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Gewitter der Liebe

Gewitter der Liebe

Titel: Gewitter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lee Hawkins
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ritt Cramer die Wagen ab und blieb in der Mitte der Reihe stehen. »Noch sind eure Zugtiere ausgeruht, aber ich rate euch, sie nicht zu sehr zu strapazieren. Jeder, der keine Zügel in der Hand hat, sollte sich daran gewöhnen, ein Stück zu Fuß zu gehen.«
    Eiligst sprangen Lilly und Julia vom Kutschbock; sie scheuten sich nicht, zu laufen. Im Gegenteil, abends würden ihnen nicht alle Knochen im Leib von der harten Holzbank wehtun.
    Nathan bot an, später mit den Frauen zu tauschen, doch sie lehnten ab, weil keine von ihnen jemals ein Fuhrwerk gelenkt hatte.
    Wie üblich, kontrollierten Cramers Männer, ob sich die Wagen in der richtigen Reihenfolge befanden, denn Ordnung musste sein. Dann ging es weiter.
    Mit weit ausholenden Schritten bewegte sich Julia vorwärts, und mehrmals musste sie an sich halten, um sich nicht umzudrehen. Vielleicht könnte sie ja einen Blick auf Ross erhaschen, falls er auch zu Fuß ging. Doch die zwölf Wagen zwischen ihnen ließen keine weite Sicht zu.
    Die Märzsonne ließ sich gelegentlich sehen und brachte die Wandernden rasch zum Schwitzen. Mittags befahl Nathan den beiden Frauen, wieder aufzusteigen, denn er sah, wie sehr sie der lange und ungewohnte Fußmarsch mitgenommen hatte.
    Erleichtert kletterten sie wieder auf den Wagen. Ihre Füße brannten und waren voller Blasen; weder Julia noch Lilly hätten sich vorstellen können, wie ermüdend es war, stundenlang auf einem mit Wagenspuren durchzogenen Pfad zu laufen.
    »Das nächste Mal werde ich nicht so begeistert sein, wenn ich zu Fuß gehen muss«, sagte Lilly und schnitt eine Grimasse. Als sie Anstalten machte, sich ihrer Schuhe zu entledigen, hielt Nathan sie zurück.
    »Warte damit bis heute Abend. Über Nacht können sich deine Füße erholen; wenn du deine Schuhe jetzt ausziehst, kommst du nachher nicht mehr hinein. Irgendwo im Wagen habe ich eine Salbe, die könnt ihr später benutzen.«
    Während Julia noch immer begeistert von der waldreichen Gegend schwärmte, begann Lilly sich zu langweilen und gähnte ungeniert. »Ich habe Hunger«, stellte sie gleich darauf fest.
    Schmunzelnd erklärte ihr Nathan, dass im Wagen genügend Dauerbrot sei, von dem sie sich gerne bedienen könne. Das ließ sich Lilly nicht zweimal sagen, und sie stieg während der Fahrt nach hinten, was ihr ein schmerzliches Stöhnen entlockte.
    »Bist du auch hungrig?«, richtete Nathan das Wort an Julia, doch diese schüttelte energisch den Kopf. Zwar begann ihr Magen schon bei dem Gedanken an Essen zu knurren, doch sie wollte keine Extrawurst gebraten haben. Wenn alle anderen bis zur nächsten Rast warten können, so konnte sie es auch.
    Lilly ließ sich nicht mehr blicken; vermutlich war sie eingeschlafen. Schweigend fuhren sie einige Meilen, dann sagte Nathan plötzlich: »Deine Freundin scheint nicht so hart gesotten zu sein wie du, sie hätte mit dem Schiff reisen sollen. So ein Treck ist nichts für Frauen, das ist allgemein bekannt.«
    »Sie wird sich an die Umstände gewöhnen«, fühlte sich Julia augenblicklich verpflichtet zu sagen, um ihre Freundin zu verteidigen. Womöglich würde Nathan sie beide unterwegs absetzen, weil er sich nicht mit Frauengejammer belasten wollte.
    »Ihr habt es euch sicher einfacher vorgestellt«, fuhr Nathan fort und ließ einmal die Peitsche knallen, damit das Ochsengespann nicht einschlief. »Und dabei sind wir noch nicht einmal zwei Tage unterwegs. Die schlimmsten Strecken folgen noch, und das monatelang.«
    Sie wandte sich ihm halb zu. »Sei nicht so streng mit uns, Nathan. Du wirst sehen, dass du irgendwann froh sein wirst, uns in deiner Nähe zu haben.«
    Schweigend nickte er. Natürlich konnte Julia nicht ahnen, wie sehr sie bereits sein Herz bewegt hatte, wie sehr er sich danach sehnte, dass sie in ihm nicht nur den emporstrebenden Kaufmann, sondern den interessierten Mann sehen würde. Doch von seinen Gefühlen durfte Julia nichts erfahren; vorerst musste er mit ihrer Freundschaft vorlieb nehmen.
    »Wir werden uns schon zusammenraufen«, versprach er. »Könnt ihr eigentlich reiten?«
    Verdutzt verneinte Julia. »Da, wo wir herkommen, gibt es für arme Leute Droschken, wenn man die Fahrten bezahlen kann.«
    »Du solltest es lernen, dann kannst du gelegentlich mein Pferd nehmen, anstatt zu Fuß zu laufen.«
    Mit gemischten Gefühlen betrachtete Julia das Hinterteil des Pferdes, das am Ende des vorderen Wagens angebunden war und sich gleichmütig dem langsamen Tempo angepasst hatte. Sie würde sich vor all

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