Gewitter der Liebe
James vertrauen, Liebes. Er hat in seinem Zeitplan alle Störungen eingerechnet. Wir werden es pünktlich schaffen«, erwiderte Ross zuversichtlich und presste Julias Kopf an seine Brust.
Mit geschlossenen Augen schmiegte sie sich an ihn, und als seine Hand zaghaft unter die Decke schlüpfte, wartete sie mir angehaltenem Atem, was nun geschehen würde.
Ross’ Hand war angenehm warm und trotz der Schwielen sanft und zärtlich. Ganz langsam begann sie Julias Brust zu streicheln, und als er merkte, dass sie sich entspannte, anstatt sich dagegen zu wehren, wurde er forscher.
In Julia loderte ein bis dahin unbekanntes Gefühl auf. Eine heiße Welle durchfuhr sie so jäh, dass sie überrascht seufzte.
»Willst du es genau so sehr wie ich?«, murmelte er irgendwann in ihr Ohr. Und als sie nickte, zog er sich flink aus und kroch zu Julia unter die Decke.
Als sie am späten Abend wieder in Nathans Wagen stieg, war sie ein anderer Mensch geworden. Sie war nun eine richtige Frau und nicht mehr das unschuldige Mädchen, das sich in ihren geheimen Träumen vorzustellen versuchte, wie es sein würde, sich einem Mann hinzugeben.
Sie glaubte, Ross jetzt noch viel mehr zu lieben, wenn das überhaupt möglich war. Er war ein erfahrener Liebhaber und hatte Julia behutsam genommen; wie viele Frauen es in seinem Leben schon gegeben hatte, wollte sie gar nicht wissen. Das war Vergangenheit, jetzt gehörte er ihr für alle Zeiten.
Nachdem sie sich geliebt hatten, hatte Ross ihr gesagt, dass er sie heiraten wollte – allerdings erst, wenn er genug Gold gefunden hatte, um sie ernähren zu können. So lange würde Julia arbeiten und ihre Aussteuer nähen.
Lilly schien die Veränderung ihrer Freundin nicht aufzufallen, aber Nathan merkte sofort, dass sich in Julias Leben etwas ereignet hatte; etwas, von dem er bereits ahnte, dass es ihm nicht gefallen würde. Zudem fiel ihm auf, dass Julias Kleidung fast trocken war, sie musste sich ihrer also entledigt haben.
Der Regen hatte etwas nachgelassen, doch es sollte noch eine Woche dauern, bis es endlich weiterging.
4
Nur langsam ging es voran; die Gegend wurde immer steiniger, und dann galt es auch noch, drei Flüsse zu durchqueren. Zwar waren sie nicht sehr tief, jedoch brach so manche Wagenachse beim Überqueren. Auch zwei Todesopfer waren zu beklagen, die in einen Sog geraten und ertrunken waren.
Von den anfangs über neunzig Wagen waren dreiundsechzig übriggeblieben. James Cramer ermahnte die Leute, sich mit Wasser zu versorgen, denn inzwischen hatte der Treck längst den Lauf des Platte River verlassen.
Nun war es wichtig, Cramer zu vertrauen, denn es gab keine festen Wege mehr. Würde der Treck zu weit westlich abweichen, würde man unweigerlich am Great Salt Lake landen, dem gefürchteten Großen Salzsee, auf dem es Hunderte von Meilen nichts als verdorrte Erde gab und Mensch und Tier unter der sengenden Sonne verdursteten.
Aber auch das Ödland von Utah, in dem sich der Treck bald darauf befand, war trocken, sandig und steinig, und nur hier und da ragten verdorrte Grasbüschel und verkrüppelte Sträucher in die Höhe.
Die anfangs so forschen Auswanderer waren still geworden. Anstatt vom Gold träumten sie nunmehr von frischem Wasser und einem Stück Fleisch, denn es gab keine Tiere mehr, die man zwischendurch jagen konnte. Man aß Bohnen, Wurst und Gemüse aus Konservendosen; zu trinken gab es nur kleine Rationen des abgestandenen Wassers, das man von der letzten Flussüberquerung mitgenommen hatte.
Die Tiere litten am meisten, denn es gab kaum Gras für sie und zu wenig zu trinken. Ein Maultier war bereits tot zusammengebrochen, und weitere Zugtiere würden ihm bald folgen.
Nun gingen alle zu Fuß; sogar Cramer führte sein Pferd am Zügel, um es zu entlasten. Wegen der erbarmungslosen Sonne hatten alle trockene, aufgesprungene Lippen, ständigen Durst und gerötete Haut, obwohl jeder zusah, dass er so viel wie möglich von seinem Körper bedeckt hielt.
Lilly war in den letzten Wochen recht launisch und wortkarg geworden, aber Julia vermutete, dass die Freundin eifersüchtig wegen Ross war. Zwar behandelte sie Julia wie zuvor, doch diese spürte, dass sie neidisch war.
Bester Laune war während dieser beschwerlichen Zeit beileibe niemand. Als sie die Grenze zu Nevada überschritten, tauchten die ersten Kakteen auf, und einige Männer versuchten, Wasser daraus zu gewinnen. Es klappte tatsächlich, war aber viel zu wenig.
Sie hatten die Sierra Nevada etwa zur Hälfte
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