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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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Gruppen und Gangs gab. Das Treffen wurde auf einen Samstagabend vereinbart. Beide Gruppen sollten in voller Stärke antreten. Dann würde man ja sehen, wer das Sagen in Bielefeld hätte. Große Worte vor einem großen Kampf. Samstagabend vor dem »PC69«, einer angesagten Disko mit Biergarten in Bielefeld.
    Wir trafen uns zunächst in unserem Stammlokal »Cobra« in der Innenstadt. 35 Jungs – 20 davon erfahrene Kämpfer und etwa 15 Nachwuchskräfte, die sich in der Gruppenhierarchie nach oben boxen wollten – waren an diesem Abend in der Kneipe. Alle bereit für den großen Rocker-Ausverkauf. Aus meinem engeren Umfeld waren neben Frank und Paul noch Kai und Uwe da. Die Stimmung war gut und irgendwie bemerkten wir gar nicht, wie die Zeit davonrannte. Kurz nach 1 Uhr betraten plötzlich zwei Roosters das »Cobra«. Die beiden Späher sollten sich wohl einen Überblick über unsere Mannschaftsstärke verschaffen und in Erfahrung bringen, wann wir endlich am » PC69 « auftauchen würden. Neben mir stand Dirk, einer der härtesten Fighter, die ich jemals in Aktion sah. Sein Geld verdiente er als Industriemechaniker und Türsteher und er betrieb seit Jahren Kampfsport auf höchstem Niveau. Dirk war immer und überall für eine Schlägerei zu begeistern und er bestätigte Vorurteil, das in der Öffentlichkeit über Hooligans vorherrscht: Er interessierte sich kein bisschen für Fußball. Das gab es bei der Blue Army kaum. Wir alle liebten leidenschaftlich unseren Verein Arminia Bielefeld, egal in welcher Liga er spielte. Nur Dirk eben nicht – er war ein Mann ausschließlich für die dritte Halbzeit.
    »Schau dir das mal an! Zwei von den Scheißtypen trauen sich tatsächlich in unseren Laden«, murmelte ich zu Dirk. Der sah kurz auf und schon hatten die beiden Rockergesellen bemerkt, dass sie entdeckt waren, machten auf dem Absatz kehrt und gingen hastig wieder hinaus. Nichts wie hinterher!
    Nach nur 20 Metern holten wir die beiden auf dem Klosterplatz ein. Dirk schnappte sich eine Elvis-Tolle und schlug ihm ansatzlos einen rechten Haken ins Gesicht. Dann riss er ihn zu Boden und fixierte mit beiden Fäusten seinen Oberkörper. Ich stellte langsam meinen Turnschuh auf seine Stirn. Sein Kumpel stand entsetzt und regungslos daneben. Dirk sprach laut, aber kontrolliert: »Was fällt euch ein, in unseren Laden zu kommen, ihr blöden Wichser! Was fällt euch eigentlich ein?« Der Typ am Boden stammelte nur noch: »Wir warten auf euch. Wir wollten nur wissen, wann ihr kommt.« Dirk entgegnete ihm. »Jetzt! Wir kommen jetzt, du Arschgesicht. Geh zu deinem Scheißhaufen und sag ihnen, dass wir kommen. Und jetzt verpisst euch.« Er löste seinen Griff, ich nahm meinen Fuß von seiner Stirn und er stand auf. Zwei junge Nachwuchskräfte traten den beiden noch kräftig in den Arsch und dann hauten die beiden Pisser auch schon ab. Genau die richtige Ouvertüre! Alle waren nun total heiß. Kein weiteres Gesaufe mehr, kein Gequatsche mehr – es konnte losgehen.
    Nach etwa 20 Minuten waren wir in der Nähe des » PC69 « . Uns war ein bisschen unwohl bei der Sache, schließlich würde Samstagnacht vor dem Laden verdammt viel los sein. Und zu viele Augenzeugen waren das Letzte, was wir bei Aktionen wie diesen wollten. Dirk, Uwe – ein weiterer Türsteher – und ich gingen zu dritt an der Spitze. Direkt hinter uns waren Frank und Paul. Uwe zog die Kapuze seines Shirts über den Kopf und schnürte es so weit zu, dass nur noch ein kleiner Teil seines Gesichts zu erkennen war. Ich hatte für solche Fälle immer ein bedrucktes Einstecktuch dabei, das ich mir über die Nase band.
    Nur noch 200 Meter bis zum » PC 69 « . Die Anspannung und das Adrenalin stiegen mit jedem Schritt. Ich scannte die Umgebung ab, wie ich es beim Bundesgrenzschutz gelernt hatte. Irgendwelche fremden Geräusche? Polizeisirenen? Bekannte Gesichter? Nein, nichts dergleichen. Alles okay. In unserer Gruppe wurde es ganz ruhig. Niemand sprach mehr. Noch 150 Meter.
    Wir hatten geplant, von der Rückseite aufzuschlagen. So würden wir die Bande unvorbereitet erwischen. Wie von Geisterhand gesteuert wechselten 35 Jungs abrupt die Richtung. Noch 20 Meter. Der Mob marschierte unaufhaltsam. Nur noch eine Kurve und wir würden sie schon sehen. Ein leichter Trab setzte ein. Ganz automatisch, ohne ein Wort der Absprache. Jeder wusste in diesem Moment, was er zu tun hatte.
    10 Meter. Noch diese eine Ecke. Und los …
    70 Hände ballten sich zu Fäusten. Feuer frei! Die 30

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