie sich um, ließ Risa und Trent einfach an der Tür stehen und stolzierte mit schwingenden Hüften durch die weite Eingangshalle.
Trent schob Risa hinein und schloss die Tür hinter ihnen. Aufmerksam schaute er sich um, als erwarte er jeden Moment, dass Kane irgendwo auftauchte.
Risa rückte ein wenig dichter an ihn heran und sah sich ebenfalls um. Weißer Marmor bedeckte den Fußboden und die Wände. An der hohen Decke spendete ein ausladender Kronleuchter funkelndes Licht. In der Luft hing ein auffälliger Duft nach einem Reinigungsmittel mit Zitronenzusatz.
Unwillkürlich fiel Risa Kanes Sauberkeitsfimmel ein. Ihm würde es hier garantiert gefallen. Leer. Steril. Zweifelsohne wusste Farrentina, was er mochte. Hatte sie möglicherweise die ganze Einrichtung auf ihn abgestimmt, falls er einmal hierher kommen
Weitere Kostenlose Bücher