Gewagter Einsatz
stoppen. Und du ebenfalls."
„Na gut." Trent seufzte. Es hatte keinen Sinn, sich mit ihr zu streiten. Sie würde tatsächlich alles tun, wenn ihre Schwester dadurch auch nur die geringste Chance bekam, wieder heil nach Hause zu kommen. Und das konnte er ihr nicht verdenken. Er hatte das Gleiche für Menschen getan, die er nicht einmal kannte. „Ich werde es ihm sagen."
„Danke." Sie brachte ein bebendes Lächeln zu Stande, aber es konnte ihn keine Sekunde täuschen. „Ich komme schon zurecht, Trent. Finde du Dixie, bevor es für immer zu spät ist."
Lange schaute er ihr in die dunklen Augen. Dann nickte er, presste die Lippen zusammen und ging davon.
Die meisten Menschen kannten den unverkennbaren Geruch nicht, den eine Leiche ausströmte. Trent war er jedoch in Fleisch und Blut übergegangen. Er erfüllte den Autopsieraum, drang tief in die Kleidung, Haare und Haut ein, so tief, dass nicht einmal das Waschen mit scharfen Reinigungsmitteln ihn ganz vertreiben konnte.
„Trent?" Donatelli ging an dem stellvertretenden Coroner vorbei, ohne ihm einen Blick zu gönnen, und strebte auf den Agent zu. So wie dieser trug auch Donatelli Spezialkleidung, um sich vor Spritzern zu schützen und den Geruch abzuhalten. „Ich muss mit dir reden."
„Schieß los."
„Ich will Kane eine Falle stellen. Dazu möchte ich Risa Madsen als Lockvogel benutzen."
Trent hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Er wollte Donatelli eine Reihe von Gründen nennen, warum er Risa nicht hineinziehen dürfte, ihm sagen, dass der Plan nicht funktionieren würde.
Aber er konnte nicht lügen. „Und du willst meinen Rat?"
„Ja. Und zwar hier und jetzt. Vorausgesetzt, sie hat ihre Meinung nicht wieder geändert."
Trent zwang sich zu einem Nicken. Darüber brauchte sich Donatelli keine Sorgen zu machen. Nichts würde Risa davon abhalten, alles zu tun, um ihre Schwester zu retten. „Wir unterhalten uns nach der Autopsie weiter darüber."
Donatelli nickte. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, dann wandte er sich an den Coroner. „Wollen wir?"
Der Coroner, der von allen nur Doc gena nnt wurde, ließ ein bellendes Husten hören. Auch die rasselnde Stimme verriet den starken Raucher. „Sollte Pete Wiley nicht hier sein?" fragte er. „Oder ist heute nur das FBI vertreten?" Mit seinen runden roten Wangen besaß er entfernte Ähnlichkeit mit dem Weihnachtsmann. Niemand hätte vermutet, dass er sich seine Brötchen mit dem Sezieren von Leichen verdiente.
Unruhe machte sich bei Trent breit. Er hatte bisher keine Chance gehabt, den Detective zur Rede zu stellen. Aber sobald er hier auftauchte, würde dieser ihm einige Fragen beantworten müssen. „Wir fangen ohne Wiley an."
Donatelli nickte. ,,Bringen wir es hinter uns."
„Okay." Doc drückte einen Knopf, und auf dem Bildschirm an der Wand war Farrentina Hamiltons Körper zu sehen. So wie alle anderen Opfer Kanes, war auch sie vom Brust-bis zum Schambein aufgeschlitzt.
Trent atmete einmal tief durch. Wut packte ihn. Auch diesen Anblick würde er nicht vergessen können. Wie viel Angst hatte das Opfer ausstehen müssen, welche Entwürdigung, welchen Schmerz, bis der Tod die Erlösung gebracht hatte.
Verdammter Kane! Sollte er doch zur Hölle fahren.
Er riss sich zusammen und machte sich Notizen, während Doc untersuchte, maß und seinem Assistenten diktierte, der peinlich genau jede Verletzung der Leiche fotografierte und dokumentierte. Handgelenke und Hals wiesen Spuren einer Fesselung auf. Farrentinas Hände, Knie und Fußsohlen waren aufgerissen und blutig. Kane hatte sie im Wald ausgesetzt und dann Jagd auf sie gemacht. Nachdem er sie umgebracht hatte, schaffte er ihre Leiche zu Risas Haus und legte sie gut sichtbar dort ab, damit die Polizei sie fand.
Er musste sie an einem abgelegenen Ort gejagt haben. Vielleicht irgendwo auf Farrentinas weitläufigem Besitz? Unmöglich. Wenn er sie dort gehetzt und gefoltert hätte, mussten die Deputys, die dort Wache hielten, sie gehört haben. Da er und Risa sie nur wenige Stunden vor ihrem Tod noch gesprochen hatten, konnte dieser Ort jedoch weder weit von Farrentinas noch von Risas Haus liegen.
Trent betrachtete die Schmutzteile an Füßen, Knien und Händen, die am geronnenen Blut kleben geblieben waren. Für das bloße Auge sah es aus, als könnten sie aus jedem Wald im südlichen Wisconsin stammen. Aber eine genauere Analyse würde die Gegend vielleicht einkreisen können. Das, verbunden mit dem ungefähren Todeszeitpunkt, könnte sie
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