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Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
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Beobachtung ohne Bewertung könnte sein: „Meine Tante hat mich diese Woche dreimal angerufen und jedesmal über Leute gesprochen, die nicht so mit ihr umgegangen sind, wie sie das gerne gehabt hätte.“

|4| Gefühle wahrnehmen und ausdrücken

    Die Maske
    Immer eine Maske
    Gehalten in einer schmalen Hand, weißlich
Immer eine Maske vor ihrem Gesicht –
    Das Handgelenk
Hielt sie leicht
Erfüllte treu die Aufgabe:
Jedoch manchmal
War da nicht ein Beben,
Zitterten die Fingerspitzen,
Nur ganz leicht –
Während sie die Maske hielten?
    Jahr für Jahr wunderte ich mich
Traute mich aber nicht zu fragen
Und dann –
    Trat ich ins Fettnäpfchen,
Schaute hinter die Maske
    Und fand – 
Nichts
    Sie hatte kein Gesicht. 
    Aus ihr war
    Bloß noch eine Hand geworden
Die eine Maske hält –
Anmutig.
    – Autor unbekannt
     
    In der ersten Komponente der GFK beobachten wir, ohne zu bewerten; in der zweiten Komponente drücken wir unsere Gefühle aus. Der Psychoanalytiker Rollo May schlägt vor, daß „der reife Mensch die Fähigkeit entwickelt, Gefühle in genauso viele Nuancen, starke und leidenschaftliche oder feinere und gefühlvollere, zu differenzieren, wie sie auch in den unterschiedlichen Musikpassagen einer Symphonie vorkommen“. Für viele von uns jedoch sind die Gefühle, mit Mays Worten ausgedrückt, „so begrenzt wie die Töne eines Hornbläsers“.
     

Unterdrückte Gefühle kommen teuer zu stehen
    Unser Repertoire an Schimpfwörtern ist oft umfangreicher als der Wortschatz, mit dem wir unseren Gefühlszustand klar beschreiben können. Ich habe einundzwanzig Jahre lang verschiedene amerikanische Bildungsstätten durchlaufen und kann mich nicht daran erinnern, daß mich einmal jemand gefragt hätte, wie ich mich fühle. Gefühle wurden einfach nicht als wichtig angesehen. Was sehr geschätzt wurde, war „die richtige Art zu denken“ – nach Definition derer, die Stellungen von Rang und Autorität innehatten. Wir werden eher dazu trainiert, „außenorientiert“ zu leben, als mit uns selbst in Kontakt zu sein. Wir lernen „in unserem Kopf“ zu sein und uns zu fragen: „Was halten die anderen für richtig in dem, was ich sage und tue?“
    Eine Auseinandersetzung, die ich im Alter von etwa neun Jahren mit einer Lehrerin hatte, macht deutlich, wie die Entfremdung von unseren Gefühlen ihren Anfang nehmen kann. Eines Tages versteckte ich mich nach der Schule im Klassenraum, weil draußen ein paar Jungen warteten, um mich zu verprügeln. Eine Lehrerin entdeckte mich und sagte mir, ich solle die Schule verlassen. Als ich ihr erklärte, daß ich Angst hätte rauszugehen, verkündete sie: „Große Jungs haben keine Angst.“ Ein paar Jahre später, im Sportunterricht, wurde diese Haltung noch mehr verstärkt. Es war typisch für die Trainer, ihre Sportler einzustufen nach deren Bereitschaft, „alles zu geben“ und immer weiterzuspielen, egal wie weh ihnen gerade etwas tat. Ich lernte diese Lektion so gut, daß ich einmal mit einem gebrochenen, unbehandelten Handgelenk einen Monat lang weiter Baseball spielte.
    In einem GFK-Workshop erzählte ein College-Student von einem Mitbewohner, der die Musik so laut aufdrehte, daß er nicht schlafen konnte. Auf die Frage nach seinen Gefühlen in der geschilderten Situation antwortete der Student: „Ich habe das Gefühl, daß es nicht in Ordnung ist, nachts so laut Musik zu hören.“ Ich wies darauf hin, daß, wenn er nach dem Wort fühlen das Wort daß sagt, er eine Meinung äußert, aber nicht seine Gefühle offenlegt. Auf die nochmalige Bitte, seine Gefühle auszudrücken, erwiderte er: „Ich habe das Gefühl, die Leute, die so was machen, haben eine Persönlichkeitsstörung.“ Ich erklärte ihm, daß auch dies eine Meinung statt einer Gefühlsäußerung sei. Er machte eine nachdenkliche Pause und sagte dann vehement: „Ich habe überhaupt keine Gefühle dazu!“
    Dieser Student hatte offensichtlich starke Gefühle. Leider wußte er nicht, wie er sich seiner Gefühle bewußt werden, geschweige denn sie in Worte fassen konnte. Diese Schwierigkeit, Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, ist weit verbreitet, besonders bei Anwälten, Ingenieuren, Polizisten, Managern und Leuten, die im Militär Karriere machen – Menschen, deren Fachsprache sie von Gefühlsäußerungen abhält. Familien müssen einen hohen Preis bezahlen, wenn ihre Mitglieder sich keine Gefühle mitteilen können. Die Country- und Western-Sängerin Reba McIntire schrieb einen Song

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