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Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
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vielleicht ausführlichst mit Gedanken, die uns in dem Augenblick nicht weiterhelfen.
    ... ob die Zuhörerin bereit ist, etwas Bestimmtes zu tun.
    Manchmal möchten wir gerne wissen, ob die andere Person bereit ist, etwas zu tun, was wir ihr empfohlen haben. Eine solche Bitte kann sich z. B. so anhören: „Ich möchte Sie bitten, mir zu sagen, ob Sie bereit sind, unser Treffen um eine Woche zu verschieben.“
    Die Anwendung der GFK setzt voraus, daß wir uns über die jeweilige Art der ehrlichen Auskunft, die wir bekommen möchten, im klaren sind und daß wir die entsprechende Bitte um Offenheit sprachlich konkret formulieren.

Bitten an eine Gruppe richten
    Wenn wir unsere Bitten an eine Gruppe richten, ist es besonders wichtig, Klarheit zu haben über die Art des Verständnisses und der Ehrlichkeit, die wir uns als Rückmeldung wünschen, nachdem wir etwas mitgeteilt haben. Wenn wir uns über die Resonanz, die wir gerne hätten, nicht im klaren sind, dann initiieren wir möglicherweise unproduktive Konversationen, die enden, ohne daß sich irgendein Bedürfnis erfüllt hat.
    Ich werde immer mal wieder eingeladen, mit Bürgerinitiativen zu arbeiten, die sich über den Rassismus in ihren Gemeinden Sorgen machen. Ein Thema taucht in diesen Gruppen permanent auf: Ihre Meetings sind ermüdend und fruchtlos. Dieser Mangel an Produktivität ist für die Teilnehmer sehr kostspielig, da sie oft ihre begrenzten Mittel für die Fahrt und den Babysitter einsetzen, um zu den Treffen zu kommen. Frustriert über die endlosen Diskussionen, die wenig richtungsweisend sind, verlassen viele Mitglieder die Gruppen, weil sie sie als Zeitverschwendung betrachten. Darüber hinaus sind die gesellschaftlichen Veränderungen, die sie anstreben, nicht unbedingt schnell oder einfach zu bewirken. Aus all diesen Gründen ist es für solche Gruppen wichtig, bei ihren Treffen die gemeinsame Zeit gut zu nutzen.
    Ich kannte Mitglieder einer Gruppe, die sich zusammengetan hatten, um im örtlichen Schulsystem etwas zu verändern. Sie waren der Überzeugung, daß die Schüler aufgrund ihrer Rasse durch verschiedene Gegebenheiten im Schulsystem diskriminiert wurden. Da ihre Zusammenkünfte unproduktiv waren und die Gruppe Mitglieder verlor, luden sie mich ein, ihre Diskussionen zu beobachten. Ich schlug vor, daß sie ihr Treffen wie üblich durchführten und daß ich ihnen dann sagen würde, ob ich Möglichkeiten sehe, wie die GFK hier helfen kann.
    Ein Mann eröffnete die Diskussion mit einem kürzlich erschienenen Zeitungsartikel, in dem sich eine Mutter, die einer Minoritätengruppe angehörte, über die Behandlung ihrer Tochter durch den Schulleiter beschwerte und ihrer Sorge Ausdruck verlieh. Eine Frau reagierte darauf mit einem Erlebnis aus ihrer Zeit als Schülerin in derselben Schule. Nach und nach brachte jeder der Teilnehmer eine ähnliche persönliche Erfahrung zur Sprache. Nach zwanzig Minuten fragte ich die Leute, ob ihre Bedürfnisse durch die momentane Diskussion zufriedengestellt würden. Nicht einer antwortete mit „Ja“. „Genau das passiert immer in diesen Meetings!“ sagte ein Mann beleidigt. „Ich habe was Besseres zu tun, als mir immer wieder den gleichen alten Mist anzuhören.“
    Dann wandte ich mich an den Mann, der die Diskussion begonnen hatte: „Können Sie mir sagen, welche Reaktion sie von der Gruppe wollten, als sie den Zeitungsartikel eingebracht haben?“ „Ich dachte, das wäre interessant“, antwortete er. Ich erklärte ihm, daß ich nach der Reaktion gefragt hatte, die er von der Gruppe wollte, und nicht nach seiner Meinung über den Artikel. Er dachte nach und gab dann zu: „Ich weiß nicht genau, was ich wollte.“
    Und genau aus diesem Grund, davon bin ich überzeugt, waren zwanzig Minuten der wertvollen Zeit dieser Gruppe mit fruchtlosen Erzählungen vertan worden.
    Wenn wir uns an eine Gruppe wenden, ohne uns über die Rückmeldung, die wir haben möchten, im klaren zu sein, werden oft unproduktive Diskussionen daraus entstehen. Wenn es jedoch auch nur eine Person in der Gruppe gibt, die sich der Bedeutung einer klaren Bitte nach der gewünschten Rückmeldung bewußt ist, kann sie ihr Bewußtsein auf die Gruppe ausdehnen. Wenn jetzt zum Beispiel dieser eine Mann nicht klar bestimmt hat, welche Reaktion er möchte, könnte ein Mitglied der Gruppe sagen: „Mir ist unklar, welche Resonanz du auf deine Geschichte gerne hättest. Würdest du uns bitte sagen, welche Rückmeldung du von uns haben

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