Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)
es in ihren Augen sehen – sie denken, daß ich ein Versager bin.
Albert: (Stimmt sich auf Freds Gefühle ein.) Ist es dir irgendwie zuviel, dich damit zu beschäftigen, was die anderen denken könnten, wenn nur das Aufhören schon schwer genug ist?
Fred: Ich hasse echt den Gedanken, daß ich süchtig sein könnte, daß es etwas in mir gibt, das ich einfach nicht kontrollieren kann ...
Albert: (Hat Augenkontakt mit Fred und nickt bestätigend. Alberts Interesse und seine Aufmerksamkeit für Freds tiefe Gefühle und Bedürfnisse finden in seinen Augen und in der folgenden Stille ihren Ausdruck.)
Fred: Weißt du, ich mag das Rauchen nicht mal mehr. Es ist, als ob du ein Ausgestoßener wärst, wenn du in der Öffentlichkeit rauchst. Es ist so peinlich.
Albert: (Hat weiterhin Mitgefühl.) Das klingt so, als würdest du wirklich gerne aufhören, aber befürchtest zu scheitern ... und daß das dann für dein Selbstbild und für dein Selbstvertrauen nicht gut wäre.
Fred: Ja, ich glaube, das stimmt. ... Weißt du was? Ich glaube, darüber habe ich noch nie mit jemandem gesprochen. Normalerweise, wenn mir Leute sagen, ich soll aufhören, dann sage ich ihnen, sie sollen mich in Ruhe lassen. Ich würde gerne aufhören, aber ich will nicht den ganzen Druck von den Leuten.
Albert: Ich will dir keinen Druck machen. Ich weiß nicht, ob ich dir deine Ängste um das Scheitern nehmen kann, aber ich würde dich ganz sicher gerne unterstützen und alles tun, was ich kann. Das heißt ... wenn du das möchtest ...
Fred: Ja, gerne. Dein Mitgefühl und deine Hilfsbereitschaft gehen mir sehr nahe. Aber ... angenommen, ich bin jetzt noch nicht soweit, es zu probieren, ist das für dich auch in Ordnung?
Albert: Ja, sicher, Fred, ich mag dich dann noch genauso gern. Es ist halt so ..., daß ich dich noch viel länger mögen will! (Da Alberts Bitte eine echte Bitte war und keine Forderung, bleibt er sich seines Engagements um die Qualität der Beziehung, unabhängig von Freds Reaktion, bewußt. Er faßt seine Bewußtheit und seine Achtung für Freds Bedürfnisse nach Eigenständigkeit in die Worte: „Ich mag dich dann noch genauso gern“, während er gleichzeitig durch die Worte „... dich noch viel länger mögen will“ sein eigenes Bedürfnis ausdrückt.)
Fred: Also gut, vielleicht versuche ich es noch einmal ... aber sags keinem, o.k.?
Albert: Ja, klar, du entscheidest, wann du bereit bist; von mir erfährt niemand etwas.
Übung 4: Bitten aussprechen
Um festzustellen, ob wir darin übereinstimmen, wie wir Bitten klar ausdrücken, markieren Sie bitte die Numerierungen vor den nun folgenden Aussagen, in denen der Sprecher eindeutig darum bittet, daß eine bestimmte Handlung ausgeführt wird.
Ich möchte, daß du mich verstehst.
Bitte nenne mir eine Sache, die ich gemacht habe und die du schätzt.
Ich hätte gerne, daß du mehr Selbstvertrauen hast.
Hör bitte mit dem Trinken auf.
Ich möchte gerne, daß man mich mich selbst sein läßt.
Sei bitte ehrlich zu mir über das Meeting gestern.
Ich hätte gerne, daß du nicht schneller als erlaubt fährst.
Ich möchte dich gerne besser kennenlernen.
Bitte respektiere meine Privatsphäre.
Ich hätte gerne, daß du öfter das Abendessen machst.
Hier sind meine Antworten zu Übung 4:
1. Wenn Sie die 1 markiert haben, dann stimmen wir nicht überein. Mit dem Wort „verstehst“ wird nicht eindeutig um eine machbare Handlung gebeten. Der Sprecher hätte statt dessen sagen können: „Ich möchte dich bitten, mir zu erzählen, was du mich hast sagen hören.“
2. Wenn Sie die 2 markiert haben, stimmen wir darin überein, daß die Bitte der Sprecherin in einer eindeutigen und machbaren Handlung ausgedrückt wird.
3. Wenn Sie die 3 markiert haben, dann stimmen wir nicht überein. Mit den Worten „mehr Selbstvertrauen haben“ wird nicht eindeutig um eine machbare Handlung gebeten. Der Sprecher hätte statt dessen sagen können: „Ich möchte gerne, daß du einen Kurs in Selbstbehauptung machst, weil ich glaube, daß damit dein Selbstvertrauen gestärkt wird.“
4. Wenn Sie die 4 markiert haben, dann stimmen wir nicht überein. Die Worte „mit dem Trinken aufhören“ bitten nicht eindeutig um eine machbare Handlung. Die Sprecherin hätte statt dessen sagen können: „Ich möchte dich bitten, mir zu sagen, welche deiner Bedürfnisse durch das Trinken erfüllt werden, und mit mir zu besprechen, welche Möglichkeiten es noch gibt, diese Bedürfnisse zu erfüllen.“
5. Wenn Sie
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