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Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
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Probleme einließen, mit denen wir dann nicht umgehen konnten. Wir hörten auch, daß er eine Bestätigung brauchte, daß uns die Zeit, die wir mit den Gesprächen verbrachten, nicht bei unseren Lehrverpflichtungen fehlte. Er schien durch die Art, wie wir ihm zuhörten, erleichtert zu sein. Wir unterhielten uns weiterhin mit den Studenten, denn je mehr wir ihnen zuhörten, desto besser wurden sie in ihrem Studium; das war ganz offensichtlich.“
    In einer hierarchisch strukturierten Institution gibt es die Tendenz, Kommandos und Urteile von denen zu hören, die in der Hierarchie über uns stehen. Es fällt uns wahrscheinlich leicht, mit unseren Kollegen und Mitarbeitern in untergeordneten Positionen einfühlsam zu sein. In der Gegenwart von denen, die wir als „höhergestellt“ betrachten, kann es jedoch eher vorkommen, daß wir uns verteidigen oder entschuldigen, statt Empathie aufzubringen. Deshalb habe ich mich besonders darüber gefreut, daß die Lehrer daran gedacht hatten, ihrem Dekan genauso einfühlsam zu begegnen wie ihren Studenten.
    Es fällt schwerer, mit denen Empathie zu haben, die scheinbar mehr Macht, Status oder Mittel besitzen.

Empathie und die Fähigkeit, verletzlich zu sein
    Weil unsere tiefsten Gefühle und Bedürfnisse angesprochen werden, empfinden wir es manchmal als große Herausforderung, uns in der GFK auszudrücken. Der Selbstausdruck fällt uns jedoch leichter, wenn wir anderen Empathie gegeben haben, weil wir dann mit ihrer Menschlichkeit in Berührung kommen und erleben, daß es menschliche Eigenschaften gibt, die wir gemeinsam haben. Je mehr wir uns mit den Gefühlen und Bedürfnissen hinter ihren Worten verbinden, desto weniger angst macht es, sich anderen Menschen zu öffnen. Die Situationen, in denen wir uns am stärksten dagegen wehren verletzlich zu sein, sind meist geprägt davon, daß wir ein „starkes Image“ bewahren wollen aus Angst vor Autoritäts- oder Kontrollverlust.
    Je mehr wir uns in die andere Person einfühlen, desto sicherer fühlen wir uns selbst.
    Ich zeigte einmal meine Verletzlichkeit einigen Mitgliedern einer Straßengang in Cleveland, indem ich offen zu meiner Verletztheit stand und zu meinem Wunsch, mit mehr Respekt behandelt zu werden. „Ach, sieh mal an“, bemerkte einer von ihnen, „er fühlt sich verletzt; ist das nicht schrecklich!“, worauf alle seine Freunde in Gelächter ausbrachen. Hier hatte ich die Möglichkeit, sie so zu interpretieren, daß sie meine Verletzlichkeit ausnutzten (Wahlmöglichkeit zwei – „andere beschuldigen“), oder ich konnte die Gefühle und Bedürfnisse hinter ihrem Verhalten empathisch aufnehmen (Wahlmöglichkeit vier).
    Wenn ich jedoch das Gedankenmuster habe, daß ich gedemütigt und ausgenutzt werde, dann bin ich vielleicht zu verletzt, zu ärgerlich oder zu ängstlich, um in einen empathischen Kontakt treten zu können. In so einem Augenblick muß ich mich zurückziehen, um mir selbst Empathie zu geben oder sie von einer verläßlichen Quelle zu erbitten. Wenn ich die Bedürfnisse entdeckt habe, die so stark in mir angesprochen wurden, und dafür genügend Einfühlung bekommen habe, dann bin ich bereit zurückzukehren und auf meine Gesprächspartner empathisch einzugehen. In schmerzlichen Situationen rate ich Ihnen, sich zuerst selbst mit der notwendigen Einfühlsamkeit zu versorgen, die man braucht, um über die Gedankenmuster hinauszugehen und die tieferen Bedürfnisse zu erkennen.
    Da ich der Bemerkung des Bandenmitglieds genau zugehört hatte: „Ach, sieh mal an, er fühlt sich verletzt; ist das nicht schrecklich?“ und auch dem darauffolgenden Gelächter, nahm ich wahr, daß er und seine Freunde verärgert waren und sich nicht einer Schuldzuweisung oder Manipulation aussetzen wollten. Sie reagierten vielleicht auf Menschen aus ihrer Vergangenheit, die Ausdrücke wie „das verletzt mich“ benutzt hatten, um Kritik zu verpacken. Da ich diese Vermutung nicht laut aussprach und mit ihnen gemeinsam überprüfte, läßt sich nicht mehr herausfinden, ob ich damit richtig lag. Das Fokussieren meiner Aufmerksamkeit jedoch bewahrte mich davor, die Äußerung persönlich zu nehmen oder mich zu ärgern. Anstatt sie für „lächerlich machen“ und „respektloses Verhalten mir gegenüber“ zu verurteilen, konzentrierte ich mich darauf, ihren Schmerz und ihre Bedürfnisse hinter ihrem Verhalten zu hören.
    „Hey!“ platzte einer von ihnen heraus, „das ist völliger Schwachsinn, was du uns da anzubieten hast!

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