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Gewitter über Pluto: Roman

Gewitter über Pluto: Roman

Titel: Gewitter über Pluto: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Mohn.
    Stirling vollzog eine abwehrende Geste, sodann erklärte er, daß die
Obduktion der Leiche keine neuen Erkenntnisse gebracht hätte. Er sagte: »Wie es
scheint, wurde Nix tatsächlich in der Rosmalenstraße umgebracht. Drinnen im
Laden. Wenn auch nicht direkt unter Ihrem Bett. Es ist zumindest schwer
vorstellbar, wie das abgelaufen sein soll. Eher scheint es, daß man Nix die
tödlichen Verletzungen in dem Raum vor der Werkstatt zugefügt hat und ihn dann
erst nach hinten geschleppt und unter das Bett geschoben hat.– Eine Frage: Haben Sie einen guten
Schlaf?«
    Â»Den habe ich ganz offenkundig«, antwortete Lorenz. Und dann,
ernster: »Ich war schon als Kind ein guter Schläfer. Ich benötige immer nur ein
paar Sekunden, dann bin ich weg. Und es braucht schon einen heftigen Lärm, um
mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu holen. Sie können sich gerne bei
meinen Exfreundinnen erkundigen. Manche fanden das ziemlich daneben. Wenn
Frauen schreien, dann wollen sie schon gehört werden.«
    Â»Ich glaube Ihnen auch so«, sagte Stirling. »Wobei mich der Neid
frißt. Bei mir ist das nämlich eine Katastrophe. Mein Schlaf ist ein
Kartenhaus. Mich weckt das Summen einer Fliege.«
    Â»Ja, ein guter Schlaf ist viel wert. Wer weiß, ob ich noch leben
würde, wenn ich aufgewacht wäre.«
    Stirling nickte. Das hatte etwas für sich. Er nahm einen Schluck
Kaffee, erhob sich, ging einmal um den verkümmerten Kaktus herum, blieb
schließlich an der linken Seite des sitzenden Lorenz Mohn stehen und sagte:
»Wenn Sie wollen, bringe ich Sie nach Solnhofen.«
    Lorenz machte große Augen. »Ich verstehe nicht ganz…«
    Â»Wir setzen uns morgen, so zeitig wie möglich, in meinen Wagen und
fahren hinauf zu diesem Steinbruch. Das ist noch ein Stückchen über Ingolstadt.
Ich denke, in sieben Stunden sind wir dort. Sie haben doch nichts gegen
italienische Autos, oder?«
    Â»Nein … eigentlich nicht. Aber ich begreife trotzdem nicht, weshalb…«
    Â»Betrachten Sie es so: Ich will auch mal ein wenig aus Wien raus.
Und immerhin dreht es sich ja um den Fall.«
    Â»Wirklich? Denken Sie, das Fossil hat eine solche Bedeutung?«
    Â»Es geht mir wie Ihnen«, sagte Stirling. »Wenn ich das Ding gesehen
habe, werde ich mich nachher vielleicht besser fühlen. Außerdem möchte ich Sie
nicht alleine lassen. Solange wir nicht den Hintergrund der Tat kennen, ist es
schwer zu sagen, ob Sie gefährdet sind oder nicht. Ich kann Ihnen zwar keinen
vierundzwanzigstündigen Personenschutz zuordnen, doch ein wenig aufpassen kann
ich schon auf Sie.«
    Lorenz überlegte. Dann fragte er, um welchen italienischen Wagen es
sich denn handle.
    Â»Um einen Fiat Barchetta. Das ist ein kleiner Sportwagen. Ein gutes
Auto. Ein braves Auto. Braver als jeder Porsche. Ich hatte mal einen Porsche.
Das ist, als sitze man im Bauch eines Feindes.«
    Â»Das sehen viele Leute aber anders.«
    Â»Das merkt man diesen Leuten auch an«, fand Stirling. »Sie wirken,
als seien sie zu lange in Magensäure geschwommen.«
    Â»Jetzt übertreiben Sie«, meinte Lorenz lachend.
    Stirlings Miene blieb finster und versteinert. Es sah aus, als halte
er Porsches tatsächlich für eine ernsthafte Bedrohung der Menschheit. Dann
erklärte er: »Ich hole Sie morgen in der Früh ab. Sieben Uhr. Und jetzt habe
ich noch zu tun.«
    Â»Gut«, sagte Lorenz, dankte für den Aida-Kaffee und verließ das
Zimmer.
    Im Gang holte er sein Handy aus der Tasche und rief Sera an, um ihr
zu sagen, daß er mit Stirling nach Solnhofen fahren werde.
    Â»Im Ernst?« fragte Sera.
    Â»Im Ernst.«
    Â»Ich hoffe, der Kerl ist nicht schwul.«
    Â»Er hat Familie.«
    Â»Na und?«
    Â»Er ist nicht schwul.«
    Â»Und du?«
    Â»Ich bitte dich, Sera. Ich will dich heiraten.«
    Â»Das machen viele Schwule. Da kenn ich mich aus.«
    Â»Willst du mich jetzt ärgern?«
    Â»Vielleicht.«
    Â»Ich liebe dich.«
    Â»Na gut«, sagte Sera.
    Mein Gott, was sollte er davon halten? Sera war lange nicht so
unkompliziert, wie er sich das gedacht hatte. Aber das war ja nichts Neues. Das
Komplizierte war die treibende Kraft im Universum. Man betrachte nur die
exzentrische Umlaufbahn von 134340.

II
    Â»Es gibt einen Südpol«, sagte
Christopher Robin,
    Â»und ich nehme an, daß es auch
einen Ostpol
    und einen Westpol gibt, obwohl

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