Gewagter Einsatz
ihren Augen auf.
Er biss sich auf die Zunge. Welch eine dumme Frage! Natürlich war nicht alles in Ordnung. Sie würde erst wieder zur Ruhe kommen, wenn er Kane gefunden und ihr Dixie heil und gesund zurückgebracht hatte. Dann würde er aus ihrem Leben verschwinden, damit ihre Wunden heilen konnten.
„Es tut mir Leid, Rees."
Sie schluckte und schlang die Arme um ihren Oberkörper, als wäre ihr kalt. „Mir auch, Trent. Alles. Wegen uns. Kane. Dixie. Farrentina."
„Farrentina?"
Sie nickte. Ihre Lippen bebten, aber sie weinte nicht. „Sie ähnelt meiner Schwester so sehr.
Genau wie Dixie ist sie entsetzlich auf die Zuneigung anderer angewiesen. Ich vermute, ihr Leben hat mehr aus Verletzungen und Kränkungen bestanden, als ihr glückliche Zeiten beschert." Mit hängenden Schultern ging sie zum Bett hinüber und ließ sich auf die Kante sinken. Erschauernd schlang sie die Arme noch fester um sich. „Ich frage mich, ob Farrentina eine große Schwester hat. Die sie verlassen hat, so wie ich Dixie verließ. Eine Schwester, die ihr Leben positiv hätte verändern können."
Am liebsten hätte er sie in die Arme gezogen, um ihr die Schuldgefühle zu nehmen. „Du warst damals noch ein Kind, Rees."
„Ich war zehn Jahre alt."
„Ein Kind. Und du lebtest in einer unerträglichen Situation. Das Bedürfnis, beim leiblichen Vater in einem schönen Zuhause zu leben, ist doch etwas ganz Natürliches. Und du hast die Chance ergriffen. Dafür musst du dich nicht schuldig fühlen."
„Ich hätte wissen müssen, wie allein sie sein würde. Denn ich wusste, wie es in diesem Haus war und wie es sein würde, wenn ich fort war. Trotzdem bin ich gegangen. Ich habe sie allein zurückgelassen." Sie schüttelte den Kopf, ein Frösteln schüttelte sie. „Dixie hatte von da an niemanden mehr."
„Es ist nicht deine Schuld, Rees."
„Nein? Sie wirft mir vor, sie im Stich gelassen zu haben. Das hat sie schon immer getan.
Sie hat sich mit Kane eingelassen, um mich zu bestrafen. Er brauchte sie nur noch davon zu überzeugen, dass er sie liebte. Sie war hungrig nach Liebe, ein leichtes Opfer für dieses Monster."
„Rees, niemand erwartet von einer Zehnjährigen, dass sie die Rolle der Mutter und des Vaters übernimmt. Das weißt du ebenso gut wie ich."
„Vielleicht."
„Eindeutig. Wenn es jemand anderem passiert wäre, würdest du meiner Meinung sein."
Sie schaute auf ihre verschränkten Arme. „Du hast wohl Recht. Ich möchte so gern all dies ungeschehen machen. Alles wieder gutmachen."
Sie wollte immer alles richtig machen. Zuerst bei ihrer Mutter und ihrer Schwester, dann mit ihm. Leider liefen manche Dinge falsch. Und einigen Menschen konnte man nicht helfen.
Nicht mehr. „Manchmal geht es nicht."
Mit feuchten Augen blickte sie ihn an. Aber sie weinte nicht. Dann bemerkte er Entschlossenheit in ihrem Blick. „Ich kann das nicht glauben, Trent. Ich will es einfach nicht glauben."
Natürlich konnte sie es nicht. Nicht Rees. Genau das machte sie aus.
Trent musterte sie. Sie war eine verletzliche, zarte Frau und gleichzeitig so stark. Er griff um sie herum und schlug die Bettdecke auf. Dann drückte er sie sanft aufs Bett und deckte sie zu. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, schlüpfte er zu ihr.
Sie brauchte ihn. Und wenn das bedeutete, dass er sie in den Armen hielt, bis sie endlich einschlafen und ihre Sorgen und Nöte für eine Weile vergessen konnte, würde er es tun.
Sie drehte sich auf die Seite und schmiegte sich dicht an ihn. Trent schloss die Augen und lauschte ihrem Atem, der nach und nach ruhiger, regelmäßiger wurde.
Risa genoss Trents Nähe. Seine Wärme hüllte sie ein, und endlich hörte sie auf zu zittern.
Bedauern und Schmerz wichen jedoch nicht. Im Gegenteil. Beides war sogar noch schlimmer geworden.
Jetzt, da Trent so dicht bei ihr war und sie in den Armen hielt, konnte sie immerzu nur daran denken, was sie verloren hatte und niemals wiederbekommen würde.
Sie versuchte, den Zorn heraufzubeschwören, der die letzten beiden Jahre ihr ständiger Begleiter gewesen war, ihr einziger Schutz vor dem Schmerz.
Vergeblich. Trent hatte so besorgt ausgesehen, als sie das Badezimmer verließ. Er hatte verständnisvoll zugehört, sie zärtlich in den Arm genommen, als würde sie ihm etwas bedeuten.
Wie sollte sie da zornig auf ihn sein?
Alles, was er getan hatte, von der Auflösung der Verlobung vor zwei Jahren bis zu seinem Rückzug heute Nachmittag, hatte er schließlich aus dem Gefühl
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