Gezaehmt im Bett einer Lady
würde sie ihn nie einem solchen Risiko aussetzen.
Sie würde sein Wohlergehen an die erste Stelle setzen - so wie es deine Mutter getan hat“, traute sie sich hinzufügen. „Sie hat einen kleinen Jungen nicht mit sich auf eine gefährliche Seereise gezerrt, ohne die Gewissheit, für ihn sorgen zu können - wenn es ihm gelänge, die Reise zu überleben. Aber ihr Fall war tragisch, und man muss sich ihretwegen grämen. Charity Graves hingegen ... Ach, auf gewisse Weise ist sie selbst noch ein Kind.“
„Meine Mutter ist eine tragische Heldin und Charity Graves ein Kind“, sagte Dain. Er stieß sich von der Tischkante des Schreibtisches ab und ging dahinter, nicht zum Stuhl, sondern zum Fenster, und sah hinaus.
Das Unwetter ließ nach, bemerkte Jessica.
„Charity will hübsche Kleider und Tand und die Aufmerksamkeit aller Männer in der Nähe“, erklärte sie. „Bei ihrem Aussehen und ihrem Verstand - und ihren Reizen, die sie hat, das will ich gerne zugeben - hätte sie inzwischen eine berühmte Kurtisane in London sein können, aber dazu ist sie zu träge, lebt zu sehr für den Augenblick.“ „Aber dieses Geschöpf des Augenblicks hat sich meine Ikone in den Kopf gesetzt, wie du mir auf dem Heimweg mitgeteilt hast“, sagte er. „Die sie nie gesehen hat. Und für deren Existenz sie sich auf das Wort eines Dorftölpels verlässt, der es von jemand anderem gehört hat, der es wiederum von einem unserer Diener gehört haben will. Trotzdem ist sie davon überzeugt, das Ding sei zwanzigtausend Pfund wert. Und das ist auch die einzige Summe, wie sie dir gesagt hat, die sie als Ersatz akzeptieren wird - und zwar besser in Goldsovereigns, da sie Papiergeld nicht traut. Ich wüsste wirklich gerne, wer ihr den Floh mit diesen zwanzigtausend Pfund ins Ohr gesetzt hat.“
Jessica stellte sich neben ihn ans Fenster. „Das wüsste ich auch gerne. Aber wir haben leider nicht die Zeit, das herauszufinden, nicht wahr?“
Mit einem knappen Lachen drehte er sich zu ihr um. „Wir? Es ist nicht ,wir‘, wie du sehr wohl weißt. Es ist ,Dain‘, der bedauernswerte Pantoffelheld, der genau das tun muss, was seine Frau will, wenn er weiß, was gut für ihn ist.“
„Wenn du unter meinem Pantoffel stündest, würdest du mir blind gehorchen“, teilte sie ihm mit. „Aber das ist überhaupt nicht der Fall. Du hast eine Erklärung für mein Verhalten gesucht, und nun versuchst du, Charitys zu begreifen. Du machst dich zudem dafür bereit, mit deinem Sohn fertigzuwerden. Du versuchst dich in ihn hineinzuversetzen, damit du schnell in der Lage bist, irgendwelche besorgniserregenden Reaktionen zu verstehen und intelligent und effizient damit umzugehen.“
Sie trat näher zu ihm und strich ihm über das Halstuch. „Mach schon, sag mir, dass ich dir nach dem Mund rede, um dich zu besänftigen, oder dass ich dich manipuliere oder was an schrecklichen Eigenschaften einer Ehefrau dir sonst noch einfällt.“
„Jessica, du bist wirklich das Lästigste überhaupt, weißt du das?“ Er betrachtete sie finster. „Wenn ich nicht so immens eingenommen von dir wäre, würde ich dich aus dem Fenster werfen.“
Sie schlang ihre Arme um seine Mitte und legte ihren Kopf an seine Brust. „Nicht nur,eingenommen 4 , sondern sogar,immens eingenommen. Oh Dain. Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig.“ „Nicht jetzt“, erwiderte er verstimmt. „Ich habe keine Zeit, dich aufzuheben. Lass mich los, Jess. Ich muss zu diesem bescheuerten Postbridge.“
Sie lehnte sich zurück. „Jetzt?“
„Natürlich jetzt.“ Er rückte von ihr ab. „Ich wette mit dir, dass die alte Hexe bereits da ist - und je eher ich diesen verdammten Unsinn hinter mir habe, desto besser. Das Gewitter lässt nach, was heißt, es wird noch ein paar Stunden hell sein. Was wiederum heißt, es ist weniger wahrscheinlich, in einen Graben zu reiten und mir den Hals zu brechen. “ Rasch umrundete er den Schreibtisch und ging zur Tür.
„Dain, versuch nicht, über sie hereinzubrechen“, rief sie ihm nach.
Er blieb stehen und warf ihr einen empörten Blick zu.
„Ich dachte, ich sollte sie einfach überfahren“, sagte er.
„Ja, aber versuch, den Jungen nicht in Angst und Schrecken zu versetzen. Wenn er wegläuft, wirst du es teuflisch schwer haben, ihn zu fassen zu bekommen.“ Sie eilte zu ihm. „Vielleicht sollte ich doch mitkommen.“
„Jessica, ich kann damit umgehen“, unterrichtete er sie. „Ich bin nicht völlig unfähig.“
„Aber du bist es nicht
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