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Gewitter über Pluto: Roman

Gewitter über Pluto: Roman

Titel: Gewitter über Pluto: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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erklären, das Lachen werde Ihnen noch vergehen. Lachen Sie ruhig weiter,
wenn ich Ihnen jetzt sage, daß ich nicht von der Erde stamme. Obwohl ich genau
so aussehe. Kein Arzt und kein Labor könnten feststellen, daß meine Herkunft
nicht die eines Erdenbewohners ist. Wobei mich dieser Arzt und dieses Labor nur
über eine sehr eingeschränkte Zeitspanne beobachten dürften. Denn nach und nach
würde es auffallen, daß ich nicht älter werde, zumindest nicht mit jenem Tempo,
das unter Menschen üblich ist.
    Denken Sie aber bitte nicht, ich sei irgendein schleimiges Alien aus
einer weit entfernten Galaxis, das sich mittels eines neuartigen Haarfestigers
durch ein Wurmloch gesprayt hat und solcherart auf die Erde gelangt ist, um
sich mit demselben Haarfestiger – oder womit auch immer – in ein menschengleiches
Wesen zu verwandeln. Nein, ich bin kein verkleidetes Monster, sondern durch und
durch ein…man hätte früher wohl dazu gesagt, ein Herr in den besten
Jahren. Gemäß meinen derzeitigen Papieren zähle ich zweiundfünfzig Jahre, und
genau so sehe ich ja aus: moderat gealtert. Nur, daß niemand hier ahnt, daß ich
meine grauen Schläfen, meine etwas müde, vom Leben eingeschattete Haut, den
Anflug einer Lichtung auf meinem Scheitel, die mitunter etwas dickflüssige Art,
aus einem Auto zu steigen oder aus einem dieser Sofas zu gelangen, die Gott
weiß warum so tief am Boden liegen, als seien sie für Leute mit halben Beinen
geschaffen, daß ich all diese Erscheinungen beginnenden Verfalls bereits vor
fünfzig Jahren aufgewiesen habe und daß es für einen oberflächlichen
Betrachter, wäre ein solcher gegeben, auch in fünfzig
Jahren nicht anders aussehen würde.
    Genau darin besteht mein Problem auf dieser Welt. Daß ich nicht
allzulange an ein und demselben Ort bleiben kann, ohne daß auffallen müßte, daß
etwas mit mir nicht stimmt. So bin ich gezwungen, in vernünftigen Abständen
immer wieder die Orte und die Existenzen wechseln, was ich sehr bedauerlich
finde. Ich bin vom Typus her eher seßhaft und treu. Habe ich Freunde gefunden,
so sehe ich eigentlich keinen Grund, mir neue zu suchen. Habe ich eine Frau
geheiratet – und Heiraten gehört unbedingt dazu –, so würde ich gerne diese
eine Frau behalten. Aber das geht leider nicht. Ein Mann, der scheinbar nicht
altert, ist für eine Frau eine Zumutung. Da nützt es nichts, mich tausendmal zu
entschuldigen oder auf die Fältchen unter meinen Augen zu verweisen, die ja
immer die gleichen Fältchen bleiben, keines dazu kommt, keines größer wird,
während die jeweilige Frau an meiner Seite verzweifelt einen ungleichen Kampf
führt. Ich habe auf dieser Welt nur gute Ehen geführt und mußte sie dennoch zur
rechten Zeit beenden, dumme Ausreden benutzend, solcherart stets einen
traurigen und enttäuschten Menschen zurücklassend. Ich halte es für das größte
Unglück, das ich kenne, die Wahrheit nicht sagen zu
können. Lügen zu müssen. Aber was soll ich tun, ich bin ein Agent, sogar ein
Agent erster Klasse. Die Lüge ist mein Geschäft.
    Wie gesagt, ich war bereits in Jugendjahren von der Erde
begeistert. Dank vager Vorstellungen. Zu dieser Zeit wußten wir wenig über das
Leben auf diesem Planeten. Noch waren die Verantwortlichen desinteressiert. Man
sagte sich, daß jeder sein eigenes Ding machen solle und es besser wäre, wenn
diese Dinge sich nicht überkreuzten, weil jede Überkreuzung die Gefahr unkontrollierter
Verknotung in sich trage. Und man weiß doch, welche aggressiven Gefühle Knoten
hervorzurufen verstehen. Vor allem bei kurzlebigen Wesen, die gar nicht über
die Zeit verfügen, ewig lange an einem Knoten herumzufingern.
    So kam es, daß unser Interesse an der menschlichen Rasse eher
theoretisch blieb beziehungsweise Leuten überlassen war, die, gleich was sie
taten, stets den Begriff Hobby anzufügen sich
verpflichtet fühlten. Die Erde war etwas für Laien.
    Ich muß an dieser Stelle also meine Heimat ins Spiel bringen, auch
wenn ich nur zu gut weiß, daß die menschliche Idee von einer
außerterrestrischen Existenz gerne in Richtung grüner Männchen geht oder aber
dieses Thema Teil eines selten intelligenten Kasperltheaters für Freunde
utopischer Geschichten ist. Zudem ist es ganz richtig, wenn die Gegner diverser
UFO-Szenarien von der

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