Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)
ihm Sachen zu erzählen, die mich beunruhigten – Sachen, von denen ich mir nie hätte träumen lassen, sie jemals auszusprechen. Und ich erinnere mich daran, wieviel mir das bedeutete. Es fiel mir so schwer zu sprechen. Aber Dr. Rosenberg lag etwas an mir, und das zeigte er mir auch, und ich wollte mit ihm sprechen. Ich war hinterher immer froh, daß ich etwas herausgelassen hatte. Ich kann mich erinnern, daß ich die Tage, ja sogar die Stunden bis zur nächsten Sitzung mit ihm zählte.
Ich habe auch gelernt, daß es überhaupt nicht schlimm ist, sich der Realität zu stellen. Mir wird immer klarer, welchen Dingen ich gewachsen sein möchte, Dinge, die ich ausdrücken und selbständig tun muß.
Das macht mir angst. Und es fällt mir sehr schwer. Und es ist so entmutigend, wenn ich versuche, ganz viel auf die Reihe zu kriegen und es dann immer wieder so schrecklich danebengehen kann. Aber das Gute an der Realität ist, daß ich erlebt habe, daß auch ganz wunderbare Sachen dazugehören.
Im letzten Jahr habe ich erfahren, wie wundervoll es sein kann, mich anderen Menschen mitzuteilen. Ich glaube, ich habe hauptsächlich nur eins gelernt, nämlich wie aufregend es ist, wenn ich anderen etwas erzähle, und sie hören richtig zu – und verstehen mich manchmal sogar wirklich.“
Ich bin nach wie vor erstaunt über die heilende Kraft der Empathie. Immer wieder habe ich miterlebt, wie Menschen aus den lähmenden Folgen seelischer Schmerzen herauswachsen, sobald sie genug Kontakt mit jemandem haben, der ihnen empathisch zuhören kann. Als Zuhörer brauchen wir keine tieferen Einsichten in psychologische Zusammenhänge oder eine psychotherapeutische Ausbildung. Worauf es ankommt ist unsere Fähigkeit, für das präsent zu sein, was sich innen abspielt – für die einzigartigen Gefühle und Bedürfnisse, die ein Mensch gerade jetzt durchlebt.
Empathie liegt in unserer Fähigkeit, präsent zu sein.
Zusammenfassung
Unsere Fähigkeit, Empathie zu geben, ermöglicht es uns, verletzlich zu bleiben, potentielle Gewalt zu entschärfen, das Wort „nein“ zu hören, ohne es als Zurückweisung zu verstehen, ein totgelaufenes Gespräch wiederzubeleben und sogar Gefühle und Bedürfnisse zu hören, die schweigend ausgedrückt werden. Immer wieder wachsen Menschen aus den lähmenden Folgen seelischer Schmerzen heraus, wenn sie genug Kontakt mit jemandem haben, der ihnen empathisch zuhören kann.
|9| Einen einfühlsamen Kontakt mit uns selbst aufbauen *
„Laßt uns zu dem Wandel werden, den wir in der Welt erreichen möchten.“ – Mahatma Gandhi
Wir haben gelesen, wie die GFK unsere Beziehungen in Freundschaften, in der Familie, am Arbeitsplatz und in der politischen Arena auf einen Boden stellt, der von Wertschätzung geprägt ist. Ihre entscheidendste Wirkung hat die Gewaltfreie Kommunikation vermutlich jedoch auf den Umgang mit uns selbst. Wenn wir innerlich gewalttätig mit uns selbst umgehen, dann ist es schwierig, auf andere von Herzen empathisch zu reagieren.
Die bedeutendste Anwendung der GFK liegt vermutlich in der Entwicklung von Selbst-Einfühlung.
Erinnern wir uns wieder an unsere Einzigartigkeit
In dem Stück „Tausend Clowns“ von Herb Gardner weigert sich der Protagonist, seinen zwölf Jahre alten Neffen einem Kinderheim zu überlassen: „Ich möchte, daß er seine Einzigartigkeit kennenlernt, denn sonst merkt er nicht, wenn sie bei ihm anklopft. Ich möchte, daß er wach bleibt ... und seine enormen Möglichkeiten ... mitbekommt. Ich möchte ihm beibringen, daß sich alle Probleme lohnen, um hin und wieder die Chance zu ergreifen, die Welt ein bißchen mit der Nase darauf zu stoßen, worauf es wirklich ankommt. Und ich möchte, daß er den feinen, ganz besonderen und wichtigen Grund kennenlernt, wieso er als menschliches Wesen und nicht als Stuhl auf die Welt gekommen ist.“
Ich mache mir ernsthaft Sorgen darüber, daß viele von uns das Bewußtsein über ihre Einzigartigkeit verloren haben; wir haben den „feinen, ganz besonderen und wichtigen Grund“ dafür vergessen, der dem Onkel für seinen Neffen so immens wichtig ist. Wenn uns kritische Selbsteinschätzungen davon abhalten, die Schönheit in uns zu erkennen, dann verlieren wir den Kontakt zur göttlichen Energie als unserer Quelle. Wir sind darauf getrimmt, uns selbst als Objekte zu betrachten – Objekte, die nicht perfekt sind. Wundert es dann, daß sich viele von uns in gewalttätigen Handlungsweisen gegen sich selbst wiederfinden?
Ein
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