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Gewagter Einsatz

Gewagter Einsatz

Titel: Gewagter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Voss Peterson
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heraus getan, sie beschützen zu müssen.
    Risa atmete einmal tief durch und drängte die aufsteigenden Tränen zurück. Sie konnte nicht wütend auf ihn sein, und genau das machte ihr Angst. Denn wenn sie keinen Zorn aufbrachte, würden ihr nur ein gebrochenes Herz und niedergerissene Mauern bleiben, die keinen Schutz mehr boten.
    Das Klingeln des Handys riss Trent aus einem unruhigen Traum. Er sprang aus dem Bett und suchte im Dunkeln nach dem Telefon auf dem kleinen Tisch am Fenster. Dann fühlte er den kalten Kunststoff unter den Fingern.
    Risa war inzwischen auch wach geworden und setzte sich aufrecht hin. Im Halbdunkel des Raums konnte er deutlich das Weiße in ihren Augen sehen.
    Er versuchte, sie nicht anzuschauen, seine Beunruhigung nicht zu zeigen. Telefonanrufe mitten in der Nacht bedeuteten selten etwas Gutes. Schnell holte er tief Luft, klappte das Handy auf und hob es ans Ohr.
    „Burnell."
    „Trent? Hier ist Donatelli. Wir haben eine Leiche gefunden. Eine Frau. Ich brauche dich am Tatort."
    Furcht packte ihn. Unwillkürlich schaute er zu Risa hinüber und konnte den Blick nicht von ihr lösen. „Wer ist sie, Vince?" Er hielt den Atem an, wartete auf die Antwort.
    „Bislang noch nicht identifiziert. Der Leichnam wurde gerade gefunden. Ich bin auch erst vor einer Minute angerufen worden."
    „Wo ist sie?"
    „Das ist das Interessante an der Sache. Die örtliche Polizei ist heute Nacht jede halbe Stunde Streife gefahren, und er hat sie so hingelegt, dass jeder sie sofort sehen muss. Ich weiß nicht, wie zum Teufel er herein-und wieder herausgekommen ist, ohne dass er bemerkt wurde."
    „Wo ist sie, verdammt noch mal?" rief Trent genervt.
    „Auf der Veranda von Risa Madsens Haus."

9. KAPITEL
    Im dämmrigen Innenraum von Trents Mietwagen herrschte eine bedrückende Stimmung. Risa hatte das Gefühl, als schnürte sie ihr die Luft ab. Das Blut rauschte ihr in den Ohren.
    Dixie.
    Trent hatte sie nicht mitnehmen wollen. Sie wusste, wie schwer es ihm gefallen war, sie einsteigen zu lassen. Aber sie wollte mitfahren, um all das mit eigenen Augen zu sehen. Sie musste es wissen. Und letztendlich konnte er sie auch nicht aus den Augen lassen. Deshalb saß sie nun neben ihm, während sie durch die Dunkelheit rasten, auf dem Weg zu einem Tatort. Zu einer Frauenleiche.
    Dixie.
    Trent bog langsam in die Straße ein, die zu ihrem Haus führte. Feuchtigkeit hing in der Luft. Blitzende rote und blaue Lichter der Streifenwagen empfingen sie. Jeweils ein Fahrzeug blockierte den Zugang zu ihrem Haus von beiden Seiten. Trent brachte den Wagen zum Stehen und zeigte den Polizisten seine Dienstmarke. Dann wurden sie von den Uniformierten hindurchgewunken.
    Gelbes Plastikband sperrte Risas Haus ab. Die Fenster reflektierten die blinkenden Lichter der Streifenwagen, und starke Scheinwerfer beleuchteten die Zufahrt, den Weg und die Veranda.
    Dixie.
    Risa konnte von ihrem Platz aus den Leichnam nicht sehen, aber sie wusste, dass er vor ihrem Haus lag. Detectives und Spezialisten drängten sich auf der schmalen Veranda und der Treppe. Blitzlicht flammte auf, als der Polizeifotograf seine Bilder schoss.
    Trent stellte den Motor ab und griff zur Tür. „Bleib hier. Ich bin gleich zurück."
    Benommen starrte sie hinaus.
    „Hast du mich gehört, Rees? Bleib hier sitzen. Ich komme zurück und hole dich."
    Wie betäubt saß sie da. Selbst mit dem Kopf zu nicken fiel ihr unendlich schwer.
    Trent musterte ihr bleiches Gesicht, versuchte, ihre Gedanken zu lesen, ihre Gefühle zu erforschen. Schließlich streckte er die Hand aus und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. „Bleib hier im Wagen, Rees. Vielleicht ist sie es ja gar nicht."
    „Und wenn sie es doch ist?" krächzte sie. Die eigene Stimme klang ihr völlig fremd in den Ohren.
    „Du wirst es durchstehen, Rees. Ich verspreche dir, du überlebst es."
    Sie würde überleben. Ja, sie würde überleben, während Dixie das Böse ertragen musste.
    Genau wie damals, als sie noch Kinder gewesen waren.
    Risa sank im Sitz zusammen. Sie war dreißig. Dreißig Jahre alt. Und Dixie war dreiundzwanzig. Noch immer hatte sich nichts geändert.
    „ Ich komme gleich zu dir zurück." Trent drückte die Tür auf und stieg aus. Kühle Luft drang herein, der Duft von Fichten und Flieder, würzig und süß. Die Tür schlug hinter ihm zu.
    Einen Moment lang saß Risa nur da und zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
    Schreckensbilder von wirrem Haar und ausdruckslosen toten Augen

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