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Gewitter der Liebe

Gewitter der Liebe

Titel: Gewitter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lee Hawkins
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den Männern blamieren, wenn sie aus dem Sattel flog und stürzte, deshalb lächelte sie Nathan schließlich nur vage zu. Vielleicht vergaß er im Laufe der Reise ja seinen Vorschlag wieder.
    Lilly tauchte zwei Stunden später wieder auf, mit verschlafener Miene und humpelnd. Mit einer gemurmelten Entschuldigung setzte sie sich neben Julia.
    »Tut mir leid. Ich war beim Essen vorhin plötzlich so müde, dass ich kaum an mich halten konnte und im Sitzen eingeschlafen bin. Habe ich irgendetwas verpasst?«
    Nathan versicherte ihr, dass er und Julia sich mit Plaudern die Zeit vertrieben hätten. Lilly sah sich um und stellte fest, dass sich die Gegend noch immer nicht verändert hatte. »Wann sind wir denn in der Prärie?«
    »Da kommen wir noch früh genug hin«, versicherte ihr Nathan. »Dann ist es mit den Handelsposten und Ortschaften in der Nähe vorbei, und wir werden wochenlang nichts als Büffelgras und Präriehühner sehen.«
    »Und hoffentlich keine Indianer«, fügte Julia trocken hinzu. Auch wenn Nathan es nicht aussprach, so wusste sie doch, dass die Strecke bis Nebraska die gemütlichste der ganzen Route sein würde.
    Bevor der Treck an diesem Abend Halt machte, ritt James Cramer die lange Reihe der Wagen ab und erkundigte sich nach dem Wohlbefinden der Reisenden. Neben Nathans Wagen hielt er sein Pferd an.
    »Wie geht es den beiden Ladys?«, fragte er Nathan, obwohl er die besagten Ladys ebenso gut persönlich darauf hätte ansprechen können. »Bis jetzt war es nicht mehr als ein Sonntagsausflug, nicht wahr?«
    Lilly warf ihm einen vernichtenden Blick zu, doch Julia lächelte den Treckführer gewinnend an.
    »Sie sind stundenlang zu Fuß neben dem Wagen hergelaufen, ohne sich zu beklagen«, sagte Nathan, wobei er Lillys schmerzende Füße verschwieg. »Ich bin davon überzeugt, dass sie weiterhin so tapfer sein werden.«
    »Das sollten sie auch, denn sonst sind sie verloren.« Er tippte sich an die Hutkrempe und preschte wieder nach vorne.
    »Was hat er damit gemeint?« Julia sah Cramer mit gerunzelter Stirn nach. »Er will uns doch wohl nicht in der Wüste zurücklassen?«
    »Wo denkst du hin? Aber er ist ein erfahrener Führer und hat sicherlich schon oft erlebt, dass einige Frauen zu schwach für die vielen Monate der Entbehrungen sind.«
    »Glaubst du, dass viele Wagen nach Oregon abbiegen werden?«
    Darauf wusste Nathan nicht sofort eine Antwort. »Also, von den Männern, die ich bisher näher kennengelernt habe, sicher nicht. Sie sind fest entschlossen, Goldsucher in Kalifornien zu werden, aber es ist schon möglich, dass sich einige anders entscheiden, weil sie den Weg über die Berge scheuen.«
    Wieder wurde auf einem freien Stück am Ufer des Missouri gerastet, und alles wiederholte sich wie am Vorabend. Die Zugtiere und Reitpferde wurden ausgespannt und zur Tränke geführt; im Lager wurden Feuerstellen errichtet sowie Pfannen und Töpfe aus den Wagen geholt.
    Diesmal traf Julia auf Ross, als sie Feuerholz suchte. Er trug ein Gewehr und wollte anscheinend auf die Jagd gehen.
    »So ein Tagesausklang gefällt mir«, sagte er lächelnd. »Scheint kein Zufall zu sein, dass wir uns abends immer alleine treffen. Wo ist Lilly?«
    Julia ließ sich ihre Eifersucht nicht anmerken. »Ihre Füße sind voller Blasen vom Wandern, deshalb ist sie im Lager geblieben und kocht. Was hast du mit dem Gewehr vor?«
    »Ich will mal schauen, ob ich etwas Frischfleisch zum Abendessen erwische.« Mit dem Kinn wies er auf das angrenzende Waldstück. »Gruß an Lilly … aber um ehrlich zu sein, treffe ich dich lieber allein.«
    Julia bückte sich schnell nach einem Stück Holz im Gras, um ihre Freude über das unverhoffte Kompliment zu überspielen. Ross musste nicht wissen, wie glücklich sie darüber war, von solch einem tollen Mann überhaupt wahrgenommen zu werden.
    Er ließ sich neben sie im Gras nieder und legte sein Gewehr daneben, weil ihm aufgefallen war, dass Julia sich davor fürchtete. In New York trugen nur Polizisten und Gangster Waffen; sie musste sich erst einmal langsam daran gewöhnen, dass sich jeder Mann im Westen zum Eigenschutz bewaffnete.
    »Sag mir Bescheid, wenn dir jemand zu nahe tritt«, sagte er, als auch Julia sich zögernd setzte. »Bei den vielen Männern hier könnten du und Lilly schnell in Gefahr geraten. Das sind meiner Meinung nach zwar alles ehrliche Burschen, aber wenn wir erst einmal wochenlang durchs Ödland ziehen, wo es außer dem Treck nichts gibt, könnte die Fantasie von

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