Gezaehmt im Bett einer Lady
Kuss auf seinen schmutzigen Nacken. Er versteifte sich. Schließlich küsste sie ihn auf die schmutzige Wange.
Er stieß den Atem aus, den er angehalten hatte, und damit kam auch eine Flut von Beschimpfungen; er zappelte und strampelte wie ein Wilder, bis er sich unter ihr hervorgewunden hatte. Bevor er wegkriechen konnte, bekam sie ihn an der Schulter seiner zerlumpten Jacke zu fassen, sprang selbst rasch auf und zog ihn mit sich.
Sein Fuß in dem löchrigen Schuh schoss vor, zielte auf ihre Schienbeine, aber sie wich ihm aus, ohne ihren Griff zu lockern.
„Halt still“, verlangte sie in ihrer besten Gehorsam-oder-Tod-Stimme und schüttelte ihn dazu durch. „Versuch noch einmal, mich zu treten, und ich trete zurück - und ich werde auch treffen.“
„Ich piss darauf!“, rief er. Er unternahm einen weiteren ungestümen Versuch, sich loszureißen, aber Jessica hatte nicht nur einen eisernen Griff, sondern auch reichlich Erfahrung mit sich windenden Kindern.
„Lass mich los, du blöde Sau!“, kreischte er. „Lass mich los! Lass los!“ Dabei zappelte er und zerrte verzweifelt an ihr. Aber sie bekam einen dünnen Arm zu fassen, sodass es ihr gelang, ihn an sich zu ziehen und ihre Arme um ihn zu schlingen.
Das Gezappel hörte auf, aber das empörte Geheul nicht.
Jessica erkannte, dass er ernstlich verängstigt war, aber sie konnte nicht wirklich glauben, dass er vor ihr Angst hatte.
Sein Geschrei wurde verzweifelter, als die Antwort auftauchte.
Phelps kam um eine Kurve auf dem Reitweg, eine Frau im Schlepptau. Das Kind unterbrach sich mitten im Schrei und erstarrte.
Die Frau war Charity Graves.
Es war die Mutter des Jungen, die ihm dieses Mal auf den Fersen gewesen war, und anders als die hilflosen Athton-Dorfbewohner wusste sie sehr gut, was sie mit ihm tun sollte. Sie würde ihm für den Anfang eine gehörige Tracht Prügel verabreichen, verkündete sie.
Er war vor etwa vierzehn Tagen davongelaufen, und Charity behauptete, sie habe überall nach ihm gesucht. Schließlich sei sie nach Athton gekommen - obwohl sie wusste, es konnte sie das Leben kosten, sich auf zehn Meilen Seiner Lordschaft zu nähern, sagte sie. Sie war bis zum Whistling Ghost gelangt, als Tom Hamby und Jem Furse herausgerannt kamen, ein Dutzend weiterer wütender Männer hinter sich, die sie rasch umringt hatten.
„Und sie haben schlimme Sachen erzählt“, fuhr Charity mit einem drohenden Blick für ihren Sohn fort.
Jessica hielt ihn nicht länger am Kragen. Beim Auftauchen seiner Mutter hatte der Junge ihre Hand ergriffen. Er umklammerte sie fest. Bis auf den heftigen Druck der kleinen Hand stand er reglos, sein Körper gespannt, seine dunklen Augen auf seine Mutter gerichtet.
„Alle Menschen in Dartmoor wissen, was er getrieben hat“, bemerkte Jessica. „Sie können nicht erwarten, dass ich Ihnen glaube, Sie hätten nichts davon gehört. Wo waren Sie, in Konstantinopel?“
„Ich bin eine arbeitende Frau“, erklärte Charity und warf ihren Kopf in den Nacken. „Ich kann ihn nicht jede Sekunde beobachten, und ich habe auch kein Kindermädchen, das das für mich tut. Ich hab ihn in die Schule geschickt, oder etwa nicht? Aber der Schulmeister konnte ihn nicht dazu bringen, auf ihn zu hören, nicht wahr? Und wie soll ich das dann schaffen, frage ich Sie, wenn der Junge dauernd wegläuft und ich keine Ahnung habe, wo er sich gerade aufhält?“
Jessica bezweifelte, dass es Charity kümmerte, wo der Junge steckte, bis sie gehört hatte, dass sein Versteck Athcourt Park war. Wenn Seine Lordschaft herausfand, dass der „Straßenbengel“ sich in dem schmucken und liebevoll instand gehaltenen Sommerhaus des zweiten Marquess versteckte, wäre die Hölle los. Und Charity wusste das.
Selbst jetzt war sie nicht so selbstsicher, wie sie tat. Ihre grünen Augen zuckten immer wieder zur Seite, um die belaubte Umgebung zu betrachten, als rechnete sie damit, dass Dain jeden Moment zwischen den Bäumen hervorspringen würde.
Sie war zwar unsicher, aber sie schien es nicht sonderlich eilig zu haben, wieder zu verschwinden. Obwohl Jessica nicht erraten konnte, was im Kopf der Frau vor sich ging, war es klar genug, dass sie versuchte, die Marchioness of Dain einzuschätzen und ihr Vorgehen entsprechend anzupassen. Nachdem sie festgestellt hatte, dass die Androhung wüster Strafen für Dominick keine Billigung fand, verlegte sie sich prompt darauf, ihren schwierigen Umständen die Schuld zu geben.
Während Jessica dies auffiel, nahm
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