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Gezaehmt im Bett einer Lady

Titel: Gezaehmt im Bett einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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nachdem sie ihn kritisch gemustert hatte. „Es sieht sogar ziemlich schneidig aus.“ Sie fügte nicht hinzu, dass es so aussah, als plante er, auszugehen, denn er war für einen Ausritt gekleidet.
    „Sei nicht so geduldig mit mir“, verlangte er. Dann stürmte er in ihren Salon, nahm das Porträt seiner Mutter von der Staffelei und trug es hinaus - und weiter zur Tür hinaus über den Flur.
    Sie folgte ihm auf den Korridor und dann weiter die Treppe hinunter zu dem Speisesalon.
    „Du willst Mama im Speisesalon“, erklärte er. „Dann hängt Mama im Speisesalon.“
    Er stellte das Gemälde gegen einen Stuhl und zog an der Klingelschnur. Sogleich erschien ein Lakai.
    „Sagen Sie Rodstock, ich will, dass das blöde Landschaftsbild abgenommen und an seiner Stelle dieses Porträt aufgehängt wird“, trug ihm Dain auf. „Und sagen Sie ihm, ich will es jetzt sofort.“
    Der Lakai gehorchte auf der Stelle.
    Dain ging aus dem Speisesalon über den kurzen Flur in sein Arbeitszimmer.
    Jessica eilte ihm nach.
    „Das Porträt wird sehr schön über dem Kaminsims aussehen“, stellte sie fest. „Ich habe ein paar hübsche Vorhänge im Nordturm gefunden. Die lasse ich reinigen und ebenfalls im Speisesalon aufhängen. Sie harmonieren besser mit dem Porträt als das, was jetzt dort ist.“
    Er war zu seinem Schreibtisch gegangen, setzte sich aber nicht hin. Er stand davor, halb von ihr abgewandt. Sein Kinn war vorgeschoben, seine Augen verhangen.
    „Ich war acht Jahre alt“, erklärte er mit angespannter Stimme. „Ich habe genau hier gesessen.“ Er nickte zu dem Stuhl vor dem Schreibtisch. „Mein Vater saß dort.“ Er deutete auf die Stelle, wo er selbst gewöhnlich saß. „Er hat mir mitgeteilt, meine Mutter sei Jezebel und dass die Hunde sie fressen würden. Er hat mir gesagt, sie sei auf dem Weg in die Hölle. Das war alles, was er mir als Erklärung für ihre Abreise gab.“
    Jessica spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Sie musste sich auch abwenden, weil sie um Fassung rang. Es war nicht leicht.
    Sie hatte schon erraten, dass sein Vater streng gewesen war und unerbittlich. Aber sie hätte sich nie träumen lassen, dass er - dass irgendein Vater - so brutal grausam sein könnte ... zu einem kleinen Jungen ... verwirrt, verängstigt und traurig wegen des Verlusts seiner Mutter.
    „Dein Vater war aufgebracht und beschämt, keine Frage“, zwang sie sich zu sagen. „Aber wenn ihm wirklich etwas an ihr gelegen hätte, wäre er ihr nachgefahren, statt seinen Zorn an dir auszulassen.“
    „Wenn du wegläufst“, erklärte Dain mühsam beherrscht, „werde ich dich finden. Ich werde dir bis ans Ende der Welt folgen.“
    Wenn es ihr gelungen war, nicht vor Schreck umzufallen, als er erklärt hatte, er wolle sich ihretwegen umbringen, würde sie es auch jetzt schaffen, sagte sie sich.
    „Ja, das weiß ich“, erwiderte sie. „Aber dein Vater war ein verbitterter alter Mann, der die falsche Frau geheiratet hat, und du nicht. Offensichtlich war sie überspannt - daher hast du das übrigens -, und er hat sie elend gemacht. Aber ich bin nicht im Mindesten überspannt, und ich würde es auch nicht zulassen, dass du mich elend machst.“
    „So wie du auch nicht zulassen wirst, dass diese verdammte Frau ihren Satansbraten mit ins böse London nimmt.“
    Jessica nickte.
    Er lehnte sich zurück gegen den Schreibtisch und richtete seinen finsteren Blick auf den Teppich. „Und du kommst auch nicht auf die Idee, dass dieses Kind vielleicht gar nicht von seiner Mutter getrennt sein will. Dass so etwas am Ende ...“ Er beendete den Satz nicht, klopfte mit der Hand auf die Tischplatte, als suche er die richtigen Worte.
    Er musste nicht zu Ende sprechen. Sie wusste, er spielte auf seinen eigenen Fall an: Dass der Umstand, dass seine Mutter ihn zurückgelassen hatte, ihn am Boden zerstört hatte ... und er sich bis heute nicht vollständig davon erholt hatte.
    „Ich weiß, es wird sehr schwer für ihn sein, ein schlimmer Schnitt“, antwortete Jessica. „Ich habe seine Mutter gebeten, zu versuchen, ihn darauf vorzubereiten. Ich habe vorgeschlagen, dass sie ihm erklärt, dass es dort, wo sie hingeht, viel zu gefährlich für kleine Jungen ist und es viel besser wäre, wenn er hier bliebe, wo er sicher ist und sie weiß, dass er gut versorgt wird.“
    Er warf ihr einen raschen Blick zu. Dann schaute er wieder auf den Teppich.
    „Ich wünschte nur, es stimmte“, fuhr Jessica fort. „Wenn sie ihn wirklich liebte,

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