Gewitter der Liebe
erinnerte, die er beim Einzug gesagt hatte: »In dem neuen Haus bekommst du die schönsten Möbel, die man für Geld kaufen kann, warte es nur ab. Die Handelsschiffe liefern alles, was das Herz begehrt, und du sollst wie eine Prinzessin wohnen.« Das hatte er gesagt, noch bevor er auf den Goldfeldern gewesen war – und hatte er bisher nicht Wort gehalten?
Ein Wohnhaus hatte er in Auftrag gegeben – bezahlt mit dem Gold, das er bisher gefunden hatte. Dies war für Julia der größte Liebesbeweis, und endlich konnte sie zur Ruhe kommen und einschlafen.
9
Als Ross Anfang 1850 in San Francisco auftauchte, war er nicht bester Laune. Zwar begrüßte er Julia überschwänglich, doch sie sah ihm an, dass er unzufrieden war.
»Es ist wie verhext«, sagte er und ließ sich von Julia bewirten. »Ich scheine immer an den falschen Stellen zu schürfen. Mehr als ein Säckchen kleiner Goldkiesel sind nicht zu finden – und je weiter ich mich von San Francisco entferne, desto steiniger werden die Flussufer.«
Sie stand am Herd und wendete die Bratkartoffeln, während sie über die Schulter hinweg erwiderte: »Du bist halt nicht der Einzige da draußen. Vielleicht solltest du eine Pause einlegen, um in der Stadt etwas Geld zu verdienen. Nathan will das Grundstück mit dem alten Lagerschuppen kaufen und darauf ein solides Steinhaus bauen. Vielleicht könntest du beim Bau helfen – Nathan sagt, er würde die Arbeiter gut bezahlen.«
»Liebling, sei mir nicht böse.«
Er trat hinter sie und umfasste ihre Taille, was einen wohligen Schauer in ihr auslöste. »Ich bin weder Maurer noch Zimmermann, und für jemand anderen zu arbeiten wäre das Letzte für mich. Ich bin Goldsucher, das ist meine Bestimmung!«
»Natürlich, ich meinte ja nur …«
»Ich weiß, dass du es gut meinst, mein Engel.« Er hauchte einen Kuss auf ihren Nacken. »Ach, ich bin so froh, dass ich wieder hier bin. Du hast mir so sehr gefehlt, und hätte ich geahnt, dass ich keinen großen Fund machen würde, wäre ich Weihnachten mit Josh heimgekehrt. Es war furchtbar da draußen am Fluss – die nächtliche Feuchtigkeit kroch durch die Kleider, und das Essen, das eine schmuddelige alte Frau verkaufte, war grauenvoll. Nachher bringe ich das Gold zur Bank und kaufe dir nachträglich ein Geschenk.«
Mit einem seligen Lächeln drehte sich Julia um und warf sich in seine Arme. Sollte Lilly Ross doch weiterhin schlecht machen – sie selbst wusste es besser!
Sie verlebten eine herrliche Zeit miteinander. Nachdem Ross seinen Goldfund zur Bank gebracht hatte, kaufte er Julia eine wunderschöne Brosche aus Saphiren und überreichte sie ihr mit einem verlegenen Lächeln. Auch wenn es nicht der ersehnte Ring war, freute sich Julia sehr darüber und trug das Schmuckstück voller Stolz – aber nur, wenn Ross mit ihr ausging oder sie Nathan besuchten.
Wie versprochen, tauchten die Chinesen pünktlich auf, um das Holzhaus zu bauen. Das Grundstück lag etwas außerhalb des Zentrums, in einer der besseren Wohngegenden, in der es allerdings besonders hügelig war. Doch das störte Julia nicht, mit Ross zusammen würde sie sogar in einer Höhle leben.
Diesmal ließ er sich Zeit mit dem Aufbruch, doch Julia merkte, dass er allmählich unruhig wurde. Als Nathan sie einmal besuchte, hörte dieser heraus, dass es ihn unwiderstehlich wieder zu den Goldfeldern zog.
»Jede Woche tauchen mehr Goldsucher auf«, sagte er zu Nathan, als sich die beiden Männer gegenübersaßen. »Und alle tun nichts anderes, als tagtäglich am Flussufer zu sitzen und ihre Sichertröge zu schwenken. Die Vorstellung, dass einer dieser Neuankömmlinge ein Riesennugget findet, das eigentlich ich hätte finden sollen, macht mich krank.«
Nathan nickte verständnisvoll. »Aber nicht alle können als reiche Männer die Goldsuche einstellen. Immer wieder höre ich von Leuten, die vor Verzweiflung, dass sie nur Goldstaub finden, in den Suff fliehen, also das bisschen, das sie gefunden haben, in Alkohol umsetzen.«
Mit einer abwertenden Geste winkte Ross ab. »Mit solchen Leuten hatte ich auch schon zu tun. Aber ich sage dir, das sind verweichlichte Männer, die ihre Unfähigkeit in Whiskey ertränken. Sie gehören nicht hierher und werden immer auf der Verliererseite stehen. Ich hingegen werde so lange suchen, bis ich reich bin. Du bist schließlich auch auf dem besten Wege, wohlhabend zu werden.«
»Als Goldsucher wäre ich aber gescheitert, auch ohne Beinprothese«, wiegelte Nathan ab und setzte
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